Österreichs 20. Platz im Korruptionsranking von Transparency International ist wahrlich kein Grund zur Freude, auch wenn das Land seit dem Vorjahr um zwei Plätze hinaufgerückt ist. Allerdings sagt der Rang recht wenig über das tatsächliche Ausmaß der Korruption aus. Denn der Index misst die Wahrnehmung in der Wirtschaftswelt, und die nimmt zu, je aktiver die Behörden, Gerichte und Medien sich mit diesem Übel beschäftigen und dagegen ankämpfen.

Korruption wird heute hartnäckiger bekämpft als früher.
Matthias Cremer

2019, als das Ibiza-Video veröffentlicht wurde, lag Österreich an zwölfter Stelle und fiel infolge der davon ausgelösten Enthüllungen danach zurück. Im Jahr 2005, als Wolfgang Schüssel Kanzler und Karl-Heinz Grasser Finanzminister war, gab es sogar einen Platz in den Top Ten. Die schlimmen Skandale der damaligen Zeit wurden erst später aufgedeckt.

Heute ist die Lage anders: Noch nie wurde Korruption so hartnäckig bekämpft wie in den letzten Jahren durch die Staatsanwälte der WKStA. Die Regeln für Parteienspenden, eine Hauptquelle der Korruption, wurden drastisch verschärft. Und mit dem neuen Transparenzgesetz könnten bald weitere große und kleine Machenschaften ans Tageslicht kommen.

Wenn das geschieht, droht ein weiteres Absinken im Index, bevor es wieder bergauf gehen kann. Das sollte aber niemanden bedrücken. Denn Korruption ist entgegen einer weitverbreiteten Meinung viel mehr als ein Imageproblem. Für jeden Deal, den sich jemand unrechtmäßig krallt, zahlt jemand anderer drauf – und letztlich die ganze Gesellschaft. (Eric Frey, 30.1.2024)