Wien – Bewahrheiten sich die Ergebnisse aktueller Umfragen, erreicht die FPÖ unter Parteichef Herbert Kickl bei der kommenden Nationalratswahl deutlich den ersten Platz. Einen Regierungsbildungsauftrag muss Bundespräsident Alexander Van der Bellen dennoch nicht unbedingt dem Erstplatzierten erteilen – das wünscht sich auch knapp die Hälfte der Wahlberechtigten, sollte Kickl tatsächlich die meisten Stimmen bekommen. Das zeigt eine aktuelle Gallup-Umfrage mit 1.000 Befragten, die Ende Jänner vom Österreichischen Gallup-Institut durchgeführt wurde und dem STANDARD vorliegt.

45 Prozent der Befragten wollen demnach nicht, dass Van der Bellen dem FPÖ-Chef den Regierungsbildungsauftrag erteilt, auch wenn die Freiheitlichen stimmenstärkste Kraft werden. Elf Prozent beantworteten die Frage nicht, 44 Prozent wünschen sich wiederum, dass Kickl im Falle eines Wahlsiegs mit der Regierungsbildung beauftragt wird.

FPÖ-Chef Herbert Kickl will in der kommenden Legislaturperiode nicht mehr nur am Rednerpult, sondern auf der Regierungsbank Platz nehmen.
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Nicht nur Wählerinnen der FPÖ, auch Anhänger anderer Parteien befürworten einen Regierungsbildungsauftrag an Kickl im Fall eines blauen Wahlsiegs. Am wenigsten wünschen sich dieses Szenario die Wählerinnen und Wähler der Grünen: Rund 17 Prozent sprechen sich dafür aus, 78 Prozent dagegen. Etwas niedriger ist die Ablehnung bei den Anhängerinnen und Anhängern von SPÖ und Neos. Rund 68 Prozent der roten Wählerinnen und Wähler lehnen einen Regierungsbildungsauftrag an Kickl ab, bei den Neos sind es rund 60 Prozent.

FPÖ-Wähler geschlossen hinter Kickl

In der Anhängerschaft der ÖVP wünschen sich 53 Prozent, dass Van der Bellen einer anderen Partei den Auftrag erteilt – 37 Prozent sind für einen Auftrag an Kickl. "Auch unter den Menschen, die keine Sympathie für die FPÖ hegen, sprechen sich einige dafür aus, Kickl bei einem FPÖ-Wahlsieg den Auftrag zur Regierungsbildung zu erteilen. In ihrem Demokratieverständnis soll offensichtlich in erster Linie der Wille der Wählerschaft respektiert werden", sagt Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts. Geschlossen hinter Kickl stehen jedenfalls Anhängerinnen und Anhänger der FPÖ, von denen sich 92 Prozent einen Regierungsbildungsauftrag an ihren Parteichef wünschen, wenn er Nummer eins wird.

Im Zuge der Umfrage wurde auch nach der Zufriedenheit mit der Funktionsweise der Demokratie in Österreich gefragt. Besonders unzufrieden sind die Wählerinnen und Wähler der FPÖ: Nur 29 Prozent stimmen zu, dass die Demokratie hierzulande funktioniert. Sehr zufrieden sind Anhängerinnen und Anhänger der ÖVP mit 83 Prozent und der Grünen mit 75 Prozent, dicht gefolgt von Wählerinnen und Wählern der SPÖ mit 73 Prozent. Unter der Neos-Wählerschaft sind rund 59 Prozent mit dem Zustand der Demokratie zufrieden. (ste, 13.2.2024)