Wald Österreich Natur Umwelt Klimakrise
Die Klimakrise setzt Österreichs Wäldern zu. Darüber, wie man sie am besten schützt, wird gerade heftig diskutiert.
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Als Land- und Forstwirte arbeiten wir täglich mit der Natur. Ihr Erhalt steht im Zentrum unserer Tätigkeit, und das seit Generationen. Das geplante EU-Renaturierungsgesetz ist ein Vorhaben fernab der praxisnahen Landbewirtschaftung. Seine Ziele sind realitätsfern, auch mit überbordender Bürokratie ist zu rechnen.

"So, wie die Renaturierung geplant ist, müssen auch gesamtwirtschaftlich enorme Einbußen für Österreich in Kauf genommen werden."

Leider wurde der Dialog mit den europäischen Landbewirtschafterinnen und Landbewirtschaftern nicht gesucht. Durch den starren Blick in die Vergangenheit werden zukünftige Entwicklungen völlig vernachlässigt und die benötigten aktiven Anpassungsmaßnahmen in Bezug auf den Klimawandel außer Acht gelassen. Die Verordnung behindert mit ihren Vorgaben sogar sinnvolle Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, etwa die Erweiterung der Wälder mit klimafitten Gastbaumarten. Und auch die Verjüngung instabiler alter Bestände, die ebenfalls für einen klimafitten Wald notwendig ist, wird aufgrund der Verordnung erschwert. Warum will man ein Ökosystem wiederherstellen, welches den klimatischen Veränderungen der Zukunft nicht standhalten kann?

Auch eine Reihe von Angaben, auf denen das Renaturierungsgesetz fußt, ist infrage zu stellen. In der Diskussion hieß es, dass sich rund 80 Prozent der Landflächen in einem schlechten Zustand befinden. Die Datenbasis für die Erhebung, welche dem Monitoring der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der EU-Vogelschutzrichtlinie entstammt, ist jedoch äußerst mangelhaft, da ausgehend von wenigen bestimmten Lebensräumen und Arten eine pauschale Aussage für alle Ökosysteme getroffen wird. Um den Erhaltungszustand der Lebensräume sinnvoll bestimmen zu können, wäre daher eine transparente Bewertungsmethodik, welche objektive und vergleichbare Ergebnisse liefert, dringend notwendig.

Anreize statt Verbote

So, wie die Renaturierung geplant ist, müssen auch gesamtwirtschaftlich enorme Einbußen für Österreich in Kauf genommen werden. Werden zehn Prozent der Waldfläche nicht mehr genutzt, bedeutet das den Verlust von 27.000 Arbeitsplätzen und 2,36 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung. Und dann sind da noch die Umsetzungskosten in Höhe von sechs bis acht Milliarden Euro bis 2030. Neben den Ausgaben für die ehrgeizigen Maßnahmen müssen die betroffenen Unternehmen auch mit entgangenen Erlösen durch die erschwerte Bewirtschaftung rechnen. Die Frage, wer diesen finanziellen Aufwand übernimmt, ist völlig ungeklärt. Um die vielfältigen Forderungen sinnvoll umsetzen zu können, benötigt es daher eine Verankerung entsprechender Finanzmittel und einen fairen Lastenausgleich. Es braucht ein Anreizgesetz und kein Verbotsgesetz!

In Österreich werden land- und forstwirtschaftliche Flächen zu großen Teilen von Familienbetrieben bewirtschaftet. Die Existenz dieser Betriebe und der folgenden Generationen, und damit auch die Versorgungssicherheit bei Lebensmitteln und Rohstoffen, ist durch die Forderung nach nicht bewirtschafteten Landflächen massiv gefährdet. Ein solches Vorgehen sollte auch gesellschaftlich nicht gewollt sein. (Konrad Mylius, 23.5.2024)