Bei der Lufthansa-Tochter AUA hängt der Haussegen wieder gehörig schief. Seit Wochen wird über einen neuen Kollektivvertrag verhandelt. Jetzt gipfelte der Streit über eine angemessene Lohnerhöhung erneut in umfangreichen Flugstreichungen. Das Nachsehen haben wieder einmal die Passagiere. Umbuchen, stornieren, alternative Reisemöglichkeiten suchen: Ein erbaulicher Ostertrip schaut anders aus.

Zwei Mitarbeiter der AUA vor Beginn einer Betriebsversammlung.
Nicht nur im Lufthansa-Konzern, auch bei der AUA gibt es Beschäftigte mit Verträgen aus länger zurückliegender Vergangenheit. Neue Gesellschaften wie Eurowings wurden mit dem Ziel niedrigerer Personalkosten gegründet.
APA/ROBERT JAEGER

Gewerkschaft und AUA-Management stehen einander unversöhnlich gegenüber. Die Gewerkschaft fordert eine saftige Gehaltserhöhung. Ein Plus von bis zu 18 Prozent für Flugbegleiter und Piloten und bis zu 28 Prozent für Co-Piloten beziehe sich auf zwei Jahre, und überdies seien Einmalzahlungen nicht nachhaltig. Das AUA-Management kontert: Mehr sei schlicht nicht leistbar. Die Forderungen der Gewerkschaft stempelte AUA-Chefin Annette Mann in der ZiB 2 als "absolut unrealistisch" ab.

Man könnte dies als das übliche Säbelrasseln bei KV-Verhandlungen abtun. Doch dahinter steckt mehr. Die AUA hat zuletzt dank gestiegener Ticketpreise und des wieder erstarkten Reisebooms wieder einen schönen Gewinn erwirtschaftet. Der Erfolg verdankt sich aber auch den Beschäftigten. Sie trugen in der jüngeren Vergangenheit einige Sparpakete mit. Die Lufthansa verordnete der AUA 2019 eine strenge Diät. 90 Millionen Euro an Personal- und Sachkosten reduzieren – inklusive Stellenstreichung. Das ging damals an die Substanz.

Erbitterter Preiskampf

Alexis von Hoensbroech hatte im Sommer 2018 eine "Airline im Steigflug" übernommen. Es war die Zeit nach der Niki-Pleite Ende 2017, als es in Wien plötzlich eng geworden ist. Billigriesen wie Ryanair und die ungarische Wizzair lieferten sich einen erbitterten Preiskampf um Marktanteile. Der einstige Staatsmonopolist AUA kam in Bedrängnis zwischen jungen wendigen Playern mit neuen Maschinen, einem anderen Geschäftsmodell und weit niedrigeren Personalkosten.

Dann kam Corona. Es ging ums Überleben, was nur durch Staatshilfe möglich war. Wieder kam ein Sparpaket. Dazu gehörte 2020 neben einer Gehaltsreduktion um durchschnittlich 13 Prozent und der Verlängerung der Kurzarbeit bis 2022 auch das Aussetzen von Inflationsanpassungen und Gehaltsvorrückungen. Bord- und Bodenpersonal gingen mit, man erklärt sich solidarisch, rund 300 Millionen Euro bis 2023 einzusparen.

Lange Durststrecke

Nun hat die AUA-Belegschaft eine lange Durststrecke hinter sich. Erst im Vorjahr endete der verordnete Gehaltsverzicht. Heute hat die AUA nach der Schrumpfung wieder gut 5.900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Jene mit den legendären guten alten Verträgen werden weniger. Aber es gibt sie noch. Auf der Suche nach Zusatzerlösen war man recht erfolgreich. Aber eine Ertragsperle ist die AUA im Lufthansa-Reich bis heute nicht. Das wird sie angesichts des Umstandes, dass man statt einträglicher Businesskunden wie die Schwester Swiss preissensible Touristen befördert, wohl nie.

Ein realistischer Blick würde nicht schaden. Einmalzahlungen, zumal steuerfrei, sollte die Gewerkschaft nicht geringschätzen. Dass AUA-Chefin Mann den Verzicht in der Vergangenheit einfach ignoriert und unverhohlen damit droht, Wien verstärkt mittels anderer Konzernschwestern zu bedienen, ist auch ein Armutszeugnis. (Regina Bruckner, 27.3.2024)