Geschwindigkeitsübertretungen gehören in Österreich zum Straßenverkehr. Viele geben offen zu, auf der Autobahn stets Tacho 145 zu fahren, weil sie Abweichungen der Anzeige im Auto und Messtoleranzen der Exekutive miteinrechnen. Im Zweifel scheint zu gelten: lieber fünf km/h zu schnell als einen km/h zu langsam. Wo die Radarkästen stehen, weiß der "gute Autofahrer" auf der Hausstrecke ebenso wie ab welchem Tempo welcher Kasten blitzt. Auf fremden Strecken helfen die Navigationssysteme – sogar die am Smartphone – mit einer rechtzeitigen Warnung vor Radarkästen.

Tafel einer Section Control
Die Section-Control hilft, Geschwindigkeitsübertretungen zu reduzieren, weil sie zum einen angeschrieben ist und zum anderen über einen ganzen Abschnitt und nicht nur an einem Punkt die Geschwindigkeit misst.
APA/HELMUT FOHRINGER

Bestätigt wird das durch die aktuelle Bilanz der Verkehrspolizei. Mehr als 6,16 Millionen Tempolimitverstöße wurden 2023 angezeigt – ein Plus von 0,6 Prozent. Nimmt man Telefonieren am Steuer, zu geringen Abstand, nicht angelegten Gurt, Alkohol und Drogen am Steuer sowie die Gefährdung der Kindersicherheit zusammen, machte das nicht einmal 390.000 Anzeigen aus.

Ganze Abschnitte kontrollieren

Mit der neuesten Novelle der Straßenverkehrsordnung ist es seit März erstmals möglich, extremen Rasern das Auto dauerhaft abzunehmen – die ersten Beschlagnahmungen erfolgten auch schon in der ersten Woche. Doch damit bekommt man das Problem der Millionen Menschen nicht in den Griff, die dauernd ein wenig zu schnell fahren – weil eh wenig kontrolliert wird und die Strafen gering sind.

Erst beim genauen Blick auf die Statistik sieht man, dass 5,3 Millionen Geschwindigkeitsübertretungen von den 380 stationären und mobilen Radargeräten erfasst wurden, weniger als 270.000 von den zehn stationären und wenigen mobilen Section-Control-Anlagen. Was nahelegt, wenn Lenkerinnen und Lenker wissen, dass ihre Geschwindigkeit über einen Abschnitt gemessen wird – der Anfang und das Ende einer Section-Control ist angeschrieben –, halten sie sich eher an das Limit. Was zum Schluss führt: Mehr solcher Abschnittskontrollen würden die permanenten Geschwindigkeitsübertretungen reduzieren und im besten Fall die Verkehrssicherheit erhöhen. (Guido Gluschitsch, 14.3.2024)