Der Immobilienboom ist vorbei – das wirkt sich auch auf den Neubau von Wohnungen aus, der in den kommenden Jahren dramatisch zurückgehen dürfte. 2023 waren es noch 43.800 Wohneinheiten, die laut einer Erhebung der Bauträgerdatenbank Exploreal im Auftrag der WKÖ im ganzen Land fertiggestellt wurden, 16.700 davon in Wien.

Heuer könnten es noch bis zu 42.000 Wohneinheiten werden, wegen Verschiebungen könnte die Zahl aber geringer ausfallen. 2025 sollen es dann knapp 35.000 Einheiten sein, danach sieht es für Branchenvertreter mit nur noch 29.000 Einheiten düster aus.

Kräne haben in den letzten Jahren das Stadtbild vielerorts geprägt – doch das dürfte sich ändern.
Kräne haben in den letzten Jahren das Stadtbild vielerorts geprägt – doch das dürfte sich ändern.
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Das sinkende Angebot werde sich auch auf die Preise auswirken, war Hans Jörg Ulreich, Sprecher der Berufsgruppe Bauträger im Fachverband, bei der Präsentation der aktuellen Version des "1. Österreichischen Neubauberichts" überzeugt: Für heuer erwartet Ulreich eine Seitwärtsbewegung, ab dem nächsten Jahr aber "deutliche Preissteigerungen". Ähnlich sieht das Maklersprecher Gerald Gollenz, auch weil die Bau- und Grundkosten weiterhin hoch sind und die Zeit der Nullzinspolitik vorbei ist.

Derzeit übersteigt das Angebot aber noch die Nachfrage. Laut den Zahlen von Exploreal lagen die Kaufpreise in Wien 2023 im Schnitt bei knapp 7.000 Euro, was einem kleinen Rückgang von nominell 2,7 Prozent entspricht. Anders sieht die Sache bei den freifinanzierten Nettomieten aus, die in Wien aktuell bei 13,7 Euro pro Quadratmeter liegen und im Vorjahr noch einmal kräftig zugelegt haben.

Bauarbeiter fehlen

"2023 war ein schwieriges Jahr für die Kunden", sagte Bauträgersprecher Ulreich, da niemand gewusst habe, wie stark die Zinsen noch steigen. Mittlerweile sieht er aber eine Trendwende im Verkauf, weil die Fixzinsen mittlerweile sinken. Seit kurz vor Weihnachten werde wieder verstärkt gekauft – auch weil zu den Menschen durchgedrungen sei, dass auf absehbare Zeit nicht mehr so viele neue Wohnungen auf den Markt kommen.

Mit dem höherpreisigen Segment gehe es also bergauf, weniger rosig sieht Ulreich die Zukunft des großvolumigen Wohnbaus. Man schlittere gerade in eine "gewaltige Baukrise", warnte Ulreich. Die vermeintlich "bösen Fonds" würden mittlerweile nicht mehr in den heimischen Wohnbau investieren, "die würden wir jetzt aber sehr dringend als Financiers brauchen".

Und in der Branche befürchtet man auch, dass sich Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter angesichts der schlechten Auftragslage anderweitig orientieren – dabei würden diese für die vielen anstehenden Sanierungen eigentlich dringend benötigt. (zof, 1.2.2024)