Mit dem Opernball selbst aufersteht am 16. Februar 2023 ein langjähriger Begleiter der noblen Veranstaltung: der Protest gegen ebendiese. In Erscheinung treten wird er aus jetziger Sicht in Form einer Demonstration und einer Kundgebung.
Zu einer Demo mit dem Titel "Eat the Rich" ruft die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) auf, bei der Polizei angemeldet sind 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diese kommen ab 19 Uhr am Keplerplatz in Favoriten zusammen, geplanter Abmarsch ist um 19.45 Uhr. Die Route führt über die Favoritenstraße in die Laxenburger Straße und wieder zurück auf die Favoritenstraße. Dann geht es durch die Wiedner Hauptstraße zur Kärntner Straße. An der Kreuzung mit der Elisabethstraße – also schräg gegenüber der Oper – ist um 22 Uhr eine Abschlusskundgebung geplant. Danach lädt die KJÖ zur Afterparty ins Ernst-Kirchweger-Haus in Favoriten.
Hinter der Oper, beim Bitzinger-Würstelstand am Albertinaplatz, ist von 20 bis 23 Uhr eine Standkundgebung angemeldet. Deren Motto ist "Die Reichen tanzen – wir protestieren gegen Teuerungen", erwartet werden laut Polizei 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Organisator ist die Partei Links. Sprecherin Anna Svec hofft auf eine prominente Teilnehmerin und hat Richard Lugners Opernballgast Jane Fonda zur Kundgebung geladen.
Ein Platzverbot gibt es laut Polizei heuer – wie auch in den Jahren davor – nicht. Für Autolenkerinnen und Öffi-Nutzer kommt es wegen des Balls und der Demo zu Einschränkungen und Sperren. So werden die Straßenbahnlinien D, 1, 2 von circa 19.30 Uhr bis Betriebsschluss umgeleitet. Der 71er wird in dieser Zeit kurzgeführt, der 59A lässt die Haltestelle Oper/Karlsplatz aus. Die Linie UZ2 fährt ab 19.30 Uhr gar nicht mehr, der Bus 2A bereits ab circa 18.50 Uhr ebenso wenig. Entlang der Demoroute könne es zu kurzen, spontanen Einschränkungen und Umleitungen der Öffis kommen, sagte eine Wiener-Linien-Sprecherin zum STANDARD. Seitens des Verkehrsbetriebs sei eine Person vor Ort, die je nach Bedarf entscheide.
Premiere als Protest gegen Stammgast
Hat der Opernball wegen Corona seit 2021 pausiert, fiel die traditionelle Opernballdemo bereits 2019 aus. Ihre Premiere hatte sie mit 500 Teilnehmern im Jahr 1987 – wobei sich der Protest da noch nicht gegen die Veranstaltung richtete, sondern einen Stammgast: Franz-Josef Strauß, damals bayerischer Ministerpräsident (CSU), der massiv den Bau der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf betrieb. Es kam zu massiven Ausschreitungen, die Grünen erhoben schwere Vorwürfe gegen die Polizei. In der Oper warfen Atomgegner bei der Eröffnung Flugblätter in den Saal und entrollten ein Transparent.
Ab 1988 war dann der Ball an sich das Ziel der Proteste – zwischen 2.500 und 4.000 Personen kamen trotz Demoverbots. In den folgenden Jahren diente der Ballabend als Ventil für Kritik an Kapitalismus, sozialer Ungerechtigkeit, Krieg und an den Regierenden. Immer wieder kam es zu Ausschreitungen und gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstrierenden, es gab etliche Verletzte und Festnahmen.
Hitler-Uniform und nackter Oberkörper
Die Opernballdemo blieb im Lauf der Jahre allerdings nicht der einzige Ausdruck von Protest. In die Geschichte ging etwa Schauspieler Hubsi Kramar ein, als er im Jahr 200 in Hitler-Uniform in der Oper aufkreuzte. Und 2018 protestierte eine Femen-Aktivistin mit nacktem Oberkörper am roten Teppich gegen den Besuch des damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko.
Zuletzt war spekuliert worden, ob Mitglieder der Letzten Generation heuer derartigen Aktionismus aufleben lassen könnten. Die Klima- und Umweltschutzgruppe hat im Vorfeld allerdings abgewunken: "Wir werden uns sicherlich nicht in der Oper festkleben", sagte ein Sprecher vor kurzem. Auch am roten Teppich seien keine Aktionen geplant. Die Staatsoper ist dennoch vorbereitet. (Stefanie Rachbauer, 15.2.2023)