Blue Beetle
Noch sind alle prima drauf. Doch dann stellt ein kleiner blauer Käfer das Leben von Jaime (Xolo Maridueña) und seiner Familie gehörig auf den Kopf.
Warner Bros. Pictures via AP

Es ist kein Zufall, dass das Superheldengenre vermehrt auf Coming-of-Age-Geschichten setzt. Bereits in seiner Grundidee ist das Genre juvenil. Die Fans sind Jugendliche oder Junggebliebene, die entweder mit den Superheldenfilmen der letzten 35 Jahre aufgewachsen oder (noch ältere) Comic-Aficionados sind. Aber gerade in letzter Zeit fällt auf, dass es Superhelden mittleren Alters kaum mehr auf die Leinwand schaffen. Stattdessen wird diese bevölkert von jugendlichen Spidermans, Flashs oder Teenage Mutant Ninja Turtles. Sogar Robert Pattinsons Batman erinnerte 2022 an Pattinsons Anfänge als jungfräulicher Vampir in Twilight.

Jetzt ist Blue Beetle dran, und auch der ist noch grün hinter den Ohren. Auf zweierlei Weise. Einerseits weil er im DC-Extended-Universe von Warner Bros. Discovery bislang kaum eine Rolle gespielt hat und deshalb – das ist die gute Nachricht – für sich allein stehen kann. Andererseits, weil er von Cobra Kai-Darsteller Xolo Maridueña als frischgebackener College-Absolvent gespielt wird, der wieder in seine lateinamerikanische Heimat zurückkehrt.

Harte Gesellschaftskritik

Gleich zu Beginn bekommt seine Euphorie einen ersten Dämpfer. Als Jaime, den Collegehut auf dem Kopf, am Flughafen jemanden fragt, wie er aussehe, kriegt er zu hören: "Wie einer, der tausende Dollar Schulden hat." Harte, ehrliche Worte. Und so geht’s dann auch weiter.

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Jaimes Familie droht nämlich die Zwangsräumung, die Miete hat sich verdreifacht, die Gier regiert in dem von großen Techkooperativen kontrollierten Land, und die kleinen Leute kommen unter die Räder. Da hilft nicht einmal ein teurer Abschluss vom Gotham-College (!), wie Jaime bald bemerkt, sondern nur ein Wunder.

Das Wunder kommt in Gestalt der reichen Tech-Erbin Jenny Kord (Bruna Marquezine), die Jaime einen kleinen blauen Käfer zusteckt, damit er ihn versteckt. Dem Käfer gefällt es bei Jaime, er sucht ihn sich als Wirt aus, was mit unsagbaren Superkräften einhergeht. Gut so, denn schon ist die böse Tante Victoria Kord (Susan Sarandon) mit ihrem superstarken und grimmigen Versuchskarnickel Carapax (Raoul Max Trujillo) Jenny, Jaime und seiner Familie auf den Fersen, um die Käferkraft als Waffe einzusetzen.

Familienliebe

Die Familie ist das eigentliche Herzstück des ab zwölf Jahren freigegebenen Films, der mit seinem Synth-Wave-Soundtrack und der Optik auch einmal an Stranger Things erinnern kann. Anders als im Genre üblich, ist Jaime kein einsamer Wolf, sondern umgeben von liebevollen und lebensfrohen Verwandten, die auch gerne mal mit anpacken. Der Humor ist hin und wieder reichlich laut, das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass das mit nahezu unbekannten lateinamerikanischen Darstellern und Darstellerinnen bestückte Ensemble durchaus geglückt ist.

Eigentlich war es überfällig, dass DC auf die Latino-Community zugeht. Gerade in Ländern wie Brasilien und Mexiko sind Comicfans zahlreich vertreten. Es wird nun auch schon gemunkelt, dass es Blue Beetle in James Gunns Neuaufwasch des DC-Extended-Universums schaffen wird. Der Kinostart des Films, eigentlich sollte er nur online starten, scheint das zu beweisen. Nur schade, dass Warner das ganze Werbebudget an Barbie abgetreten hat. (Valerie Dirk, 17.8.2023)