Eine Filiale der Bank Austria in Wien
200 jener Personen, die die Bank Austria bisher von Wien aus mit IT-Leistungen versorgen, können künftig in Mailand arbeiten, so sie wollen.
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Im Sommer haben die Betriebsräte der Bank Austria (BA) und ihrer Töchter noch gegen den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen in Österreich bzw. deren Verlagerung in andere Länder protestiert, nun findet Selbiges trotzdem statt. Was damals schon seinen Anfang genommen hatte – die Aufdröselung der Unicredit Services GmbH (UCS), die die BA mit IT- und Kommunikationslösungen versorgt –, soll am 31. Oktober sein Ende finden. Mit diesem Tag wird die UCS aufgelöst, so jedenfalls der jetzige Zeitplan. Betroffen vom Ende der Gesellschaft sind rund 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die UCS GmbH gehört zu hundert Prozent der italienischen Unicredit.

Rund 80 der bisherigen UCS-Beschäftigten kehren freilich in die Bank Austria zurück: Sie wurden von Selbiger in die IT-Gesellschaft delegiert (also entsandt) und müssen oder dürfen sich, je nach Standpunkt, nun neue Jobs in der Bank Austria suchen. Die meisten von ihnen sind ältere Beschäftigte und mit ihren Verträgen arbeitsrechtlich gut abgesichert, etwa durch die sogenannte Definitivstellung.

Übersiedlung nach Mailand angeboten

Die restlichen 200 UCS-Personen "haben nun die Möglichkeit, zur Unicredit SpA zu wechseln", heißt es in einer Stellungnahme der Bank Austria zum Thema. Soll heißen: Sie können zur italienischen BA-Mutter Unicredit wechseln – an den Dienstort Mailand.

Wer das nicht will oder kann (es sollen viele sein), für den gibt es laut Bank "wie bisher sozialverträgliche und attraktive Lösungen". Wie oft berichtet geht es dabei um Vorruhestandsregelungen und Ähnliches. Kündigungen schloss ein Banksprecher gegenüber der APA aus.

Zweiter Abbauschritt

Die Bank begründet die neueste Umstrukturierung mit der laufenden digitalen Transformation, der Ablöse ihrer bestehenden IT-Systeme und ihrer Konzentration auf moderne Technologien. Und sie verweist darauf, dass die UCS bereits 2022 großteils "mit den operativ tätigen Mitarbeitern" in die BA integriert worden sei.

Damals waren rund 200 UCS-Beschäftigte, die für Backoffice-Tätigkeiten der Bank zuständig waren, in die Bank Austria übersiedelt, wie es im Haus heißt. IT, Helpdesk und Einkauf blieben aber in der UCS, wobei der Einkauf zum Großteil nach Mailand übertragen wurde. Nun werden eben auch diese Bereiche geschlossen, die Gesellschaft wird abgewickelt. Manche der Aufgaben, die dort bislang erledigt werden, dürften auch nach Rumänien, Polen, Indien verlagert werden; das Kerngeschäft und die Steuerung der IT-Dienstleistungen werden künftig von Italien aus stattfinden.

Belegschaft will kämpfen

Für die österreichischen Kundinnen und Kunden der Bank Austria sollen die Umstrukturierungen im IT-Bereich "keine Auswirkungen" haben, die Änderungen beträfen diese "in keiner Weise", wie der Banksprecher mitteilt. Laut seinem Statement gehe es nur darum, "die digitalen Abläufe durchgängig effizienter und einheitlicher zu gestalten, das sind Verbesserungen, die auch beim Endkunden ankommen werden".

Die Belegschaft der UCS erfuhr am Dienstag von der Auflösung ihrer Gesellschaft. UCS-Betriebsratsvorsitzende Margit Hahn meinte am Freitag auf Anfrage, man sei sehr betroffen über die Entscheidung und werde "kämpfen, dass die Jobs in Österreich erhalten bleiben". Das will auch der BA-Betriebsrat tun, wie sich aus einem internen Schreiben erschließt.

Unicredit haftet für Wiener IT-Tochter

Und wie stand es zuletzt wirtschaftlich um die UCS? Nicht so rosig. 2022 war ihr Eigenkapital mit 25 Millionen Euro negativ (nach minus 7,3 Millionen im Jahr davor), der Bilanzverlust hat sich von 25,5 auf rund 43 Millionen Euro erhöht. Laut den Unterlagen im Firmenbuch lag aber keine insolvenzrechtliche Überschuldung vor, weil dem Bilanzverlust künftige Erträge aus selbsterstellter Software gegenüberstünden. Zudem hat die Mailänder Unicredit der BA eine Patronatserklärung von 150 Millionen Euro gegeben, zugunsten der UCS.

Die wird nun bald obsolet sein. (Renate Graber, 2.2.2024)