Es war eine schwere Geburt. Mehr als 20 Verhandlungsrunden hat es gedauert, bis Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich bei der AUA auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 3500 Beschäftigten des Bordpersonals geeinigt haben. Dazwischen gab es Streik und Betriebsversammlungen, AUA-Chefin Annette Mann drohte offen, den Standort in Österreich zu schrumpfen. Gut gebrüllt, denn Mann hatte damit viele Wirtschaftsvertreter auf ihrer Seite. Die böse Gewerkschaft mache mit ihren ungehörigen Forderungen das Unternehmen kaputt, lautete die Erzählung.

Der Konflikt um den neuen Kollektivvertrag hat auch vielen Passagieren Nerven gekostet, fielen doch zahlreiche Flüge aus.
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Was nun herausgekommen ist, ist auf den ersten Blick ein klassischer Kompromiss. Die AUA musste auf ihr letztes Angebot, ein Gehaltsplus von 18 Prozent für zwei Jahre, noch etwas drauflegen. Nun bekommt das fliegende Personal im Schnitt rund 20 Prozent mehr über drei Jahre. Macht rund 6,7 Prozent jährlich. Das ist im Großen und Ganzen fair.

Die Gewerkschaft musste Abstriche machen. Verglichen mit der Maximalforderung von bis zu 40 Prozent, mit der sie in die Verhandlungen gegangen war, hat man sich bei ungefähr der Hälfte getroffen. Ein echter Sieg sieht wohl anders aus. Das gilt aber genauso für das AUA-Management. Die Streiks und Betriebsversammlungen haben laut AUA gut 20 Millionen Euro gekostet. Viel Geld, das man auch gleich an die Belegschaft hätte verteilen können.

Beide Seiten haben provoziert

Hätte man das alles nicht billiger haben können? Vermutlich, beide Seiten haben zum Einstieg provoziert. Die einen mit ihren unsäglichen Forderungen, die anderen mit ihrem kläglichen Angebot. Zumindest führte die Sache zu einem gütlichen Ende.

Bei genauer Betrachtung gibt es jetzt trotzdem zwei Gewinner. Tatsächlich hat die Lufthansa allen Grund, genau auf die Kosten zu schauen. Und da hat die Tochter in Wien im Vergleich zu manchen Schwestern so manche Bürde zu tragen. Auch wenn heute viele weitaus weniger verdienen als die Kollegenschaft bei den Konzernschwestern, ein echter Billigflieger im Vergleich der Personalkosten ist die AUA im Lufthansa-Reich nicht. Das ist aber auch nicht das Wichtigste. Den Geschäftsverlauf beeinflussen Kerosinpreise und strategische Entscheidungen genauso.

In Konkurrenz zu Billigfliegern

Da gilt es auch, in die Zukunft zu schauen. Immerhin will die AUA in neue Maschinen investieren. Ufern die Personalkosten aus, bleibt dafür weniger Geld übrig. Dazu kommt, dass die AUA viele Touristen befördert. Sie steht damit mit Billigfluglinien in Konkurrenz. Die Erträge wachsen nicht in den Himmel.

Trotzdem muss darauf geachtet werden, dass das Personal ein gutes Auskommen hat und nicht abgespeist wird wie der billige Jakob. Das gilt ganz besonders in Österreich, wo die Inflation hoch und hartnäckig ist.

Dass die Gewerkschaft die Verantwortung, ob das Angebot der Arbeitgeber angenommen wird, an ihre Mitglieder delegiert, erzeugt einen schalen Beigeschmack. Das hätte man sich sparen können. Alles in allem hat sich das Theater trotz all der Misstöne ausgezahlt. Für die Beschäftigten schaut ein angemessenes Gehaltsplus heraus. Die AUA hat sich eine Friedenspflicht ausbedungen. Davon haben alle was. Man hätte aber auch früher draufkommen können. (Regina Bruckner, 26.4.2024)