Gerhard Zeiler sieht weder Hans Peter Doskozil noch Andreas Babler als geeignete Kandidaten für den Bundesparteivorsitz der SPÖ an.

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Medienmanager Gerhard Zeiler wird in der kommenden Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz der SPÖ für die amtierende Parteichefin Pamela Rendi-Wagner stimmen. Das sagte Zeiler, der in der Vergangenheit selbst immer wieder als möglicher Kandidat für den Parteivorsitz gehandelt wurde, im Interview mit der Tageszeitung "Kurier".

Bablers Positionen "nicht mehrheitsfähig"

Bei der Entscheidung zwischen Rendi-Wagner, Andreas Babler und Hans Peter Doskozil gehe es um die Frage, ob die SPÖ eine Partei links der Mitte bleibe, ob sie eine sehr linke Partei werde oder "eine Partei, die viele Ähnlichkeiten mit der Freiheitlichen Partei hat", sagt Zeiler.

Babler kenne er nicht persönlich, sagt der Medienmanager, dieser sei aber eine "sympathische Erscheinung". Bablers Positionen seien jedoch weder mehrheitsfähig noch realistisch. Die Forderung nach einer 32-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich sei womöglich in zehn Jahren realistisch, nicht aber jetzt. Ein "sehr linker Kurs" sei nicht der richtige Weg für die SPÖ.

Doskozils Programm befindet Zeiler für zu populistisch, außerdem setze dieser in seiner Politik zu stark auf staatliche Ressourcen. "Was Hans Peter Doskozil im Burgenland macht, erinnert mich sehr an das, was Jörg Haider in Kärnten gemacht hat", so Zeiler. Hätte die SPÖ einen Spitzenkandidaten Hans Peter Doskozil, würde Zeiler daher auch das erste Mal in seinem Leben nicht SPÖ wählen.

Rendi-Wagner habe sich Antreten verdient

Zeiler will seine Stimme Rendi-Wagner geben, weil diese eine Frau sei, die kämpft. Sie habe es verdient, so Zeiler, als Spitzenkandidatin in die Nationalratswahl zu gehen.

In seinem 2019 veröffentlichten Buch "Leidenschaftlich rot" übte Zeiler Kritik an dem ehemaligen Parteichef Christian Kern, dieser habe sich durch übermäßige Eitelkeit ausgezeichnet und seine "unzulängliche Fähigkeit, in einem Team zu arbeiten".

Zeiler war in der Vergangenheit ORF-Intendant und Geschäftsführer der deutschen TV-Sender Tele 5, RTL und RTL II. Er war fast zehn Jahre CEO der RTL Group und ist nun Präsident von WarnerMedia International. In den Achtziger Jahren fungierte er als Pressesprecher der ehemaligen Bundeskanzler Fred Sinowatz und Franz Vranitzky (beide SPÖ).

Egger sieht inhaltliche Nähe zu Doskozil

In einem ebenfalls am Sonntag publizierten Interview mit der "Presse" sprach sich der Salzburger SPÖ-Chef David Egger unterdessen erneut für Doskozil als Bundesparteivorsitzenden aus. Die inhaltliche Nähe zu Doskozil könne er nicht abstreiten. Er sei ein Freund des Mindestlohnes, den es im Burgenland auf Landesebene gibt, und könne auch dem Anstellungsmodell pflegender Angehöriger und der Wohnbaupolitik viel abgewinnen.

Eine Koalition mit der FPÖ schließt Egger auf Nachfrage nicht per se aus. Rote Linien seien aber eine Verharmlosung oder Leugnung des Holocaust sowie das Verbieten von Impfungen.

Rendi-Wagner will eine Kindergrundsicherung

Auch Rendi-Wagner meldete sich am Sonntag zu Wort. Die Parteichefin sprach sich in einem Forderungspapier für die Schaffung einer Kindergrundsicherung, einen Rechtsanspruch auf einen Bildungsplatz in jedem Alter sowie ein tägliches gesundes, warmes Essen für jedes Kind aus. Die Bundesregierung habe sich den Kampf gegen Kinderarmut zwar ins Programm geschrieben, aber nichts unternommen, kritisierte sie.

"Gesundheitliche und soziale Nachteile, die Kinder erleiden, lassen sich ein Leben lang nicht mehr gut machen", betonte Rendi-Wagner: "Es ist unser aller Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Kinder nicht mit einem solchen Handicap in ihr Leben starten müssen." Armut sei unfair, sie mache krank, raube Kindern die Chance auf eine gute Ausbildung, ein langes Leben und auf Stolz und Zufriedenheit. (lew, APA, 9.4.2023)