Im niederösterreichischen Pernersdorf stehen lokalpolitische Umwälzungen an. Wie groß die Veränderung sein wird, entscheidet sich in den kommenden Tagen: Denn nach dem Verlust der absoluten Mehrheit im Gemeinderat könnte die ÖVP in Opposition geschickt werden.

Wie berichtet erhielt die Volkspartei von Bürgermeister Florian Hofmann bei der Neuwahl am Sonntag 45,9 Prozent der Stimmen, die SPÖ 26,2 Prozent und die erstmals angetretene Liste "Ja zur Liste Pernersdorf" (JAP) 25,8 Prozent. Die SPÖ hatte den Gemeinderat im Sommer durch einen gesammelten Rücktritt beschlussunfähig gemacht und so die Neuwahl erzwungen.

Florian Hofmann steht im Gemeinderatssaal von Pernersdorf.
Florian Hofmann (ÖVP) ist derzeit Bürgermeister in Pernersdorf. Ob er das bleibt, darüber entscheiden Gespräche in den kommenden Tagen.
Heribert Corn

"Es ist alles möglich"

Eine Koalition der beiden kleineren Fraktionen halten deren Vorsitzende im Gespräch mit dem STANDARD explizit für eine Option. Im Gemeinderat hätten sie eine knappe Mehrheit. "Es ist alles möglich, ich schließe gar nichts aus", sagt JAP-Chef Joachim Amon. "Wir werden mit allen Gespräche führen. Und wo wir glauben, dass wir das meiste für die Gemeinde umsetzen können, das wird passieren."

Joachim Amon steht in einer Gasse in Pernersdorf
Joachim Amon feierte mit seiner Liste "Ja zur Liste Pernersdorf" einen Wahlerfolg.
Helena Manhartsberger

Auch SPÖ-Vorsitzender Erwin Kasper hält eine Zusammenarbeit mit der JAP für "sicher möglich". "Wir wollen mittun, wo wir die bestmöglichen Chancen haben, unsere Vorhaben umzusetzen", sagt er. Er kenne Amon schließlich auch schon lange und gut: Der jetzige Listenführer war einst SPÖ-Chef und trat erst 2021 aus der Partei aus.

Böses Blut gibt es zwischen Amon und Kasper nicht. Eine Zusammenarbeit mit Amon hätte in Kaspers Augen außerdem den Vorteil, dass dieser "keine Partei im Hintergrund" habe, die mitreden wolle. Er wolle "keine parteipolitischen Spielchen, sondern Sachpolitik".

Erwin Kasper sitzt an einem Tisch vor SPÖ-Infomaterial
Erwin Kasper sieht einige Vorteile in einer Zusammenarbeit mit Joachim Amon.
Helena Manhartsberger

"Konflikte werden abgestraft" 

Alle Beteiligten beteuern am Tag nach der Wahl allerdings, zunächst die Gespräche abwarten zu wollen. Das gilt auch für Bürgermeister Hofmann: "Die Bevölkerung hat gestern bewiesen, dass Konflikte in der Gemeinde abgestraft werden", erklärt er das schwarze Minus von mehr als 15 Prozentpunkten genauso wie den roten Verlust von rund 13 Prozentpunkten.

"Wir werden in den nächsten Tagen Gespräche führen. Dann muss man schauen, auf welcher Seite wir eher zusammenarbeiten können", sagt Hofmann. Mit wem eine Zusammenarbeit wahrscheinlicher sei, darauf "möchte ich mich jetzt noch nicht festlegen". Wenn die ÖVP in Opposition ginge, fände er das "schade, weil wir die stimmenstärkste Partei sind. Aber das wird sich alles erst in den nächsten Tagen weisen." (Sebastian Fellner, 29.1.2024)