Fenster putzen
Eine ordentliche Ladung Dreck setzt sich übers Jahr verteilt auf Fensterscheiben fest.
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Pro

Wenn die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen durch die Scheiben blitzen, wird der volle Umfang des Grauens erst offensichtlich. Dicke braune Drecksprenkel überziehen die Fensterscheibe mit einem durchgehenden Schleier. Was Feinstaub, Regen, Blütenpollen und Saharastaub dem Glas über ein ganzes Jahr verteilt so antun, fällt einem im Winter gar nicht wirklich auf. Dafür ist das Erwachen dann umso erschreckender.

Ich gebe zu, der erste Teil des Jobs an sich ist nicht wirklich prickelnd. Um den ganzen Dreck wegzukriegen, sind mehrere Durchgänge mit dem nassen Fetzen nötig, damit ja keine braunen Schlieren zurückbleiben. Ist der gröbste Schmutz entfernt, folgt aber der weitaus angenehmere Teil, und der Fensterabzieher kommt zum Einsatz. Das Gefühl, wenn er über die Scheibe gleitet und rückstandslos saubere Fenster hinterlässt, ist auf eine Art befriedigend, die mir selbst nicht ganz geheuer ist.

Noch besser ist nur, wenn auf der großen Glasfront in unserem Wohnzimmer der elektrische Fenstersauger zum Einsatz kommt, den wir uns einmal im Jahr ausborgen. Wenn danach alles glänzt und blitzt, fällt mir jedes Jahr aufs Neue auf, wie hell es doch in unserer Wohnung sein kann und warum es ohne Fensterputzen einfach nicht geht. (bere)

Contra

Ich hab nichts Grundlegendes gegen Hausarbeit: Wenn ich mich irgendwann zum Putzen aufraffe, kann ich mich danach immerhin daran erfreuen, dass es sauberer ist als zuvor. Wenn ich wieder mal backe, ist das Ergebnis danach in der Regel großteils essbar und löst in mir so etwas wie Zufriedenheit aus.

Aber wenn ich Fenster putze, werde ich zur Philosophin. Ich denke bei dieser mühsamen, völlig spaßbefreiten Tätigkeit über die Sinnlosigkeit des Seins nach. Über die Endlichkeit meines Lebens – und die Unendlichkeit dieser Aufgabe, die da in Form von acht völlig eingesauten Fenstern vor mir liegt.

Und selbst wenn ich dann endlich durch bin, ärgere ich mich weiterhin. Denn nichts ist fix im Leben, nur das eine: Egal welche Putz-Hacks und Tutorials ich mir anschaue, egal ob ich mit Zeitungspapier oder Mikrofasertuch arbeite, egal ob mit ein paar Tropfen Spüli oder dem teuren Putzmittel – am Ende sind garantiert wieder Schlieren zu sehen, sobald die Sonne schadenfroh durchs Fenster scheint.

Ganz ehrlich: Es ist eine Investition in mich selbst und mein Wohlbefinden, wenn diese Aufgabe jemand anderer übernimmt. Demnächst kommt ein Profi vorbei. Ich werde das Weite suchen. (zof, 3.3.2024)