Die Nacht ist nicht für alle Menschen erholsam. Vor allem dann, wenn die Person, die neben einem liegt, schnarcht, sich wild bewegt oder selbst im Land der Träume noch wie ein Wasserfall plappert. Auch unterschiedliche Tagesabläufe und Einschlafrituale können den Erholungsfaktor reduzieren. Die eine Person möchte im Bett gern noch lesen, die andere sofort das Licht ausmachen? Schwierig.

Nicht alle schlafen gut neben ihrem Partner oder ihrer Partnerin –das zur Sprache zu bringen ist aber gar nicht so einfach.
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Über derlei blickt man in der anfänglichen Phase der Verliebtheit gern hinweg. Aber irgendwann muss man der Wahrheit mit den vom Schlafmangel verquollenen Augen ins Gesicht sehen und sagen: Schatz, ich kann so nicht schlafen!

Ob Cameron Diaz schnarcht wie ein Sägewerk oder einen leichten Schlaf hat, ist nicht bekannt. Die US-Schauspielerin outete sich aber vor wenigen Wochen als Fan getrennter Schlafzimmer, was verblüffend viel medialen Widerhall fand. Vermutlich, weil getrennte Schlafzimmer für viele ein fixer Indikator dafür sind, dass in einer Beziehung etwas nicht stimmen kann. Aber ist das so?

In vielen Fällen bleibt es ohnehin beim Traum vom eigenen Reich. Denn der Platz für ein zusätzliches Zimmer fehlt meist, und das Wohnzimmersofa ist nur mäßig bequem. Dem Architekten Juri Troy fällt trotzdem auf, dass getrennte Schlafzimmer bei der Planung von Häusern häufiger zum Thema werden. Nämlich bei älteren Paaren, die sich ein altersgerechtes Traumhaus wünschen. Ganz wichtig: Dieser "Ausweichschlafbereich" muss zwar nicht unbedingt am anderen Ende des Hauses, auf jeden Fall aber durch eine Tür vom regulären Schlafzimmer getrennt sein. Der Grund für diese Konstellation: in der Regel lautes Schnarchen.

Frauen schlafen schlechter

Aber auch bei Jüngeren sind die getrennten Schlafzimmer heute ein Thema. Marlene und Thomas (deren richtige Namen von der Redaktion geändert wurden, Anm.) haben sich zum Beispiel für die erste gemeinsame Wohnung zwei Schlafzimmer gewünscht. "Mir war mein persönlicher Freiraum und die Möglichkeit, Zeit alleine zu verbringen, sehr wichtig. Außerdem dachte ich, dass ich ohne zweite Person im Bett sicher besser schlafe", sagt Marlene. Platz war in ihrem neuen Zuhause reichlich vorhanden, immerhin hatte die Wohnung zuvor noch als Zweier-WG gedient.

Marlene ist mit ihrem Wunsch nach einem Raum für sich selbst nicht alleine. Frauen scheinen tatsächlich besser zu schlafen, wenn sie alleine im Bett liegen. Nicht nur Schnarchlaute stören ihren Schlaf, sondern vor allem die Bewegungen des anderen, wie der Schlafforscher Gerhard Klösch von der Med-Uni Wien berichtet. Ganz konkret fällt bei Frauen die subjektive Schlafqualität ein wenig schlechter aus, wenn sie das Bett mit jemandem teilen. Sie haben einen leichteren Schlaf und lassen sich daher schneller aus dem Land der Träume in die Realität zurückbefördern. Männer haben diese Probleme nicht: Für sie macht es insgesamt nur wenig Unterschied, ob sie alleine oder zu zweit im Bett liegen.

Und dennoch hat das gemeinsame Bett auch Vorteile. Die Nähe kann laut Schlafforscher Klösch helfen, die Beziehung zu stabilisieren und Sicherheit zu geben. Evolutionär bedingt sind wir das Schlafen alleine zudem gar nicht gewohnt. "Wir sind eher Rudelschläfer", sagt Klösch, was sich besonders in Familien, bei denen die Kinder im Bett liegen, jede Nacht aufs Neue bestätigt.

Und noch einen Vorteil hat der Paarschlaf, wie er in der Wissenschaft genannt wird: Die Herzschläge der beiden Schlafenden gleichen sich dabei an. "Wenn der Partner entspannt schläft, kann sich das auch auf einen selbst auswirken", sagt Klösch. Alles schön und gut – nur funktioniert das mit der Entspannung eben nicht, wenn der Ehemann schnarcht, als würde gerade ein Düsenjet starten.

Was passt für uns?

Auch in Gesprächen der Paar- und Sexualtherapeutin Magdalena Ségur-Cabanac ist das getrennte Schlafzimmer immer wieder Thema: "Ich finde nicht, dass etwas dagegen spricht", sagt sie, sofern in der Beziehung sonst alles passe. Sie ermuntert ihre Klienten dazu, eine individuelle Lösung zu finden. Eine solche kann zum Beispiel sein, dass man zwei Tage pro Woche alleine schläft oder sich Besuche beim jeweils anderen fix ausmacht.

Die "Sleep Divorce" – so werden die getrennten Schlafzimmer auch genannt – sieht Ségur-Cabanac sogar als Chance: "Beziehungen brauchen eine Balance zwischen Autonomie und Verschmelzen." Es könne guttun, endlich mal wieder ganz für sich allein und ohne die Präsenz eines anderen schlafen zu können. "Dann freut man sich wieder auf die Begegnung beim Frühstück." Und besser gelaunt ist man dabei vielleicht auch.

Allerdings kommt die Idee mit den getrennten Schlafzimmern nicht immer gut an. "Es kann schon sein, dass eine Person gekränkt ist", sagt Ségur-Cabanac. Sie empfiehlt wertschätzenden Dialog: Also lieber "Ich will mich in der Früh wieder auf dich freuen" sagen anstatt "Ich krieg neben dir kein Auge zu!". Wenn es trotz eines noch so wertschätzenden Dialogs mit der Trennung fürs Träumen doch nicht klappt: Getrennte Matratzen und getrennte Bettdecken können helfen, wenn der Partner sich wild bewegt. Gegen Schnarchen hilft nur Ohropax.

Cameron Diaz selbst hat aktuell übrigens kein Schlafzimmer für sich alleine, trotz Sympathie für die Idee. Und auch Marlene und Thomas haben das zweite Schlafzimmer letztendlich bleiben lassen. "Wir sind uns nicht einig geworden", erzählt sie. "Und jetzt im Winter ist es auch einfach zu kalt dazu." (Franziska Zoidl, 2.2.2024)