Die Inflation hat sich im Februar in Österreich weiter rückläufig gezeigt und erreichte laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria 4,3 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Dezember 2021. Im Jänner hatten die Preise für Waren und Dienstleistungen auf Jahressicht um 4,5 Prozent zugelegt. "Vor allem die Nahrungsmittelpreise treiben die Teuerung aktuell weitaus weniger als vor einem Jahr", sagt Statistik Austria-Chef Tobias Thomas.

Ein Kellner serviert verschiedene Speisen.
Personalintensive Dienstleistungen wie die Gastronomie werden hierzulande besonders schnell teurer.
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Damit hat sich der Trend einer stark abnehmenden Teuerungsrate zunächst nicht fortgesetzt. Zu Jahresbeginn hatten die Verbraucherpreise in Österreich verglichen mit Dezember sogar um 0,2 Prozent abgenommen, Waren und Dienstleistungen wurden also tatsächlich wieder etwas günstiger. "Das ist typisch so im Jänner", erklärt Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner unter Verweis auf den Winterschlussverkauf. Spürbar billiger wurde etwa Bekleidung, binnen einem Monat sanken die Preise um elf Prozent. Bei Schuhen betrug das Minus fünf Prozent. Im Februar ist das Preisniveau verglichen mit dem Vormonat jedoch wieder angestiegen, Waren und Dienstleistungen kosteten um 0,7 Prozent mehr als im Jänner.

Hoher Inflationsbeitrag

Im weiteren Jahresverlauf soll sich die Inflationsrate weiter verringern, sodass sie sich im Jahresmittel bei vier Prozent oder knapp darunter einpendeln sollte. Neben Mieten und Lebensmitteln wird es Baumgartner zufolge vor allem bei den personalintensiven Dienstleistungen wie der Gastronomie überdurchschnittlich hohen Preisdruck geben, da die Lohnzuwächse der Belegschaft an die Kundschaft weitergereicht werden. Er verweist auf den hohen Anteil von fast 48 Prozent von Dienstleistungen am Warenkorb zur Inflationserfassung und erwartet heuer in diesem Bereich Preissteigerungen von etwa 5,5 Prozent. "Das bleibt ein hoher Inflationsbeitrag", sagt Baumgartner.

"In Österreich ist die Inflation hartnäckiger als in anderen Ländern", sagt Agenda-Austria-Ökonom Hanno Lorenz. Inflationswerte über vier Prozent sind aus seiner Sich immer noch "ein Wahnsinn": "Die Inflationskrise ist noch nicht vorüber. Dafür ist es noch zu früh." Lorenz rechnet erst für das Jahr 2026 damit, dass die Teuerung hierzulande dauerhaft auf den Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent sinken wird. Aber warum dauert es so lange, die Inflation um die verbleibenden gut zwei Prozentpunkte zu drücken? Schließlich ist die Teuerung zuvor binnen einem Jahr von fast elf Prozent im Februar 2023 um mehr als sechs Prozentpunkte zurückgegangen.

Hohe Energiepreise

Dafür sieht Lorenz mehrere Ursachen: Wegen der stark sinkenden Inflationsraten sind die Lohnerhöhungen höher als die jeweils aktuelle Teuerung ausgefallen, für die Beschäftigten gab es dadurch Kaufkraftgewinne. "Das spielt natürlich eine Rolle, wenn die Menschen wieder mehr konsumieren können", sagt der Ökonom. Dies biete den Unternehmen die Möglichkeit, höhere Preise durchzusetzen. Dazu kommen die langfristigen Verträge für Haushaltsenergie. "Viele haben noch lange Verträge, die die Kosten hochhalten", ergänzt Lorenz.

Genau bei Haushaltsenergie sieht Wifo-Experte Baumgartner angesichts deutlich gefallener Großhandelspreise aber durchaus Spielraum für die Anbieter für Anpassungen nach unten. "Im internationalen Vergleich ist der Gaspreis in Österreich auf höherem Niveau", sagt er. Es gebe zwar bereits günstige Verträge für Gas und Strom, aber die Bevölkerung in Österreich sei träge bei Anbieterwechseln. Agenda-Austria-Ökonom Lorenz verweist zudem darauf, dass sich die großen Anbieter meist zumindest teilweise im Eigentum der öffentlichen Hand befinden: Die Politik könnte auf Preissenkungen drängen.

Zinssenkung zu früh

Sollte die EZB, wie derzeit mehrheitlich erwartet, noch im heurigen Jahr mit Zinssenkungen beginnen, käme dieser Schritt für Österreich angesichts der deutlich höheren Inflationsrate wohl noch zu früh. Zum Vergleich: In Deutschland lag die Teuerung im Februar bloß bei 2,5 Prozent, was schön langsam Spielraum für ein tieferes Zinsniveau eröffnet. Zwar wird die Notenbank bei ihrer nächsten Sitzung am 7. März den Leitzins vermutlich unangetastet, also bei 4,5 Prozent, lassen. Lorenz erwartet aber, dass die EZB in der zweiten Jahreshälfte die geldpolitischen Zügel wieder etwas lockern wird.

Wahrscheinlich früher wird es in den USA zu Zinssenkungen kommen. Dort hat sich die Bevölkerung zuletzt zurückhaltend gezeigt, die Konsumausgaben sind zu Jahresbeginn verglichen mit dem Vormonat um lediglich 0,2 Prozent gestiegen. Im Dezember hatte der Zuwachs noch 0,7 Prozent betragen. An der Wall Street wird daher weiterhin eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Juni erwartet. Die Währungshüter haben jedoch durchblicken lassen, dass sich der Weg zu ihrem Inflationsziel von zwei Prozent noch als holprig erweisen dürfte. (Alexander Hahn, 1.3.2024)