Seit 1. März können Autos von extremen Rasern beschlagnahmt und versteigert werden (Symbolbild).

Wien – Auf Österreichs Straßen sind immer mehr Raser unterwegs: Im vergangenen Jahr hat die Verkehrspolizei mehr als sechs Millionen Geschwindigkeitsübertretungen angezeigt oder als Organstrafverfügung geahndet und fast 1,9 Millionen Alkoholtests durchgeführt. Immer häufiger erwischen die Beamtinnen und Beamten bei den Kontrollen auch Lenker unter Drogeneinfluss, wie es am Donnerstag vonseiten des Innenministeriums hieß.

Etwa 5,3 Millionen der 6.160.271 Geschwindigkeitsübertretungen im Vorjahr wurden von Radargeräten gemessen. Weitere rund 580.000 Fahrzeuglenker fuhren in Überprüfungen mit Lasermessgeräten. Etwa 270.000 Frauen und Männer wurden von Zivilstreifen, durch die Section-Control-Anlagen oder andere Überwachungsarten erwischt. Das ist laut Innenministerium ein neuer Jahreshöchstwert und gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 0,6 Prozent. Im Jahr 2022 wurden 6.120.825 Übertretungen festgestellt.

Novelle der Straßenverkehrsordnung

Mit der 34. Novelle der Straßenverkehrsordnung kann seit 1. März nunmehr das Auto von extremen Rasern an Ort und Stelle beschlagnahmt und in weiterer Folge auch versteigert werden. Das vom Verkehrs- und Klimaschutzministerium auf den Weg gebrachte Maßnahmenpaket richtet sich gegen schwere Vergehen und Geschwindigkeitsübertretungen von mehr als 60 km/h innerorts und 70 km/h außerhalb des Ortsgebiets.

In Niederösterreich war am Montag ein Fahrer mit 247 km/h auf der Autobahn bei Langenzersdorf unterwegs. Am Mittwoch ist ein 44-Jähriger mit seinem Pkw mit 178 anstatt der erlaubten 100 km/h über die B4 im Raum Hausleiten (Bezirk Korneuburg) gebrettert. In beiden Fällen wurde den Fahrern der Führerschein abgenommen und das Auto beschlagnahmt.

"Die Bundespolizei ist jeden Tag 24 Stunden im Einsatz, um auch im Verkehr für Sicherheit zu sorgen. Der größte Teil der Verkehrsteilnehmer fährt rücksichtsvoll und hält sich an die Regeln. Die Polizei wird alles tun, um diese Verkehrsteilnehmer vor rücksichtslosen Rasern, Dränglern, Alkohol- und Drogenlenkern zu schützen", sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

Bessere Erkennung von Drogenlenkern

Im Vorjahr sind insgesamt 1.895.748 Alkoholkontrollen von der Bundespolizei durchgeführt worden – darunter fallen Alkomattests, Alkovortests und ärztliche Untersuchungen. Auch in diesem Bereich ist eine Zunahme von 7,2 Prozent zu verzeichnen (2022: 1.768.730). Die Zahl der Anzeigen wegen Alkohols am Steuer sank jedoch von 32.875 im Jahr 2022 auf 30.683 im Vorjahr. Das ist ein Minus von 6,7 Prozent.

8.676 Fahrzeuglenkerinnen und -lenker wurden zudem im Vorjahr wegen Fahrens unter Drogeneinfluss angezeigt. Das entspricht einer neuerlichen Zunahme um 15,7 Prozent. Im Jahr 2022 waren es noch 7.499 gewesen. Das Innenministerium führt den Anstieg auf eine verbesserte Ausbildung von Exekutivbediensteten für den Einsatz der in einem Pilotprojekt erprobten Speichelvortestgeräte zur Erkennung von potenziellen Drogenlenkern sowie den operativen Einsatz von Amtsärzten bei Schwerpunktaktionen im Straßenverkehr zurück.

Mehr Verstöße gegen Gurtpflicht

Aktuell sind zehn stationäre Section-Control-Anlagen im Einsatz. Im Vorjahr wurden zudem mobile Anlagen in diversen Baustellenbereichen auf Autobahnen und Schnellstraßen zeitweise eingesetzt. Insgesamt sind derzeit 380 stationäre und mobile Radargeräte verfügbar. Ein großer Teil der stationären Anlagen ist mit Lenkerfotoeinheiten ausgerüstet.

Der Sicherheitsabstand beim Hintereinanderfahren wurde von der Exekutive im Vorjahr in 111.087 Fällen geahndet. Das bedeutet einen Rückgang um 8,9 Prozent im Vergleich zu 121.883 Fällen im Jahr 2022. Eine deutliche Zunahme von 14,4 Prozent gab es jedoch bei Übertretungen gegen die Gurtpflicht. In 101.089 Fällen war der Gurt zur Sicherung im Fahrzeug nicht oder nicht korrekt angelegt. 129.781 Lenker wurden wegen Telefonierens am Steuer ohne Freisprechanlage angezeigt oder mittels Organstrafverfügung an Ort und Stelle geahndet. Mit dem Handy am Ohr wurden so fast genauso viele Menschen erwischt wie schon 2022, es gab einen Rückgang von 0,6 Prozent.

Mangelnde Kindersicherung

Einen drastischen Anstieg vermeldete das Innenministerium hingegen bei Beanstandungen wegen mangelnder Kindersicherung: 7.979 Anzeigen, die auch eine Eintragung im Vormerksystem zur Folgen haben, ergeben um 13,8 Prozent mehr als 2022. Die Zahlen würden zeigen, dass eine Bewusstseinsbildung bei den Fahrzeuglenkern notwendig sei, so das Ministerium.

Im Bereich des Schwerverkehrs wurden im Vorjahr insgesamt 224.230 Anzeigen und Organstrafverfügungen bei Straßenkontrollen von Lkws und Bussen erstattet. 2022 waren es noch 239.459. Die meisten Übertretungen gab es hinsichtlich technischer Fahrzeugmängel an der Karosserie, den Bremsen und den Reifen (81.326 Fälle), gefolgt von Nichteinhaltung der gesetzlichen Lenk- und Ruhezeitvorgaben (67.651 Fälle). Zudem waren Überladungen (33.476) und mangelnde Ladungssicherung (5.449) Themen für die Polizisten. In 28.198 Fällen wurde Lenkern von Lkws und Bussen die Weiterfahrt wegen schwerwiegender Verstöße oder Mängel beziehungsweise wegen Gefahr in Verzug untersagt. Das stellt einen Anstieg um 4,8 Prozent dar.

7.507 Gefahrenguttransporte wurden im Vorjahr kontrolliert, in 517 Fällen wurde die Weiterfahrt nach der Inspektion untersagt. Im Jahr 2022 hieß es noch 551-mal nach der Inspektion von 8.188 Fahrzeugen Stopp. (APA, red, 14.3.2024)