Österreich ist mit einer abnehmenden Inflationsrate ins neue Jahr gestartet. Im Jänner kosteten Waren und Dienstleistungen laut der Schnellschätzung der Statistik Austria um 4,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, das ist der tiefste Wert seit Ende 2021. Im Dezember war der Preisauftrieb noch bei 5,6 Prozent gelegen. Ausschlaggebend für den Rückgang war unter anderem Haushaltsenergie. "Darüber hinaus sind Preise in vielen anderen Bereichen weniger kräftig angestiegen als zuletzt“, ergänzt Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Aber es gibt Waren, bei denen die Inflation besonders stark ausfällt. Personen, die regelmäßig Bier kaufen, sind wohl die hochprozentigen Preissteigerungen im vergangenen Jahr nicht entgangen – mitunter mussten sie schon vor der Preisauszeichnung im Supermarkt schlucken. Denn Ende vergangenen Jahres lag die Teuerung bei dem zumeist alkoholischen Getränk laut Daten der Statistik Austria auf Jahressicht bei 10,4 Prozent, das war fast das Doppelte der allgemeinen Inflationsrate. Und es stehen weitere Preissteigerungen vor der Tür.

Brau Union erhöht Preise

Im Herbst wurden die Löhne und Gehälter in der Brauindustrie um durchschnittlich fast 9,5 Prozent erhöht, und nun passen die Erzeuger ihre Verkaufspreise daran an. Den Reigen eröffnete der Marktführer Brau Union, der seine Preise für den Handel und die Gastronomie um durchschnittlich 3,6 Prozent anhob, was er mit dem Kostendruck durch die Inflation und den Kollektivvertragsanpassungen begründet.

Ein Mitarbeiter geht durch das Lagerhaus einer Brauerei.
Der Bierpreis ist bereits im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent gestiegen, und schon stehen weitere Erhöhungen an.
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Am Mittwoch gab die Brau Union zudem bekannt, heuer 40 bis 50 Jobs in Linz zu streichen, da die Finanzabteilung des Heineken-Konzerns, zu dem das Unternehmen gehört, in Krakau in Polen konzentriert werde. Die Bierproduktion hierzulande sei davon aber unberührt. Zur Brau Union zählen Biermarken wie Gösser, Zipfer, Kaiser, Puntigamer, Schwechater, Wieselburger, Schladminger und Edelweiss.

Viele ziehen nach

Aber auch andere Anbieter drehen an der Preisschraube. Die Kärntner Privatbrauerei Hirt nahm eine Anhebung um den Jahreswechsel vor. Steigerungen wird es zudem bei der Zwettler Privatbrauerei geben, sie erhöht ihre Preise demnächst um fünf Prozent. Bei Ottakringer ist ebenfalls eine Erhöhung in Planung, Zahlen nannten die Brauereien Hirt und Ottakringer aber keine. Eine Ausnahme bildet vorerst Stiegl. Die Salzburger Brauerei will die Preise bis Jahresmitte beibehalten.

Damit wird es aber nicht getan sein, denn bei Bier wird der Preisauftrieb wahrscheinlich auch auf längere Sicht über der allgemeinen Inflationsrate liegen. Diesen Schluss legt zumindest eine Untersuchung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über die Auswirkungen des Klimawandels und von Wetterextremen auf die Inflation nahe. In manchen Bereichen lassen sich deren Folgen für die Preisentwicklung nicht klar ausmachen, in anderen hingegen schon, etwa bei Bier.

Heißer Sommer, teures Bier

Bei dem Gerstensaft sieht die Notenbank sowohl nach einem ungewöhnlich warmen als auch nach einem ungewöhnlich niederschlagsreichen Frühling einen inflationstreibenden Effekt – tritt beides ein, verstärken sich die Effekte gegenseitig. Dazu kommt: Ein milder, trockener Winter wirkt bei Bier dämpfend auf die Preisentwicklung, bei einem heißen Sommer tritt das Gegenteil ein. Warum? Hitzewellen steigern die Nachfrage nach Erfrischungsgetränken, was preistreibend wirkt.

"Aber auch die Angebotsseite kann betroffen sein, da die Ernteerträge von den Wetterbedingungen abhängen", erklärt die OeNB unter Verweis auf eine Studie von 2018, wonach extreme Wetterereignisse die globale Gerstenproduktion reduzieren und der Klimawandel daher die Bierproduktion verteuert. "Ob Bier oder andere Konsumprodukte – der Klimawandel wird nicht nur die Temperaturen, sondern auch die Preise beeinflussen", ergänzt die Notenbank.

Gesamtinflation wenig betroffen

Unter dem Strich stellt die Notenbank aber fest: "Der Effekt, den Wetterextreme auf die Gesamtinflation in Österreich haben, ist statistisch signifikant, wenn auch (noch) nicht sehr groß." Warum? Weil sich gegenläufige Effekte in unterschiedlichen Bereichen teilweise ausgleichen oder einzelne Komponenten aufgrund ihres geringeren Gewichts im Warenkorb - bei Bier aus dem Einzelhandel sind es zum Beispiel 0,69 Prozentpunkte - kaum Einfluss auf die Gesamtinflation haben.

Diese soll sich heuer übrigens gemäß den Prognosen vieler Wirtschaftsforscher im Jahresverlauf sukzessive Richtung drei Prozent im Dezember bewegen. Die Jahresinflation 2024 sollte sich demnach bei etwa vier Prozent einpendeln. (Alexander Hahn, 1.2.2024)