Hat sich zur Kandidatur entschieden: Nikolaus Kowall, Wiener Bezirkspolitiker.
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Hans Peter Doskozil war nicht glücklich mit dem Ergebnis. Die Tatsache, dass nun mehr als zwei Persönlichkeiten bei der Mitgliederbefragung der SPÖ antreten, könnte dazu führen, dass das klare Duell zwischen ihm und Rendi-Wagner "verwässert" wird – und vielleicht etliche Unschlüssige doch auf die amtierende Parteivorsitzende setzen.

Jedenfalls ist die Verwirrung in der einst so disziplinierten SPÖ noch größer. Nikolaus Kowall, stellvertretender Bezirksparteichef der SPÖ in Wien-Alsergrund (Neunter Bezirk), hat das ausgelöst, indem er überraschend als dritter Kandidat antrat, weil er weder Pamela Rendi-Wagner noch Hans Peter Doskozil für die optimale Person an der Spitze der Sozialdemokratischen Partei Österreichs hält.

Da dürfte er nicht der Einzige sein – innerhalb und außerhalb der SPÖ. Die österreichische Sozialdemokratie war in den vergangenen Jahren nicht in der Lage, einen überzeugenden Kandidaten, eine überzeugende Kandidatin hervorzubringen. Kowall hat nach eigenen Angaben etliche Promis vergeblich gefragt und sich nach Absagen entschieden, es selbst zu machen.

Wie immer sich die Mitgliederbefragung und der darauf folgende Parteitag gestaltet, die Chancen auf einen Ausgang, der von den meisten als glücklich betrachtet wird, sind relativ gering. Wie hoch wird die Wahlbeteiligung unter den 140.000 Parteimitgliedern (waren einmal 600.000)? Wird es eine klare Mehrheit geben und wie wird die überhaupt berechnet? Gibt es Stichwahlen?

Die Mitgliederbefragung, die eine Bedingung von Hans Peter Doskozil war, könnte sich so als lähmendes Dahinziehen eines notwendigen Klärungsprozesses erweisen. Das heißt nicht, dass die Frage, wer die SPÖ künftig führt, im Hinterzimmer entschieden werden soll. Ein Sonderparteitag mit Abstimmung unter den Delegierten wäre wohl schneller gegangen. Entscheidend bleibt aber, dass die SPÖ offenbar derzeit nicht über eine unumstrittene Persönlichkeit verfügt, die auch will. (Hans Rauscher, 23.3.2023)