Zurück aus dem Urlaub stellt man fest: Im eigenen Bett schläft es sich doch am besten, wobei das in meinem Fall hauptsächlich an einem besonderen Polster liegt. Leichtsinnigerweise dachte ich beim Packen, dass es diesmal doch auch ohne mein "Kaprizerl" gehen würde, Gepäck hatten wir ja schon genug – ein Fehler, wie ich lernen musste. Denn der kleine Federpolster sorgt zusätzlich zum normalen Kopfpolster für jenen Schlafkomfort, der auch durch eine gewisse Entspanntheit abseits des Alltags nicht aufgewogen wird.

Der "Kaprizpolster" findet sich tatsächlich im Duden, auch wenn er dort "österreichisch umgangssprachlich veraltet" als ein "kleines Kissen" beschrieben wird. Von wegen: Es handelt sich nicht um einen gewöhnlichen Polster, wie er womöglich als Dekostück oder zum Knotzen auf dem Sofa verwendet wird. In guten Fachgeschäften wird bei der Frage nach dem Kaprizpolster genau das richtige Modell auf die Budel gelegt: ein kleiner, feiner Daunenpolster mit den Maßen 30 mal 40 Zentimeter. Dazu passend gibt es selbstverständlich Überzüge in unterschiedlichen Stoffqualitäten samt Zwirnknöpfen.

Katze auf Polster
Nur fürs Foto: Katze auf dem Kaprizpolster, der den Schlaf verbessert.
Foto: Petra Eder

Traditionen weitergeben

Zugegeben, sehr verbreitet ist der Begriff aktuell nicht, die Kolleginnen und Kollegen sahen mich ein bisserl ratlos an, als ich ihnen vom Kaprizerl erzählte. Auf Google ist die Ausbeute auch nicht gerade üppig: In einer Kleinanzeige aus dem Jahr 1923 werden für Hochzeitspaare vier Stück Kaprizpolster als Okkasion angepriesen, im niederösterreichischen Landtag musste 1993 ein Kaprizpolster für einen Vergleich mit einer "Bauerntuchent" (was auch immer das ist) herhalten.

Keine Ahnung also, wie verbreitet ein Kaprizerl in den heimischen Schlafzimmern ist, unter meinen Polsterbezügen ist jedenfalls einer, den ich von der Oma geerbt habe: rosa, mit weißen Blümchen. Vor einigen Jahren begann meine Tochter, mein Kaprizerl immer wieder mal "auszuleihen". Nicht ganz uneigennützig kaufte ich ihr eins zu Weihnachten. Das wäre ihr bestes Weihnachtsgeschenk gewesen in diesem Jahr, meinte sie damals. Seitdem setzt sie die Tradition fort und hütet ihr eigenes Kaprizerl – und sie packt es ein, wohin auch immer sie verreist. (ped, 19.8.2023)