Ein Mann und eine Frau beziehen gemeinsam das Bett neu
Es ist so eine Sache mit dem Wechseln der Bettwäsche. Wenn man sich nicht mehr erinnern kann, wann das zuletzt passiert ist, dann ist es jedenfalls höchste Zeit.
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Jetzt mal unter uns: Wie oft wechseln Sie die Bettwäsche? Alle zwei Wochen, meinen Sie? Und jetzt nochmal ehrlich, bitte! Die allermeisten lügen nämlich bei Umfragen dazu gern, Statistiken sind deshalb oft verfälscht – Stichwort soziale Erwünschtheit. Befragte antworten also eher so, wie es den sozialen Normen entspricht, und nicht wahrheitsgetreu. Sollten Sie also eingangs geschwindelt haben: Sie sind nicht allein.

Und selbst wenn man diesen Faktor der sozialen Erwünschtheit herausrechnet, zeigt sich: Österreicher und Österreicherinnen sind ziemliche Hygienemuffel. Ein Drittel steht auch in Umfragen dazu und gibt ehrlich an, das Bett seltener als alle zwei Wochen frisch zu beziehen.

Dieser Waschzyklus von zwei bis drei Wochen wäre nämlich eigentlich empfohlen, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Med-Uni Wien. Schließlich verbringe man mit sieben bis acht Stunden täglich ziemlich viel Zeit im Bett. "Denken wir nur daran, wie oft wir unsere Kleidung, etwa ein T-Shirt, waschen. Im Grunde tragen wir die Bettwäsche genauso wie ein Shirt täglich auf der Haut, so gesehen sind zwei bis drei Wochen vergleichsweise eh schon relativ lange."

Perfekter Nährboden für Milben

In dieser Zeit entstehen auf dem Bettzeug nicht nur sichtbare Verschmutzungen, es sammeln sich auch jede Menge Mikroorganismen wie Bakterien und Milben an. Außerdem schwitzen wir in der Nacht. "Dabei entstehen Geruchsstoffe, außerdem lösen sich Hautschuppen und andere 'Abriebe'", erklärt Hutter. Dieses organische Material und das warme, feuchte Milieu im Bett sind die ideale Grundlage für die Vermehrung der Mikroorganismen.

Das kann tatsächlich gesundheitliche Probleme befeuern, Allergien etwa oder Asthma. "Nicht jeder wird gleich krank werden oder Hautausschläge bekommen, wenn man das Bettzeug einmal drei oder vier Wochen nicht wäscht, aber langfristig sollte man doch auf ein gewisses Maß an Hygiene achten. Das gehört wie Händewaschen oder Lüften zur ganz gewöhnlichen Alltagshygiene dazu", sagt Hutter. Das gilt vor allem für Personen, die bereits Probleme mit diversen Allergien haben. Denn die Ausscheidungen der Milben können das verstärken.

Der ideale Waschrhythmus hängt dabei von den individuellen Schlafgewohnheiten ab. Wenn etwa das Haustier mit ins Bett darf, sollte man das Bettzeug noch deutlich häufiger waschen. Und es kommt darauf an, ob man nachts einen Pyjama trägt oder nicht. Wer nackt schläft, sollte tendenziell häufiger frisch beziehen, sagt der Umweltmediziner. "Wer mit Pyjama schläft, kann den Pyjama alle paar Tage wechseln. Aber bei Menschen, die nackt schlafen, sind klarerweise Leintuch und Bettdecke stärker von diversen Verunreinigungen betroffen."

40 Grad reichen aus

Wechselt man das Bettzeug dann, muss man nicht gleich richtig heiß reinfahren. Beim Waschgang sind niedrige Temperaturen völlig ausreichend, betont der Experte. Der Mythos, dass man Bettwäsche besonders heiß waschen müsse, hält sich hartnäckig. "Aber auch bei 40 Grad werden Milben, Bakterien und andere Mikroorganismen abgetötet, das wurde mittlerweile von zahlreichen Fachleuten bestätigt. Und das ist natürlich auch hinsichtlich des Energieverbrauchs viel sinnvoller."

Zusätzlich zur regelmäßigen Wäsche sollte man das Bettzeug hin und wieder auslüften: "Das ist ganz wesentlich, damit auch die Matratze durchlüftet und trocknet, damit es dort nicht zu einer riesigen Milbenexplosion kommt."

Dabei – und auch beim Neubeziehen – sollte man die Bezüge und Kissen allerdings nicht zu stark schütteln. Das würde Hautschuppen, Staub und Mikroorganismen unnötig aufwirbeln. "Im Grunde geht es einfach darum, ein gewisses Maß an Hausverstand und Hygiene an den Tag, beziehungsweise in dem Fall an die Nacht, zu legen", sagt Hutter. "Man vergisst oft, wie schnell zwei oder drei Wochen verfliegen. Wenn man also schon nicht mehr weiß, wann man zuletzt die Bettwäsche gewaschen hat, dann ist es höchste Zeit." (poem, 22.2.2024)