Nicht alleine die Spitzengehälter von Robert Kratky, Pius Strobl und Roland Weißmann abwärts sowie die großen Gehaltsstrukturen muss der ORF in seinem jährlichen Transparenzbericht offenlegen. Auf den 72 Seiten muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk etwa auch offenlegen, wie viel Geld er für Beratung ausgibt und wie viel für Eigenwerbung. Wir tauchen noch ein bisschen tiefer ein in den Transparenzbericht des größten österreichischen Medienunternehmens mit mehr als einer Milliarde Jahresumsatz, großteils aus ORF-Beiträgen, aber auch Werbung.

6,7 Millionen für Beratung, halbe Million für PR

6.675.821,43 Euro gab der Milliardenkonzern inklusive Töchtern 2023 für externe Beratungsleistungen aus. Die Auftragnehmer sind nicht genannt, die Leistungen und der Bereich großteils sehr allgemein benannt.

Für Public Relations hatte der ORF selbst laut Liste 2023 nur noch einen Beratungsvertrag (ohne Laufzeitangabe) über 164.580 Euro, eingeordnet als "allgemeine Unternehmensberatung". In den ORF-Töchtern finden sich aber noch sechs weitere PR-Beratungsverträge über insgesamt 338.169,96 Euro, alle als "sonstige Beratung" eingestuft, zwei der Verträge über zusammen rund 74.000 Euro liefen 2023 aus.

In Summe ergibt das rund eine halbe Million Euro an PR-Beratungsaufträgen für den ORF und seine Töchter im Jahr 2023 laut Transparenzbericht.

Für "Unternehmensberatung allgemein" etwa gab die ORF-Mutter 529.840,42 Euro aus, für Unternehmensberatung in der Produktion 411.088,17 Euro. Die ORF-Töchter gaben für Unternehmensberatung allgemein und "sonstige Unternehmensberatung" insgesamt weitere 449.617,42 Euro aus.

Wesentliche Beratungsaufträge in diesem Punkt gehen erwartungsgemäß auch an Rechtsberatung, Wirtschaftsprüfung, IT-Beratung und Ingenieurleistungen.

Eigenwerbung auf Gegengeschäft

Von der PR ist es nicht weit zur Eigenwerbung. Der ORF hat dafür im vergangenen Jahr 11.162.999 Euro der Medienbehörde KommAustria gemeldet. Der ORF betont auch hier: "Die meisten dieser Werbeentgelte basieren auf Tauschgeschäften mit den diversen Verlagshäusern." Gemeint ist Werbezeit im ORF im Tausch für Werbeflächen in Print oder online. Weitere 1.520.300 Euro hat der ORF in bis Ende 2023 nicht meldepflichtige Werbeformen wie Außenwerbung (Plakat) investiert.

Sujet aus der ORF-Dachmarkenkampagne
Sujet aus der ORF-Dachmarkenkampagne "ORF. Für dich und mich und alle" von 2023.
ORF

Die Dachmarkenkampagne "ORF. Für dich und mich und alle" von Oktober bis Dezember 2023 buchte der ORF laut Transparenzbericht um 1.664.409 Euro in anderen Medien, davon 1,27 Millionen in Print. Die Marktforschung zeige, dass die Kampagnenziele "gut erreicht wurden", heißt es im Transparenzbericht.

Politikanalyse, Studiodesignberatung

Werkverträge über 50.000 Euro muss der ORF nun auch offenlegen, dort finden sich etwa gut 591.000 Euro für den Bereich "Produktion Auslandskorrespondenz" - das ist das gemeinsame Volumen aller Werkverträge von von nicht angestellten beziehungsweise selbstständigen Auslandskorrespondentinnen und -korrespondenten sowie Werkverträge mit Produktionsfirmen und unabhängigen Vertragsdienstleistern für Auslandsberichterstattung.

Unter den Werkverträgen finden sich etwa auch 66.960 Euro für "Analyse, Interviews, Politikberichterstattung", die stark nach Politikanalyse klingen.

Für Studiodesign und technische Planung etwa gab es 2023/24 78.000 Euro auf Werkvertragsbasis. Ein Beratervertrag – noch aus dem Berater-Kapitel – widmete sich "Konsulententätigkeit Produktion" für 55.200 Euro.

Reichweitenforschung und Musikchecks

Auf Werkvertragsbasis werden auch große Reichweitenstudien/-messungen finanziert: 3.410.925,19 Euro für "elektronische Reichweitenmessung Fernsehen", 688.504,56 für die Erhebung des Radionutzungsverhaltens sowie 50.000 für "Webradiostudie" finden sich hier.

Für Musikforschung hat der ORF einen Beschaffungs-Rahmenvertrag im Volumen von 592.715,16 Euro im Jahr 2023. Professionelle Musikchecks und -beratung sind bei Radiosendern wie dem marktdominierenden Ö3 Standard. Der Transparenzbericht erklärt Musikforschung noch beispielhaft mit "Call-outs, Perceptual Study, Strategische Musikberatung usw.".

Beschaffungs-Rahmenverträge hat der ORF im marktforscherischen Bereich etwa für (gesetzlich vorgeschriebenes) Qualitätsmonitoring im Umfang von rund 134.000 Euro im Vorjahr.

Für ein "Monitoring ORF-Berichterstattung Online (u. a. Social Media usw.)", ausgewiesen als Studie, investierte der ORF 67.472 Euro im Jahr 2023. (Harald Fidler, 3.4.2024)