Die serbische Restaurantkette Walter hat sich über die Grenze des ehemaligen Jugoslawien gewagt und in der größten Balkanstadt außerhalb des Balkans Filialen unter dem Namen Walter Ćewapi eröffnet. Es fing schon klischeehaft-authentisch an: Die für Herbst 2023 angekündigte Eröffnung der Dependance in der Mall Wien-Mitte ließ bis Anfang Jänner 2024 auf sich warten.

Rindfleisch und rohe Zwiebeln

Offensichtlich wurde die Eröffnung von den Wiener Ćevapi-Fans ungeduldig erwartet, denn das Lokal im Food-Court des gut frequentierten Einkaufszentrums war an einem Montag kurz vor Mittag schon voll, die Serbisch sprechende Belegschaft leicht alarmiert, aber nicht überfordert.

Für ćevapi braucht man kein Besteck, aber noch nicht integrierten Besucherinnen und Besucher werden sie natürlich bereitgestellt.
Für Ćevapi braucht man kein Besteck, aber für noch nicht integrierte Besucherinnen und Besucher wird es natürlich bereitgestellt.
privat/der Standard

Die Ćevapi aus 100 Prozent Rindfleisch kommen in klassischen Portionsgrößen (fünf oder zehn Stück) daher und werden ebenfalls klassisch in einer Lepinja, also in der Mitte durchgeschnittenem Fladenbrot, serviert. Das Faschierte ist mit ausreichend Fettanteil versehen, angenehm kross gegrillt. Das Brot könnte etwas weicher sein, aber das ist wohl Geschmackssache.

Wie auf der Homepage versprochen, werden die Ćevapi authentisch bosnisch serviert, also auf Wunsch mir reichlich rohen Zwiebeln. Angeboten werden auch andere Beilagen wie Kajmak oder Ajvar. Vom Ajvar würde ich aber derzeit explizit abraten, es handelt sich um einen säuerlichen, mit viel zu großen Paprikastücken ausgestatteten Aufstrich, der mit der üblichen Rezeptur nur wenig zu tun hat. Dafür ist der Krautsalat wie früher bei Oma: reichlich gesalzen, wenig Essig, viel Öl.

Lass das Messer liegen

Angeboten werden auch andere Grillgerichte wie Pljeskavica oder die bosnischen Würstel Sudžuke, außerdem Salate, ein paar Frühstücksgerichte und einige traditionelle Desserts, die bald separat getestet werden wollen.

Für Ćevapi-Fans, die einen schnellen und guten Imbiss wollen, kann man Walter durchaus empfehlen. Und falls es in Wien einen Fleischfan gibt, der oder die tatsächlich noch nie die bosnische Variante der Ćevapčići probiert hat, dann ist es ebenfalls eine gute und niederschwellige Gelegenheit. Und ein kleiner vorletzter Tipp am Ende: Lassen Sie das Besteck liegen und benutzen Sie Ihre Hände, Papierservietten sind ausreichend vorhanden. Damit ist Ihnen die vollständige Integration garantiert.

Der letzte Tipp richtet sich an die Cineasten und historisch Interessierten unter den Lesern und Leserinnen. Der Besitzer der Restaurantkette stammt aus Sarajevo und hat sich bei der Namensfindung vom berühmten jugoslawischen Partisanenfilm "Valter brani Sarajevo" (Walter verteidigt Sarajevo) inspirieren lassen. (Olivera Stajić, 16.1.2024)