Seit Corona kennen ihn viele Menschen, er war ein gefragter Experte, wenn es um das Virus und die Impfung dagegen ging. Jetzt kehrt der Forscher Florian Krammer teilweise nach Österreich zurück, zuletzt war er in den USA tätig. In Österreich soll er die Erforschung neuer Impfstoffe vorantreiben. Seine doch eher beunruhigende Aussage, dass er etwa alle zehn Jahre mit einer Pandemie rechnet, klingt bei Armin Wolf in der "ZiB 2" am Montagabend nicht ganz so schlimm. Ob er mit seiner Aussage Pandemien meinte, die unsere Gesellschaft weltweit so erschüttern wie Corona? "Nicht unbedingt", so Krammer, er verweist hier auf Influenza-Pandemien, die unterschiedlich stark waren.

Virologe Florian Krammer war Montagabend zu Gast bei Armin Wolf in der
Virologe Florian Krammer war Montagabend zu Gast bei Armin Wolf in der "ZiB 2".
Screenshot: ORF-TVThek

Die Technologie, um schnell auf eine neue Pandemie und ein neues Virus zu reagieren, sei da. Gesellschaftlich seien wir aber schlechter vorbereitet, Krammer macht hier auf die globale Spaltung der Gesellschaft aufmerksam. "Wenn man Gegenmaßnahmen setzen muss oder wenn man den Leuten sagt, sie sollen sich impfen lassen, wird nur ein Teil der Bevölkerung mitspielen", so Krammer, "das finde ich problematisch."

Wäre ein flächendeckender Lockdown noch durchsetzbar? Das hänge auch von der Schwere der Infektion ab und von Mortalitätsraten. Krammer blickt gemeinsam mit Wolf zurück auf die Lockdowns. Waren sie überhaupt notwendig, will Wolf wissen. "Am Anfang ja", sagt Krammer. In der ersten Welle habe Österreich durch die Lockdowns auch sehr, sehr gut abgeschnitten. In New York seien sie zu spät gekommen, "wir hatten hier wahnsinnig viele Tote".

Grundimmunität und Medikamente

Corona-Skeptikern gibt er freilich nicht recht. Seine Aussage, wonach Corona momentan mit der Influenza vergleichbar sei, liege an der veränderten Situation. "Am Anfang der Pandemie gab es keine Grundimmunität in der Bevölkerung, keine Medikamente, die man einsetzen konnte." Jetzt seien viele geimpft. Und natürlich könne Influenza genauso ein Problem sein, das nicht harmlos ist, und Corona sei "nach wie vor noch problematischer als Influenza".

Er lässt sich noch immer gegen Corona impfen, zuletzt im Herbst. "Natürlich kann man darüber streiten, ob ein gesunder Erwachsener jetzt unbedingt die Impfung braucht, aber sie verhindert symptomatische Infektionen zu etwa 50 Prozent." Für Menschen mit gesundheitlichen Problemen sei die Impfung auf jeden Fall ratsam. Was weiß man mittlerweile über Impfschäden? "Man hat zu keiner anderen Impfung so viele Sicherheitsdaten, schwere Nebenwirkungen sind sehr selten, und die Impfung ist sehr sicher", so Krammer.

ZIB 2: Virologe Krammer im Interview
Der österreichische Virologe Florian Krammer übernimmt neben seiner Professur in New York auch an der Medizinischen Universität Wien eine Teilzeitprofessur. Und der renommierte Forscher startet ein neues Institut zur ?Wissenschaftsvermittlung und Pandemievorsorge?.
ORF

Gefährliche Masern

Später geht es um die Probleme bei der Zulassung eines neuen, viel billigeren Imfpstoffs in Europa und auch um den Rückgang bei der Anzahl der Masernimpfungen. "Den Leuten ist nicht klar, wie gefährlich Masern eigentlich sein kann", warnt er nachdrücklich, "manchen ist auch nicht klar, was man da anstellt, wenn man seine Kinder nicht gegen Masern impfen lässt." Als einen Grund für die Skepsis sieht er eine gefälschte Studie, die einmal den Masernimfpstoff mit Autismus in Zusammenhang brachte. "Ein kompletter Blödsinn", klärt Krammer auf, es habe sich herausgestellt, dass "die Person, die das veröffentlicht hat, gekauft wurde". Aber das wirke natürlich nach.

Er will jedenfalls Aufklärungsarbeit leisten. Menschen müssten sehr früh mit diesen Technologien in Berührung kommen, es gehe darum, ihnen die Berührungsangst zu nehmen und zu erklären, worum es da geht. Gut, dass Florian Krammer das jetzt auch von Österreich aus tun wird, bei Wissensvermittlung kennt er sich aus, das hat er in den letzten Jahren während der Corona-Pandemie bewiesen. (Astrid Ebenführer, 5.3.2024)