Armin Wolfs Widerspruch – "doch!" – half da nichts. Signa-Investor und Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner blieb dabei: "Sie wollen das gar nicht wissen, und wir machen keinen Striptease", wie viel ihn die Insolvenzen in René Benkos Firmenreich kosten. Bis zu 25 Millionen Euro ist er bereit, der Signa Development noch zuzuschießen. Für einen Strip-Verweigerer äußerte sich der Unternehmer allerdings doch recht offen im ausführlichen "ZiB 2"-Interview – und auch seinen sichtlich zunehmenden Grant über sein Gegenüber im Studio.

Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner in der
"Das wollen Sie gar nicht wissen": Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner sagt viel in der "ZiB 2", aber nicht, wie viel ihn die Signa-Insolvenzen kosten.
ORF ZiB 2 Screenshot

"Überlasse ich Experten vom ORF"

"Ich bin nicht der, der von außen sagt, ich weiß alles besser, ich hätte alles anders gemacht. Das überlasse ich ja den Experten des ORF", lässt der Baumilliardär einmal gegen Ende fallen, als sich seine Mundwinkel schon schwerer und schwerer tun, sich zu einem Lächeln aufzuschwingen.

Da hat der Kärntner Unternehmer schon über viele Gesprächsminuten einige Asche auf seinen wehrhaft wirbelnden Scheitel geschüttet – und nicht gespart an jener für das Mastermind der Misere, René Benko.

Benko desperat

Benko habe "nun einmal die Zügel in der Hand gehabt" in seinem Konzern, für Haselsteiner war "offensichlich", dass der Gründer Mitarbeiter und Geschäftsführer "angewiesen" habe. "Da sollte er sich auch nicht drücken in meinen Augen." Er solle seine Leute nicht alleine lassen, "sollte sich hinstellen, das ist meine Erwartungshaltung". "Mangelnde Bescheidenheit" Benkos präge dessen Bild in der Öffentlichkeit. Aus Telefonaten mit Benko wisse er: "Er ist desperat und kämpft um eine Haltung."

Der erstaunliche Gusenbauer

"Erstaunliche Größenordnungen" haben für Haselsteiner die Millionenforderung von Signa-Aufsichtsratchef Alfred Gusenbauer für Beratung. Für besondere Aufgaben könne man Aufsichtsräte schon besonders bezahlen, aber Haselsteiner will mit dem Ex-SPÖ-Chef und bis Jahreswechsel Aufsichtsratchef auch in der Strabag darüber "noch reden". Er gehe davon aus, dass das seine Ordnung habe, setzt der Unternehmer noch nach.

"Wie konnte mir das passieren?"

Mit einer breiten Schädigung von Gläubigern rechnet Haselsteiner nicht: "Die Geschädigten sind in erster Linie die Gesellschafter, große Kreditgeber werden Federn lassen müssen", Banken "nur sehr bescheiden". "Verlierer sind die Investoren und die großen Anleger, die die Expertise haben oder haben sollten, keiner wird sich darüber beklagen, muss sich selbst bei der Nase nehmen, das muss ich auch tun", räumt Haselsteiner ein: "Wie konnte mir das passieren?" Und: "Ich frage mich selbst, was ich verabsäumt habe. Warum ich nicht kritischere Fragen gestellt habe. Vertieftes Prüfen wäre vielleicht sinnvoll gewesen."

Video: Unternehmer Haselsteiner zur Signa-Pleite
ORF

Aber Benko und seine Signa hätten eben über viele Jahre "sehr viel Geld verdient und sehr viel Erfolg gehabt". Eine "Mär" ist für Haselsteiner, dass die Gruppe Immobilien über die Maßen aufgewertet habe. Sie mag aus seiner Sicht "zu schnell gewachsen sein". Die "größte Schwäche" waren die Investments in den Handel, die jene Reserven aufgefressen hätten, die die Immobilien als Reserve gebraucht hätten. Und die rasche Zinsentwicklung habe der Branche und damit der Branchengröße den Rest gegeben. In der Branche "bleibt kein Stein auf dem anderen", sagt Haselsteiner. Lange, vielleicht zu lange habe die Signa auf frisches Geld gehofft, das nicht kam. "Einen Plan B gab es nicht."

Und was reitet da die Urschel?

Gleich zu Beginn hatte Haselsteiner schon sein Fazit auf den Ufo-Tisch der "ZiB 2" gelegt, in Gestalt einer Volksweisheit aus Kärnten: "Hinterher reitet die alte Urschel." Die Botschaft entschlüsseln auch Menschen ohne Wurzeln in Österreichs Süden: Hinterher ist man immer klüger. (Harald Fidler, 25.1.2024)