Maria Vassilakou zog sich 2019 aus der Wiener Politik zurück – und will nun europapolitisch mitmischen.
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Wiens frühere Vizebürgermeisterin und Grünen-Frontfrau Maria Vassilakou engagiert sich wieder parteipolitisch. Wie mehrere griechische Medien berichten, hat die 55-Jährige vergangene Woche in Griechenland eine Partei gegründet. Diese heißt Kosmos und wurde Mitte Februar – unbemerkt von der Öffentlichkeit in Österreich – offiziell präsentiert. Ziel sei, erst bei den Europawahlen im Juni anzutreten und dann auch bei Parlaments- und Kommunalwahlen, schreibt etwa die "Griechenland Zeitung".

Vassilakou hat Kosmos demnach mit zwei Männern ins Leben gerufen: Petros Kokkalis und Lefteris Papagiannakis. Ersterer ist ein griechischer Geschäftsmann, der bis November für die griechische Linkspartei Syriza im Europäischen Parlament saß und mittlerweile in die dortige grüne Fraktion gewechselt ist. Letzterer hatte das gleiche Amt wie einst Vassilakou: Er war von 2016 bis 2019 Vizebürgermeister von Athen – und als solcher für Migrations- und Flüchtlingsangelegenheiten zuständig.

Teil der europäischen Grünen

Kokkalis veröffentliche vergangene Woche auf seinem Instagram-Account Fotos, wie er, Vassilakou und Papagiannakis offenbar Unterschriften zur Parteigründung leisten. Laut Parteiwebsite bilden die drei den sogenannten Verwaltungsrat von Kosmos. Kokkalis soll wohl als erfahrene Gallionsfigur der Partei für das Europäische Parlament fungieren. Vassilakou kann wiederum ihre politische Expertise in das Projekt einbringen. Dem STANDARD wollte sie auf Anfrage keine nähere Auskunft dazu geben.

Priorität ihrer neuen Partei ist soziale Ökologie, auf der Website sind unter den Forderungen unter anderem ein grüner Deal für Europa, der Umstieg auf erneuerbare Energien bis 2040, gute Jobs und faire Bezahlung, bezahlbarer Wohnraum und gerechte Besteuerung von Milliardären aufgelistet. Kosmos soll den europäischen Grünen angehören. Auf deren Parteikongress Anfang Februar im französischen Lyon sei Kosmos bereits angeteasert worden, ist aus grünen Kreisen zu hören.

Anknüpfungspunkte an Griechenland

Maria Vassilakou war von 2010 bis 2019 Wiener Vizebürgermeisterin sowie Verkehrs- und Planungsstadträtin. Sie war die erste Grüne in dieser Funktion, mit Altbürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hatte sie die erste rot-grüne Koalition Österreichs geschmiedet. 2018 gab sie nach internen Turbulenzen ihren Rückzug aus der Politik bekannt, den sie im Juni 2019 auch vollzog. Ihr folgte die vormalige Gemeinderätin Birgit Hebein nach. Seit der Wien-Wahl 2020 sind die Wiener Grünen in Opposition, infolge dessen übernahm eine Doppelspitze aus Judith Pühringer und Peter Kraus die Parteiführung.

Zu Vassilakous wichtigsten Projekten zählt der Umbau der Mariahilfer Straße in eine Begegnungs- und Fußgängerzone sowie die Einführung des 365-Euro-Jahrestickets für die Wiener Öffis. Seit ihrem Ausscheiden aus der Politik ist sie als Beraterin in den Bereichen urbane Transformation und Strategien tätig. Geboren wurde Vassilakou in Athen, in den 1980er-Jahren kam sie zum Studieren nach Wien – sie hat die griechische und die österreichische Staatsbürgerschaft.

Die Gründung von Kosmos ist nicht ihr erster Anknüpfungspunkt an die griechische Politik: 2009 – damals war Vassilakou grüne Klubchefin im Gemeinderat – hatte sie das Angebot, als Ministerin in die Regierung des sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou einziehen können, lehnte dies aber ab. (Stefanie Rachbauer, 23.2.2024)