Momentan sind die Temperaturen noch angenehm. Aber in ein paar Monaten sieht es wieder ganz anders aus. 27 Tropennächte gab es letztes Jahr in Wien, Tendenz steigend. Während Menschen mit besserer finanzieller Ausstattung daher auf eine Klimaanlage setzen oder auf Sommerfrische fahren, ist das für ärmere Menschen nicht drin. Sie leiden besonders unter den Hitzewellen und Wetterumschwüngen, was enorme Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat.

Doch nicht nur der Sommer ist ein Problem, sondern auch der Winter: Immer mehr Menschen können es sich nicht leisten, die Wohnung warmzuhalten. Grund dafür sind die gestiegenen Energiepreise. Für rund zehn Prozent der Bevölkerung stellt die Bezahlung der Heizkosten eine Herausforderung dar. Wenn man armutsbetroffene Personen befragt, sind die Zahlen noch eindeutiger: In einer aktuellen Umfrage der Volkshilfe im Auftrag des Klimaschutzministeriums geben fast 70 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Energierechnung schon einmal nicht oder nicht rechtzeitig bezahlen konnten.

Ein Heizkörper, der auf Stufe 4 gedreht ist.
Immer mehr Menschen in Österreich sind von Energiearmut betroffen und können sich das Heizen nicht mehr leisten.
IMAGO/Robert Schmiegelt

Was Armutsgefährdung bedeutet

Ab wer ist eigentlich armutsgefährdet? Armutsgefährdung liegt vor, wenn ein Haushalt weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens monatlich zur Verfügung hat. Das wären bei einem Ein-Personen-Haushalt 1.392 Euro. Zum Vergleich: Die Mindestpension liegt in Österreich bei rund 1.325 Euro. Aktuell sind laut Statistik Austria 17,5 Prozent der österreichischen Bevölkerung armutsgefährdet.

Unfaire Klimakrise?

Die Wohnsituation ist aktuell eine der größten Belastungsfaktoren für Armutsgefährdete. Vier Fünftel der Befragten nennen das Fehlen von Schatten oder unzureichende Isolierung als Herausforderung. Eine große Herausforderung ist auch die Klimakrise: Drei Viertel der armutsbetroffenen Befragten geben an, von der Klimakrise belastet zu werden. Im Vergleich: In der Gesamtbevölkerung ist es laut Volkshilfe-Sozialbarometer etwa die Hälfte der Befragten. Oft liegt das daran, dass die finanzielle Situation einen Wohnortwechsel nicht zulässt, auch wenn beispielsweise die Hitze in der Wohnung kaum noch zu ertragen ist.

Gleichzeitig tragen Armutsbetroffene wenig zur Klimakrise bei, weil sie auf sehr kleinem (ökologischen) Fuß leben: Laut Umfrage haben zwei Drittel kein eigenes Auto, 87 Prozent sind noch nie mit dem Flugzeug geflogen oder fliegen seltener als alle fünf Jahre.

Klimasoziale Maßnahmen

Bei wem das Geld von Haus aus knapp ist, den stellt die Anschaffung von neuen, effizienteren Elektrogeräten vor enorme Herausforderungen. Daher werden oft energieineffizientere Geräte verwendet. Das ist nicht ideal, für die Stromrechnung und das Klima. Ähnlich verhält es sich mit Investitionen in das Heizen: Sowohl ein Heizungstausch als auch Sanierung von schlecht abgedichteten Wohnungen ist für viele nicht leistbar. Groß ist daher die Zustimmung zu politischen Maßnahmen: Etwa 90 Prozent der Befragten sind für die Errichtung von leistbareren und gut isolierten Wohnungen, 84 Prozent sind für mehr finanzielle Unterstützung beim Heizungstausch.

Um diesen Wünschen Rechnung zu tragen, will Österreich mehr klimasoziale Maßnahmen etablieren. Der aktuelle Plan aus dem Haus von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne): eine staatliche Koordinierungsstelle zur Bekämpfung von Energiearmut. Sie soll Maßnahmen entwickeln, um die Zahl der energiearmen Haushalte zu reduzieren. (Sarah Kirchgatterer, 15.3.2024)