Kanzler Nehammer besuchte am Dienstag das BMW-Werk in Steyr.

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Wien – Es ist eines der größten Autowerke in Mitteleuropa, dem Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag einen Besuch abstattete: das BMW-Werk im oberösterreichischen Steyr. Es war kein Zufall, dass sich der Kanzler gerade jetzt inmitten des Geschehens der Autoindustrie ablichten ließ. Denn am späten Mittwochnachmittag trifft Nehammer mit Fachleuten zu einem "Autogipfel" im Bundeskanzleramt zusammen.

Frage: Was ist der Anlass für den Gipfel?

Antwort: Erst vor kurzem hat die EU beschlossen, dass ab 2035 nur noch Autos zugelassen werden dürfen, die kein CO2 ausstoßen. Das Aus des Verbrenners und der Wechsel zu elektrischen Fahrzeugen beschäftigen die Autoindustrie damit umso intensiver. Nach viel Kritik an der Entscheidung dürfen künftig aber auch sogenannte E-Fuels genutzt werden.

Frage: Worum geht es bei dem Autogipfel?

Antwort: Am Mittwoch will der Kanzler gemeinsam mit Expertinnen und Experten ausloten, wie es mit der Autoindustrie in Österreich weitergeht. In der Auto- und Zuliefererbranche sind laut Wirtschaftskammer rund 80.000 Menschen beschäftigt. Zu dem Gipfel ist neben Personen aus der Wissenschaft auch die OMV eingeladen. Neben der Frage, welche Antriebe in Zukunft wichtig sein werden, soll vor allem die Frage der Verwendung von E-Fuels geklärt werden – diesen hat Nehammer ja eine große Bedeutung zugeschrieben.

Frage: Warum sind gerade die E-Fuels ein so umstrittener Punkt?

Antwort: Es solle keine Denkverbote in der Autobranche geben, sagte Nehammer erst vor kurzem. Der Kanzler stellt sich gegen das Aus des Verbrenners – es soll vielmehr einen Mix aus verschiedenen Antriebsmethoden geben, darunter auch die umstrittenen E-Fuels. Expertinnen und Experten sehen den Fokus auf den "grünen Verbrenner", wie Nehammer den Antrieb mit E-Fuels oft nennt, aber kritisch. Im Individualverkehr seien sie keine sinnvolle Alternative – vielmehr solle sich Österreich auf die Produktion von elektrischen Fahrzeugen fokussieren und dadurch eine Vorreiterrolle einnehmen.

Frage: Was sagt der grüne Koalitionspartner?

Antwort: Nehammers Aussagen der letzten Wochen, etwa dass Österreich ein Autoland sei, kamen bei den Grünen gar nicht gut an. Auch Nehammers Fokus auf die E-Fuels stimmt den Koalitionspartner kritisch: Umweltministerin Leonore Gewessler sieht etwa ihren Einsatz nicht für den Individualverkehr bestimmt. Die türkis-grüne Koalition ist auch deshalb in dieser Frage uneins. Gar heftige grüne Kritik kommt aus Tirol: Grünen-Chef Gebi Mair fordert eine Kurskorrektur von der ÖVP, sonst gehe man in der Bundeskoalition "schweren Zeiten entgegen". (ste, APA, 19.4.2023)