Das Leben in Österreich ist im Vorjahr um durchschnittlich 7,8 Prozent teurer geworden. Damit war es das zweite Jahr in Folge mit extrem hoher Inflation nach 2022, als die Jahresteuerung mit 8,6 Prozent den höchsten Stand seit der ersten Ölpreiskrise der 1970er-Jahre erreicht hatte. „Die Inflation lag im Jahr 2023 mit 7,8 Prozent immer noch fast viermal höher als der EZB-Zielwert von zwei Prozent", sagt Statistik Austria-Chef Tobias Thomas.

Ein Kellner serviert Speisen.
In der Gastronomie lag der Preisauftrieb im Vorjahr deutlich über der Inflationsrate.
APA/ALEX HALADA

Gleich zu Jahresbeginn markierte die Inflation im Jänner den Jahreshöchstwert mit 11,2 Prozent, der tiefste Stand wurde im November mit 5,3 Prozent erreicht, die Teuerung verringerte sich also grundsätzlich sukzessive. Nur im Dezember erhöhte sich der Preisauftrieb wegen Erhöhungen bei Strom und Treibstoffen zwar wieder etwas auf 5,6 Prozent. Es bleibt die Erkenntnis: Die Tendenz stimmt, aber das Niveau ist weiterhin viel zu hoch. Denn in der Eurozone lag die Jahresinflation 2023 bei deutlich geringeren 5,4 Prozent.

Weit über Eurozone

Zu Jahresende lag die Teuerung in der Währungsunion bei vergleichsweise moderaten 2,9 Prozent, also weiterhin merklich unter dem Wert Österreichs. Statistik Austria-Chef Thomas stellt für Österreich "eine Verschlechterung im Vergleich zu anderen Ländern trotz sinkender Inflationsraten" fest. Mit Kroatien, der Slowakei und den baltischen Staaten würden nur fünf andere Länder der Eurozone eine höhere Teuerung aufweisen.

Die Gründe dafür gelten als weitgehend hausgemacht: Die Regierung hat zunächst auf teils wenig treffsichere Hilfszahlungen gesetzt und erst spät und halbherzig in die Konsumentenpreise, etwa bei Strom oder den Mieten, eingegriffen.

Nahrung und Gastronomie

Nachdem im Jahr 2022 hauptsächlich die Energiepreise zu dem starken Anstieg der Inflationsraten beigetragen hatten, sorgten im Vorjahr auch sogenannte Zweitrundeneffekte, also die Weitergabe der höheren Kosten, für weiteren Preisauftrieb. "Mehr als die Hälfte der Inflation des Jahres 2023 ist auf starke Preisanstiege in der Gastronomie, bei Nahrungsmitteln, der Haushaltsenergie und der Wohnungsinstandhaltung zurückzuführen", erklärt Thomas. Preisdämpfend hingegen hätten sich im Vorjahr die niedrigeren Treibstoffpreise, die insgesamt maßgeblich für den Rückgang der Inflation im Verlauf des Jahres verantwortlich waren, bemerkbar gemacht.

Für Aufregung sorgte die enorme Teuerung in der Gastronomie, die durchwegs über der Inflationsrate lag, ebenso bei Nahrungsmitteln. Ein von der Regierung kurzfristig einberufener Lebensmittelgipfel bracht jedoch kaum greifbare Ergebnisse. Dazu kommt, dass die hohe Jahresinflation von 7,8 Prozent die Grundlage für viele künftige Kostensteigerungen, etwa bei Mieten oder Gebühren, darstellt – was wiederum die Teuerung heuer antreiben wird.

Teures Gemüse

Ein paar Highlights der Preisentwicklung bei Lebensmitteln im Vorjahr, wobei sich die Werte auf Dezember beziehen, also mit der aktuellen Inflationsrate von 5,6 Prozent vergleichbar sind: Olivenöl wurde im Jahresabstand um 41 Prozent teurer, allerdings gegen den Trend bei anderen Speisefetten, denn Butter wurde um 18 Prozent, andere Pflanzenöle im Schnitt um acht Prozent günstiger. Bei Gemüse stiegen die Preise um mehr als zehn Prozent, wobei Erdäpfel mit einem 20-prozentigen Preisanstieg herausragen.

Tiefer in die Tasche greifen heißt es auch für Freizeitvergnügen, vor allem bei personalintensiven Dienstleistungen, wo die Lohnsteigerungen an die Kundschaft weitergereicht wurden. In der Gastronomie fielen um mehr als neun Prozent höhere Preise an, für Beherbergungen stiegen die Kosten um fast zehn Prozent. Bei den Treibstoffen wurde Diesel um etwa fünf Prozent günstiger, während Benzin im Dezember ungefähr so viel kostete wie vor einem Jahr.

Deutliche Mehrkosten

Hätte sich der Preisauftrieb hierzulande im Vorjahr auf den Durchschnitt der Inflation in der Eurozone von 5,4 Prozent belaufen, hätten die Menschen in Österreich für ihre Konsumausgaben 623 Euro weniger bezahlen müssen. Pro Monat entspricht das fast 52 Euro, hat das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut berechnet. Allerdings wären in diesem Fall auch die Lohnerhöhungen geringer ausgefallen.

Nun bereiten die in Österreich höheren Lohnabschlüsse manchen Experten bereits Sorgen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Denn das hat Auswirkungen auf den Tourismus, der wie die meisten Dienstleistungen sehr personalintensiv ist und höhere Lohnkosten weitergeben muss. Das schadet ihm im internationalen Wettbewerb ebenso wie der österreichischen Exportwirtschaft, die schneller steigende Lohnstückkosten als die ausländische Konkurrenz zu bewältigen hat.

Hohe Lohnzuwächse

Auch als Folge der höheren Lohnabschlüsse wird die Teuerung Experten zufolge hierzulande auch noch längere Zeit über jener im gesamten Währungsraum liegen. Denn laut Sebastian Koch vom IHS gilt folgende Daumenregel: Ein durchschnittliches Lohnplus der Beschäftigten um einen Prozentpunkt erhöht den Preisauftrieb im Folgejahr zusätzlich um etwa einen halben Prozentpunkt.

Aber zumindest sollte die Richtung auch heuer stimmen: Ausgehend von rund fünf Prozent zu Jahresstart soll sich die Teuerung bis auf etwa drei Prozent zum Jahresausklang verringern – sodass heuer etwa mit einer Jahresinflation von rund vier Prozent zu rechnen ist. (Alexander Hahn, 17.1.2024)