Wien – Die Herold Druck und Verlag GmbH mit Sitz im dritten Wiener Gemeindebezirk wird mit Jahresende ihren Betrieb einstellen. Als Grund wurde am Mittwoch in einer Aussendung das Aus der gedruckten "Wiener Zeitung" angeführt. Den Ausschlag dürfte allerdings der Verlust des Druckauftrags für "Heute" geben.

Die Gratistageszeitung "Heute" druckt laut Auflagenkontrolle ÖAK fünfmal die Woche fast  480.000 Exemplare. Die "Wiener Zeitung" lässt sechsmal wöchentlich einen winzigen Bruchteil davon drucken - der Redaktionsbeirat sprach von werktags 20.000 Stück, Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) von 8.000 bis 8.500 Abos. 

"Heute" bei Mediaprint

"Heute" dürfte nach STANDARD-Informationen aus mehreren Quellen ab 2024 bei der Mediaprint drucken, die damit in Ostösterreich den Druckmarkt endgültig dominiert. Die gemeinsame Tochterfirma von "Kronen Zeitung" und "Kurier" druckt neben diesen beiden Tageszeitungen etwa "Österreich/Oe24" seit 2023, zudem den STANDARD und "Die Presse". Der STANDARD richtete dazu eine Anfrage an die "Heute"-Geschäftsführung, eine Reaktion steht noch aus und wird ergänzt. 

Die republikseigene "Wiener Zeitung" erscheint am Freitag zum letzten Mal als Tageszeitung und war ein Großkunde der Druckerei. Von der Betriebsschließung mit Jahresende sind 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.

Die "Wiener Zeitung" wird zum Onlinemedium.
APA/HARALD SCHNEIDER

Die Herold-Druckerei verzeichnete einen Umsatz von 14,3 Millionen Euro und ist Teil der P&V Holding AG, die bei einem Umsatz von rund 110 Millionen Euro und einem Mitarbeiterstand von 514 Personen auch abseits des Zeitungsdrucks tätig ist. Diese weiteren Geschäftsbereiche sind nicht betroffen, hieß es. "Es ist kein guter Tag, wenn man nach 30 Jahren Druckereipartnerschaft mit der 'Wiener Zeitung' den Betrieb mit Jahresende einstellen muss. Leider sind die Zeiten für Tageszeitungen und damit in weiterer Folge für Zeitungsdruckereien an einem Tiefpunkt angelangt", wurde Robert Plaschko, Vorstand der P&V Holding, zitiert. Steigende Papier- und Energiekosten wie auch Gehaltserhöhungen und nun das Aus der "Wiener Zeitung" würden keine kostendeckende Fortführung der Produktion ermöglichen.

"Wiener Zeitung" wird Onlinemedium

Der Vertrag mit der republikseigenen Zeitung wurde zum 30. Juni gekündigt. Hier ortet der Vorstand noch Diskussionsbedarf, hätte doch die Kündigungsfrist erst einen Ausstieg aus dem Vertrag mit Jahresende 2023 vorgesehen.

Auch bei der Wiener Zeitung GmbH steht mit der Einstellung der täglichen Printausgabe ein markanter Personalabbau an. Unternehmensweit sind 63 Vertragsauflösungen geplant, davon 35 aus der Redaktion, so "Wiener Zeitung"-Geschäftsführer Martin Fleischhacker auf APA-Anfrage. Erstmals kam die Zeitung am 8. August 1703 – damals noch als "Wiennerisches Diarium" – auf den Markt und gilt damit als älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt. Künftig wird das republikseigene Blatt primär als Onlinemedium geführt, wobei die Redaktion deutlich auf circa 20 Personen schrumpft. Die Umstellung basiert auf einem Gesetz der schwarz-grünen Bundesregierung, das für heftige Kritik sorgte. Anlass dafür war, dass die Pflichtveröffentlichungen im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" wegfallen, womit der Großteil des Umsatzes wegbricht. (fid, APA, 28.6.2023)