Szene mit Helikopter aus
"Ophelia's Got Talent" der österreichischen Regisseurin Florentina Holzinger wurde laut der Kritikerumfrage von "Theater heute" als Inszenierung des Jahres bewertet.
Gordon Welters/laif

Berlin - Für das letzte Jahr der Intendanz von Ulrich Khuon ist das Deutsche Theater Berlin (DT) in der Kritikerumfrage der Zeitschrift "Theater heute" zum Theater des Jahres gewählt worden. Als Inszenierung des Jahres wurde Florentina Holzingers "Ophelia's Got Talent" ausgezeichnet. Das Stück hat die österreichische Choreografin und Performerin für die Volksbühne Berlin ist ein bildgewaltiges Spektakel um Vergewaltigung, Magersucht, Selbstliebe und Sehnsucht nach Selbstzerstörung.

Das Bühnenbild von Nicola Knezevic zu "Ophelia's Got Talent" mit Wasserbecken und Hubschrauber überzeugte genauso als Bühnenbild des Jahres wie Mirjam Stängls Bühnenarbeit für Peter Handkes "Zwiegespräch" als Uraufführung am Wiener Akademietheater unter der Nachwuchsregisseurin des Jahres Rieke Süßkow.

Für seine jährliche Umfrage konnte das Magazin auf das Urteil von 46 Kritikerinnen und Kritikern zurückgreifen. Nach 384 Premieren in den 14 Spielzeiten unter Khuon sieht "Theater heute" das Haus als "Hort unaufgeregter Kontinuität". Der heute 72-jährige Khuon hatte den Posten am DT nach Stationen in Hannover und Hamburg 2009 übernommen. In Zukunft wirkt er als Interimsintendant 2024/2025 am Schauspielhaus Zürich. Als Nachfolgerin am Deutschen Theater tritt Iris Laufenberg an. Von 2017 bis 2020 war Khuon auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins.

Szene aus Zwiegespräch am Akademietheater
Rieke Süßkow führte beim Handke-Stück "Zwiegespräch" am Wiener Akademietheater Regier und wurde dafür zur besten Nachwuchsregisseurin gewählt.
Susanne Hassler-Smith

Ohne Worte

Ganz ohne Wort setzte sich Wiebke Mollenhauer als Schauspielerin des Jahres durch. In Sarah Kanes "Gier" am Schauspielhaus Zürich reflektiert ihr Gesicht auf großer Leinwand die Texte von vier Stimmen, zeigt ohne einen Satz Auswirkungen von Gewalt, Erinnerungen, Gefühlen. Als männlicher Part überzeugte Joachim Meyerhoff als Schauspieler des Jahres. Er wird damit ausgezeichnet für seine Rolle als Schriftsteller Trigorin in Thomas Ostermeiers Inszenierung von Anton Tschechows "Die Möwe" an der Berliner Schaubühne.

Mit einer thematischen Umkehr von Handkes 1966 erschienener "Publikumsbeschimpfung" hat die israelische Dramatikerin Sivan Ben Yishai mit "Bühnenbeschimpfung (Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?)" laut "Theater heute" das Stück des Jahres geschrieben. Als Uraufführung realisierte Sebastian Nübling den Stoff um Institutionskritik am Gorki-Theater Berlin. Das Stück eröffnet am 3. November die neue Direktion des Wiener Schauspielhauses, auch die neue Intendantin des Grazer Schauspielhauses, Andrea Vilter, setzt im Dezember auf das Stück. (APA, 24.8.2023)