Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann rissen in den letzten Wochen nicht ab. Lindemann wurden von mehreren Frauen schwere sexuelle Übergriffe in Zusammenhang mit Machtmissbrauch zur Last gelegt, die sich innerhalb eines regelrechten Systems der Rekrutierung von jungen weiblichen Fans für Lindemanns sexuelle Präferenzen abgespielt haben sollen. Die Aussagen der Opfer wurden teils unter eidesstattlicher Erklärung abgelegt und umfassen Schilderungen, die sich über Jahre an verschiedenen Orten in ähnlicher Weise zugetragen haben sollen. Jüngst wurden zudem neue Vorwürfe gegen ein weiteres Band-Mitglied laut, den Keyboarder Christian Lorenz, der ebenfalls im Verdacht steht, Frauen für sexuelle Handlungen "benutzt" zu haben – was in den beiden angezeigten Fällen bereits 20 Jahre zurückliegen soll. Für alle genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

Weibliche und männliche Fans stehen vor einem Rammstein-Plakat, auf den Einlass zum Konzert wartend
Rammstein-Konzerte finden nach wie vor statt.
APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Vorwürfe gegen Rammstein – und die Reaktionen

Die Band dementiert alle diesbezüglichen Vorwürfe und hat in einer ersten Reaktion nach deren Bekanntwerden die Zusammenarbeit mit der für die Rekrutierung junger Frauen im Zuge der After-Show-Partys zuständigen Mitarbeiterin Alena Makeeva beendet. Zudem schaltete man in der Causa Anwälte ein. Konzerte der laufenden Rammstein-Tour wurden nicht abgesagt. Hinsichtlich der Live-Gigs, die nach Bekanntwerden der Vorwürfe stattfanden, wurde verlautbart, dass es keine "Row Zero" geben werde.

Nun stehen zwei Wien-Konzerte von Rammstein unmittelbar bevor: Die Band gastiert am 26. und 27. Juli im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion. Veranstalter Arcadia Live gab im Vorfeld zu Protokoll, man erwarte für die knapp 110.000 Besucherinnen und Besucher "spektakuläre, aber vor allem auch friedliche und sichere Shows". Zugleich hat sich Protest gegen die geplanten Konzerte firmiert: Die Kampagnenorganisation #Aufstehn hat mobil gemacht und angesichts der Vorwürfe für den 26. Juli eine Kundgebung vor dem Stadion angekündigt. Gemeinsam wolle man unter dem Motto "Keine Bühne für Täter!" ein starkes Zeichen setzen, hieß es in einer Aussendung.

Was machen Sie als Fan?

Fans der Band, die bereits Tickets für eines der Wien-Konzerte besitzen, haben angesichts dieser Sachlage eine Entscheidung zu treffen, die durchaus polarisiert. Während die einen das Konzert unbeirrt besuchen und die gekauften Tickets wie geplant selbst nutzen werden, gibt es andere, die ihre Karten unter diesen Umständen lieber verkaufen möchten. Auch die Option, die Tickets einfach verfallen zu lassen, steht im Raum.

Wie sehen Sie das?

Werden Sie unter diesen Umständen zu einem der Konzerte gehen? Haben die aktuellen Anschuldigungen Ihre Entscheidung beeinflusst, sich Rammstein live anzusehen? Falls Sie hingehen werden: Was sind Ihre Beweggründe dafür? Falls Sie Ihre Tickets verkauft haben: Was waren Ihre Gedanken dabei? 

DER STANDARD bittet seine Leserinnen und Leser, sich an die Redaktion zu wenden und zu berichten, ob sie eines der Wiener Rammstein-Konzerte besuchen werden oder warum sie davon absehen wollen. Posten Sie Ihre Überlegungen im Forum, oder schreiben Sie gerne – auch anonym – an kultur@derStandard.at. Ihre Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt. (Daniela Herger, 18.7.2023)