Das hatte so niemand erwartet: Als die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) im Sommer wegen Umbauplänen für das landläufig als Lorenz-Böhler-Spital bekannte Krankenhaus in Wien-Brigittenau an die Baupolizei herangetreten ist, wurden Zweifel am vorhandenen Brandschutz laut. Diese Zweifel hatten offenbar triftige Gründe: Die Wiener Baupolizei teilte dem STANDARD am Donnerstag mit, dass die AUVA deshalb ein Ziviltechnikerbüro beauftragt hatte, um die Brandschutzbeschichtung der Stahlträger zu überprüfen. "Seit kurzem wissen wir, dass diese die erforderliche Stärke nicht aufweist", teilte der Leiter der Baupolizei, Gerhard Cech, mit.

Das Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus im 20. Bezirk in Wien (Archivbild) muss saniert werden.
Heribert Corn

Der Krankenhausträger AUVA selbst ließ am Mittwochabend in einer Aussendung damit aufhorchen, dass man festgestellt habe, "dass das Gebäude bau- und brandschutztechnische Maßnahmen erfordert, die weder kurzfristig noch im laufenden Betrieb umsetzbar sind". Eine solche Situation stelle ein Risiko dar, ergänzt auch Baupolizeileiter Cech. Dieses Risiko könne "aus baurechtlicher Sicht und auch aus Gründen von Haftungsfragen nicht dauerhaft hingenommen werden", weshalb sich die AUVA entschlossen habe, den betroffenen Teil des Gebäudes geordnet abzusiedeln und in andere Krankenanstalten zu transferieren.

Sukzessive Absiedlung in Planung

Es sei weiters eine Betriebsfeuerwehr installiert worden, die sofort vor Ort löschen könne, und es seien "alle Maßnahmen zur Reduzierung von Brandlasten" getroffen worden, also zum Beispiel "keine Lagerungen von brennbaren Materialien in größerem Ausmaß". Damit sollte das Risiko bis zur tatsächlichen Absiedelung so gering wie möglich gehalten werden. Eine Frist, bis wann die Absiedlung erfolgt sein muss, gibt es laut Baupolizei nicht.

Die AUVA betreibt auch das UKH Meidling. In Meidling soll ein Teil der stationären Leistungen, die in der Brigittenau ausfallen, erbracht werden. Weiters soll es dafür eine Zusammenarbeit mit dem Wiener Gesundheitsverbund am Standort des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) der Stadt Wien geben, teilte die AUVA mit. Die Leistungen würden "nun mehr sukzessive" an diese Standorte verlagert, man arbeite aktuell "an der Einleitung der Leistungsverlagerungen", hieß es von der Pressestelle. Das erfolge schrittweise. Ein genaues Datum wurde nicht genannt. Auf die Frage, was das für das Personal bedeutet, hieß es, es gebe keine Kündigungen, und geplante Eingriffe würden dann an den anderen Standorten durchgeführt.

Dass angeblich 900 Operationen verschoben werden müssten, wie heute.at berichtete, sei nicht zutreffend. Die Operationen würden an den dislozierten Standorten geplant, teilte die AUVA-Pressestelle mit.

Zwischenlösung vor Ort ab 2025

Die Erstuntersuchungsambulanz für selbst kommende Patientinnen und Patienten soll an dem Krankenhausstandort in der Brigittenau bis Jahresende aufrechtbleiben. Auf diese Weise würden rund 60.000 Personen im Jahr betreut, insgesamt wurde die Zahl der im Jahr im Lorenz-Böhler-Spital versorgten Patientinnen und Patienten mit 65.000 beziffert. Sollte jemand in die Ambulanz kommen, der stationär versorgt werden muss, werde die Person transferiert.

Ab 2025 soll in der Brigittenau eine Zwischenlösung stehen, die dann genutzt werden kann. Allerdings laufen dafür offenbar gerade erst die Planungsarbeiten, wie man seitens der AUVA mitteilte.

Für das Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) kamen diese Entwicklungen ebenfalls überraschend. Ein Sprecher Hackers sagte dem STANDARD, die Versorgung der Bevölkerung werde gewährleistet bleiben. Es seien aber noch Fragen offen, etwa wann und wie schnell in anderen Standorten die Versorgung übernommen werde und ob die Belegschaft mitwechsle.

Für die weitere Zukunft schwebt der AUVA vor, im 20. Bezirk einen Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus einzurichten. In einer Aussendung heißt es, man werde dort mit "bewährten Kooperationspartnern wie der Stadt Wien, Wirtschaftskammer Wien und dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Traumatologie sowie der Elisabethinen Linz-Wien GmbH und der Franziskus Spital GmbH" zusammenarbeiten. (Gudrun Springer, 29.2.2024)