Inwieweit ein weiteres Zerbröseln des Signa-Imperiums zu stoppen ist, ist noch offen. Am Freitag meldete ja – wie berichtet – die Projektgesellschaft des geplanten Signa-Kaufhauses Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße Insolvenz an. Durch die Insolvenz des Signa-Flaggschiffes Signa Prime Selection sei die Finanzierung der Fertigstellung des Prestigeprojekts nicht mehr gesichert, ließen die Gläubigerschützer AKV, Creditreform und KSV 1870 wissen. Ob das Prestigeprojekt weiterbetrieben wird, ist ebenso unklar wie der mögliche Finanzierungsbedarf.

Geht es um den Handelszweig im zerbröselnden Signa-Reich, hoffen viele auf Rettung aus Thailand. Das Verhältnis mit der Central-Group scheint allerdings getrübt.
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In Deutschland versucht nun die KaDeWe-Gruppe, zu der neben dem Lamarr das Oberpollinger in München sowie das Alsterhaus in Hamburg gehören, den Befreiungsschlag aus dem Signa-Reich. Im Würgegriff der Mieten könne man kaum "nachhaltig ertragreich" wirtschaften. Doch haben Kaufhäuser eine Zukunft? Die aktuelle Lage der KaDeWe-Gruppe und die unsichere Zukunft des Lamarr spiegeln für Nils Wlömert die Herausforderungen wieder, mit denen traditionelle Einzelhandelsformate konfrontiert seien. "Die Kombination aus steigenden Betriebskosten, insbesondere Mieten, und der zunehmenden Konkurrenz durch Onlinehandel haben viele Kaufhäuser unter Druck gesetzt", meint der WU-Handelsexperte. Trotzdem hätten Waren- und Kaufhäuser eine Überlebenschance, so sie sich anpassen würden.

Video: Signa - Lamarr-Projektgesellschaft beantragt Konkursverfahren.
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Partner aus Thailand

Ob das potenzielle Geldgeber überzeugen kann, ist offen. Immer wieder fällt bei den Zukunftsaussichten für den Handelszweig im implodierten Signa-Imperium auch der Name der thailändischen Central Group. Sie ist in der Hand des Familienclans Chirathivat und hält mit 50,1 Prozent die Mehrheit an der KaDeWe Group, zu der auch das Lamarr gehört. Die restlichen 49,9 Prozent gehören der Signa. Benko ist der wichtigste europäische Partner der Thailänder – noch. Sie könnten Interesse an den Signa-Anteilen haben, ist immer wieder zu hören.

Das Verhältnis zwischen Signa und der Central Group soll sich mit den Turbulenzen allerdings stark eingetrübt haben, berichtete die Wirtschaftszeitung Capital. Benkos Partner seien von den Insolvenzanträgen der Immobiliengesellschaften hinter Alsterhaus und Oberpollinger überrumpelt worden. Mitglieder der Chirathivat-Familie hätten sich beklagt, so sei man in der 100-jährigen Unternehmensgeschichte noch nicht behandelt worden.

Engagement in Europa

Dennoch dürfte das Konglomerat Interesse haben, das Engagement in Europa auszubauen, meint der deutsche Handelsexperte Gerrit Heinemann. "Die Central Group ist bereit, einzugreifen und eine Lösung zu finden", teilte der Konzern laut dem Handelsblatt nach dem KaDeWe-Insolvenzantrag mit. Ob das Lamarr in Wien mitgemeint ist, geht daraus nicht hervor.

Ein Signa-Schriftzug an einem Bauzaun eines bereits geschlossenen Karstadt-Kaufhauses in München.
Eine Münchner Filiale, die zu den Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen gehörte, die im Zuge der Insolvenz der Signa-Gruppe geschlossen wurden. In Deutschland ist man auf René Benko besonders schlecht zu sprechen.
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Die finanziellen Mittel hätte der Konzern. Der Großvater des Firmenpatriarchen Tos Chirathivat wanderte in den 1920er-Jahren von China nach Bangkok aus und eröffnete dort das erste Kaufhaus der Stadt. Heute umfasst das Firmenkonglomerat dutzende Shoppingmalls und Warenhäuser und hunderte Supermarktfilialen. Das Imperium reicht mit Beteiligungen an Globus und Selfridges weit nach Europa. Die Signa-Krise sorgt wohl auch in Bangkok für emsige Betriebsamkeit.

Schwierige Aufarbeitung

Das gilt auch in Wien. Die Aufarbeitung der Megapleite beschert etwa dem Forensikteam der Wirtschaftsprüfungskanzlei Deloitte viel Arbeit. Das berichtet das Profil, das sich auf den zweiten Bericht des Signa-Sanierers Christof Stapf beruft. Die Fachleute seien nun mit Datenauswertung, Forensik und Bewertung der Beteiligungen und Aktivforderungen beschäftigt.

Datenforensiker orten demnach bei der Signa Holding auffällig viele Transaktionen vor der Insolvenzanmeldung, die nun genau geprüft würden. Der Bericht des Insolvenzverwalters lasse auch darauf schließen, dass die Sanierung der Signa Holding nicht nach Plan verlaufe, heißt es im Profil. Holding-Insolvenzverwalter Christof Stapf und der Sanierungsvorstand der ebenfalls insolventen Immobiliensparten Signa Prime Selection (SPS) und Signa Development Selection (SDS) hätten demnach unterschiedliche Auffassungen, wer wem was mitzuteilen habe und was nicht.

In der Praxis funktioniere eine koordinierte Sanierung der Holding mit den großen Tochterbeteiligungen, wie sie geplant war, aus Sicht des Holding-Sanierers nur suboptimal. "Ein Informationsaustausch mit der Insolvenzmasse der SPS konnte bis dato nicht koordiniert werden." Dasselbe gelte für die SDS, zitiert das Profil aus dem Bericht. (Regina Bruckner, 5.2.2024)