Vater spielt mit zwei Kindern im Garten im Sommer
Zuerst urlauben bei den Großeltern, danach zwei Wochen ins Feriencamp, zwischendurch mit den Eltern ans Meer und danach wieder zu Oma. Eltern von jüngeren Kindern benötigen während der Sommerferien logistisches Geschick.
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Gerlinde (48), Kommunikationsexpertin aus Wien: "Die Ferien sind für mich keine Erholung" 

"Als alleinerziehende Mama von zwei Kindern hast du kaum eine Pause. Ich arbeite Vollzeit, meine Tochter (4) geht in den Kindergarten, mein Sohn (9) in die Volksschule. Neun Wochen Sommerferien sind für mich eine enorme Herausforderung. Die Großeltern sind zu alt beziehungsweise zu weit weg, um auf die Kinder aufzupassen. Mein Ex-Mann fällt leider auch aus. Mein Sohn ist deswegen heuer sieben Wochen lang in diversen Camps untergebracht. Die ersten beiden Wochen bei Ferien4Kids (650 Euro), dann eine Woche im Feriencamp im Mühlviertel (kostenlos), zwei Wochen im Camp für Kinder Alleinerziehender vom Arbeitgeber (100 Euro) und zwei Wochen in Ferienbetreuung über die Summer City Camps der Stadt Wien (120 Euro). Ich bin froh, dass meine Tochter über den Sommer im städtischen Kindergarten betreut wird. Man stelle sich die Summe mal zwei vor.

Die letzten beiden Wochen in den Ferien habe ich Urlaub. Ans Wegfahren brauche ich aber nicht denken, das geht sich finanziell nicht aus. Stattdessen besuchen wir Freunde in Niederösterreich, die haben dort ein Holzhaus am Waldrand. Dort können die Kinder dann die Ferien verbringen, wie ich sie mir eigentlich vorstellen würde: den ganzen Tag im Grünen draußen, auf Bäume klettern, im Bach einen Staudamm bauen.

Ich finde, das ganze Feriensystem in Österreich ist falsch. Es ist eigentlich darauf aufgebaut, dass Frauen zurückstecken müssen. Wenn es nicht die Mama ist, eben die Oma oder die Tante. Völlig paradox, denn zeitgleich wird von uns Müttern erwartet, dass wir mehr Wirtschaftsleistung erbringen. Man sollte endlich verstehen, dass neun Wochen Schulferien für arbeitende Eltern kein Vergnügen sind. Deswegen muss zumindest eine durchgängige, kostenlose Ferienbetreuung gewährleistet sein."

Philipp (36), Arzt aus Graz: "Die Kinder brauchen diese lange Pause"

"Ja, die Sommerferien erfordern auch bei uns viel Organisationstalent. Ich finde nur: Die Kinder brauchen die großen Ferien. Ab der ersten Klasse Volksschule beginnt der Ernst des Lebens: Jeden Tag um acht Uhr morgens auf der Matte stehen, büffeln, Hausübungen. Tag für Tag. Das bedeutet nicht nur für uns Eltern, sondern auch für die Kinder großen Stress. In den neun Wochen Sommerferien dürfen unsere beiden Töchter (sechs und neun Jahre) nur Kind sein. Gemütlich in den Tag starten, spielen, träumen, sich langweilen. Ich bin absolut überzeugt davon, dass Kinder und Jugendliche das brauchen. Wenn ich mich an meine Kindheit zurückerinnere, waren die Sommerferien immer die schönste Zeit meines Lebens. Das gönne ich meinen Mädels zu hundert Prozent!

Dabei muss ich betonen: Ich befinde mich in einer sehr privilegierten Situation. Meine Frau ist auch Ärztin, wir verdienen gut. Plus: Wir arbeiten beide Teilzeit und können unseren Alltag deshalb viel leichter organisieren. Diesen Luxus hat natürlich nicht jeder.

Als wir Kinder bekommen haben, habe ich beruflich sofort kürzergetreten. Ich war in Karenz und habe danach meine Arbeitszeit verkürzt. Meine Frau und ich teilen uns Haushalt und Kinderbetreuung eins zu eins auf, da sind wir absolut gleichberechtigt. Das bringt viele Vorteile: Wir verbringen sehr viel Zeit gemeinsam und mit unseren Kindern. Im Sommer sind wir oft bis abends im Freibad oder bei Freunden grillen. Dann ist es auch okay, wenn die Kinder spät ins Bett gehen, sie können ja eh ausschlafen.

Ganz ohne Hilfe geht es aber auch nicht: Kindergarten und Schule bieten nur zwei Wochen Ferienbetreuung, dann springen die Omas und Tanten ein. Meine Schwester ist Lehrerin und hat Kapazitäten, meine Mutter ist in Pension. Welch ein Glück!

Im August fahren wir dann als Familie zwei Wochen an einen See in Österreich. Danach hat meine Frau eine Woche frei, während ich arbeite, und umgekehrt. In der letzten Woche springt wieder Oma ein. So geht sich alles irgendwie aus."

Julia (32), Heilmasseurin aus Leoben: "Ohne Omas würde ich das nicht schaffen"

"Ich war in den letzten drei Monaten fleißig. Statt vier Patientinnen täglich habe ich fünf oder sechs behandelt, um mich im Sommer freizuspielen. Das war stressig, aber es zahlt sich aus. Als Selbstständige ist das natürlich super, wenn man sich das so einteilen kann.

Ganz ehrlich: Ich freue mich sehr auf die neun Wochen Sommerferien mit meinen drei Töchtern. Ich bin Alleinerzieherin, unser Alltag ist sehr durchgetaktet: früh aufstehen, frühstücken, Jause richten, die Älteste in die Schule bringen, die beiden Kleinen in den Kindergarten, arbeiten gehen, abholen, kochen, aufräumen, ins Bett fallen. Oft habe ich das Gefühl, ich laufe dem Tag hinterher, ich komme gar nicht nach.

In den Ferien soll das anders sein: Die ersten drei Wochen im Juli sollen die Mädels meine ganze Aufmerksamkeit bekommen. Wir werden uns ins Auto setzen und ein bisschen durch Österreich fahren. Ich will mit ihnen wandern gehen, zum See fahren, Freunde besuchen.

Ganz ohne Unterstützung geht es aber nicht: Im August muss ich wieder arbeiten, dann passen die beiden Omas abwechselnd auf die Kinder auf. Da habe ich Glück. Die sind schon in Pension und können/wollen das gerne übernehmen.

Es gibt bei uns auch diverse Ferienlager und Sommercamps, das Angebot ist sehr umfangreich: Ponyreiten, Bastelworkshops, Schwimmkurse. Allerdings sind die ziemlich teuer. Eine Woche kostet etwa 200 bis 300 Euro. Das ist mit drei Kindern unleistbar. Ich blicke immer mit Neid in die Hauptstadt. Eine Freundin aus Wien schickt ihre Kinder für nur 60 Euro pro Woche in die Sommercamps. Ein Traum!

Es gibt auch eine Premiere: Ich werde nach acht Jahren erstmalig allein in den Urlaub fahren! Allein heißt ohne Kinder. Mit Freundinnen segeln, ich kann es gar nicht erwarten. In dieser Zeit sind die Kinder beim Papa.

In der letzten Ferienwoche nimmt meine Mutter die Kinder mit nach Kroatien. Die Tage werde ich nutzen, um zu Hause alles in Schuss zu bringen. Kleidung aussortieren, putzen, das bevorstehende Schuljahr planen. Organisation ist alles!" (Nadja Kupsa, 1.7.2023)