Mutter und Sohn mit Lastenrad. Warum regen sich darüber eigentlich so viele auf?
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Der Frühling ist da, und immer mehr Lastenräder tauchen im Straßenbild auf. Die Fahrräder mit ihren praktischen Transportboxen werden genutzt, um allerlei Dinge zu befördern: Einkäufe, Haustiere und in den meisten Fällen kleine Kinder.

Kommunen haben längst erkannt, dass mit Lastenrädern eine Mobilitätslücke geschlossen wird. Viele Familien sparen sich dadurch die Anschaffung eines (zweiten) Autos. Noch dazu sind Lastenräder klimaschonend. Die Stadt Wien vergibt großzügige Förderungen, und auch beim Bund ist Geld zu holen.

Viele nutzen die Vorteile bereits – aber es gibt auch vehemente Gegner, die das Transportfahrrad zum Feindbild stilisieren. Der deutsche Journalist Stefan Peter zieht über die "Muttis am Lastenrad" her und wirft mit Klischees nur so um sich. Er unterstellt Müttern (warum eigentlich nicht Vätern?) eine "unglaubwürdige Zurschaustellung" ihrer umweltbewussten Lebensweise.

Argumente wie die fehlende Verkehrssicherheit, die ja etwas für sich haben, lässt er aus. Dabei könnte man das Augenmerk darauf legen: durch bessere Sitze und Gurte die Lastenräder sicherer machen und die Helmpflicht forcieren. Denn im Straßenverkehr können Unfälle passieren – Lastenräder sind davon nicht ausgenommen.

Statussymbol für "Gutmenschen"

Stattdessen tragen die Zuspitzungen nur dazu bei, eine Debatte ideologisch aufzuladen. Es wird der Versuch unternommen, das Lastenrad zum Statussymbol der "Gutmenschen" abzustempeln. Waren es früher der Jutebeutel oder die Ökoschlapfen, die an die Zukunft des Planeten denkende Menschen kennzeichneten, soll es jetzt das Lastenrad sein? Dieses Hindeuten und lachhafte Hervorheben entspricht alles andere als dem Zeitgeist. Die Klimakrise ist real: Jeden Monat werden aufs Neue Temperaturrekorde gebrochen.

Ordnen wir Stimmen der Lastenradgegner also als das ein, was sind sind: Provokation. Verkehrsthemen polarisieren seit eh und je. In der Vergangenheit war es die Schaffung von Begegnungszonen oder die Einführung von Tempo-30-Limits, an denen man sich abarbeitete. Jetzt ist das Lastenrad der Sündenbock derer, die sich die Auswirkungen des Klimawandels nicht eingestehen wollen. Liebe Mamis und Papis, lasst euch nicht einschüchtern! (Rosa Winkler-Hermaden, 10.4.2024)

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