Military C-390
Während der Paris Air Show 2023 wurden die Flugzeugmodelle Civilian, Embraer E2 und Military C-390 präsentiert.
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Wien – Drei bis vier Transportflugzeuge vom Typ C-390 Millennium des brasilianischen Herstellers Embraer will das österreichische Bundesheer kaufen – aber um die Lieferung termingerecht im Jahr 2026 sicherzustellen, müsste das Verteidigungsministerium erst einmal klar sagen, was es sich da im Detail wünscht. Vergangene Woche war eine hochrangige Delegation von Embraer in Wien, um, wie es offiziell heißt, "die Partnerschaft zu vertiefen und die neuen Entwicklungen der C-390 weltweit vorzustellen". Tatsächlich dürfte es um einen wichtigen Termin gehen: Nach Informationen des STANDARD ging es darum, dass bis Jahresmitte die von Österreich gewünschte Ausstattung abzuschließen, damit mit der Produktion der für Österreich bestimmten Maschinen begonnen und die gewünschte Lieferung zur Jahreswende 2026/27 realisiert werden kann.

Dazu muss man wissen, dass derartige militärische Güter nicht einfach von der Stange gekauft werden können – auf der Kundenseite gibt es stets Extrawünsche, auf Herstellerseite wartet man mit der Produktion, bis alle diese Kundenwünsche vertraglich festgelegt sind. Und abhängig von der Konfiguration schwankt auch der Preis – zwischen 130 und 150 Millionen Euro pro Flugzeug. Zudem hat sich die österreichische Bundesregierung darauf festgelegt, nicht direkt beim Hersteller zu kaufen, sondern das Geschäft "Government to Government" abzuwickeln.

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Partner Niederlande

Das Bundesheer ist formal nicht Kunde von Embraer, sondern erhält die Flugzeuge von der niederländischen Regierung, die ihrerseits einen größeren Auftrag an den Flugzeugbauer erteilt – so soll jeder Verdacht von Korruption oder Nebenabsprachen, der von der Opposition gestreut werden könnte, vermieden werden. Zudem hat das den Vorteil, dass Piloten und Techniker gemeinsam geschult und gewisse Wartungsarbeiten gemeinsam abgestimmt werden können, Simulatoren und Ersatzteilbevorratung könnten ebenfalls kostenschonend genutzt werden.

Andererseits bedeutet das aber auch, dass Österreich mit seinen Vorgaben zur Produktion des Flugzeugs eng mit den Niederlanden kooperieren muss. João Bosco da Costa Junior, Präsident des militärischen Sektors von Embraer, erklärt dazu dem STANDARD: "Wir brauchen so schnell wie möglich den Vertrag, um mit der Produktion für die Niederlande und Österreich beginnen zu können, denn diese beiden Länder wollen de facto dieselbe Konfiguration des Flugzeugs. Wir haben schon die Slots auf den Fertigungslinien reserviert." Wenn aber der niederländisch-österreichische Auftrag nicht bald komme, würden andere Aufträge vorgereiht.

Embraers C-390 sehr gefragt

Denn seit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) im Herbst ihre Entscheidung bekanntgegeben hat, die drei störanfälligen Hercules-C-130-Transportflugzeuge mit Embraers C-390 zu ersetzen, hat Embraer weitere Kunden akquiriert: Portugal hat die C-390 bereits im regulären Betrieb (und damit mehrere Black-Hawk-Hubschrauber aus den USA über den Atlantik geholt), für Ungarn hat der erste Flieger bereits im Februar zu seinem Jungfernflug abgehoben, und mit Südkorea und einem nicht weiter spezifizierten asiatischen Land sind weitere Produktionen geplant. Auch Südkorea erwartet die erste C-390 im Jahr 2026 – da muss der Hersteller Bau und Auslieferung der einzelnen Flugzeuge genau planen.

Bosco da Costa Junior betont, dass Standardisierung die Produktion erleichtere: "Ähnliche Konfigurationen in mehreren Ländern können die Lebenszykluskosten senken und Synergien zwischen den Luftstreitkräften in Bezug auf Wartung und Ausbildung sowie die zukünftige Entwicklung der Plattform schaffen. Gleiche Konfiguration bedeutet schließlich auch, dass in der Zukunft notwendige Upgrades zur gleichen Zeit ausgerollt und von allen Betreibern implementiert werden können." Abweichungen in der Konfiguration betreffen etwa Möglichkeiten der Luftbetankung oder auch der Datenlinks – Portugal als erster Kunde aus der Nato hatte hier besondere Vorgaben. In der österreichischen Diskussion ging es darum, ob das Flugzeug sich zur Bekämpfung von Waldbränden eignet.

Die Niederländer sind dem Vernehmen nach mit ihren Spezifikationen weitgehend fertig, Österreich orientiert sich im Wesentlichen an dem, was der niederländische Partner wünscht. Jetzt geht es darum, gemeinsam abzuschließen.

Fehleranfällige Hercules

Aber damit wäre Österreich seine Sorgen noch nicht los. Denn bis zu einem Liefertermin in drei Jahren hat es ja weiterhin Transportbedarf – und die Fehlermeldungen von den altersschwachen Hercules C-130 reißen nicht ab. Daher wird nach einer möglichen Zwischenlösung für die Zeit bis zur Auslieferung der C-390 gesucht.

Ob diese aus Brasilien kommen könnte, wollte der STANDARD von Bosco da Costa Junior wissen. Dieser reagierte zurückhaltend: " Wir könnten die Lösung für Österreich sein. Noch ist es jedoch zu früh. Wir kümmern uns um die Wünsche unserer Kunden und wollen helfen." In Österreich gibt es Überlegungen, eines oder zwei der Flugzeuge, die der Hersteller für eigene Testzwecke gebaut hat, zeitweilig für das Bundesheer anzumieten. Bosco da Costa Junior wollte das nicht weiter kommentieren, deutete aber an, dass es für österreichische Piloten und Techniker einen guten Einstieg bedeute, wenn sie schon mit dem Fluggerät vertraut wären, wenn die ersten eigenen Flugzeuge kommen. (Conrad Seidl, 12.3.2024)