Obwohl sich die Doku "Kurz – der Film" am heimischen Markt nicht rechnen kann, wurde auf Förderungen verzichtet.
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Er ist wieder da. Zumindest im Kino, ein politisches Comeback schließt Sebastian Kurz stets aus – auch bei der Premiere der Doku Kurz – der Film. Am Freitag kommt diese ins Kino. Laut dem Produzenten Michael Reisch hat der Film um die 500.000 Euro gekostet. Das wirft Fragen zur Finanzierung auf, denn vollständig vorfinanziert wurde die Doku von der deutschen Co-Produktionsfirma Opus-R. Auf heimische Förderungen wurde verzichtet. Das ist ungewöhnlich. Der Direktor des österreichischen Filminstituts (ÖFI), Roland Teichmann, sagt: "Mir ist so ein Fall noch nicht untergekommen." Um das Budget des Kurz-Films einzuspielen, bräuchte es in Österreich etwa 250.000 Zuschauer, das sei ein unrealistisches Ziel.

Zum Vergleich: Mit 285.000 Besuchern war die Wolf-Haas-Verfilmung Das ewige Leben der erfolgreichste heimische Film des vergangenen Jahrzehnts. 617.000 Menschen waren bei Hinterholz 8 im Kino – der am besten besuchte österreichische Film bisher. Der Bauer und der Bobo mit dem Falter-Chefredakteur Florian Klenk lockte im Vorjahr 35.000 Menschen ins Kino, für einen Dokumentarfilm ist das außergewöhnlich viel. Regie führte dabei Kurt Langbein, der am 21. September ebenfalls eine Kurz-Doku ins Kino bringt: Projekt Ballhausplatz.

Video: "Kurz - Der Film" - Zahlreiche türkise Prominenz bei Kino-Premiere
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Die Förderungen und der Bobo

Der Erfolg von Der Bauer und der Bobo war der Grund, warum Projekt Ballhausplatz ohne Probleme vom ÖFI gefördert wurde. "Durch einen erfolgreichen Kinofilm hat man automatisch Anspruch auf Referenzfilmförderung, bei Projekt Ballhausplatz waren das 305.000 Euro", sagt Teichmann. Zudem hat der Film 164.000 Euro über die neue Förderschiene ÖFI+ erhalten. Insgesamt hat Projekt Ballhausplatz um die 586.000 Euro gekostet. Der Rest des Budgets kommt vom österreichischen Filmfonds und der Film- und Fernsehförderung des ORF.

ÖVP-Mediensprecher Kurt Egger kritisierte die ORF-Förderung bereits im Februar, der Sender komme seinem Programmauftrag nicht nach. "Im Gegenteil, er unterstützt linke Parteipropaganda", sagte Egger. Die Förderung durch den Wiener Filmfonds und durch das Film- und Fernsehabkommen des ORF sei eigentlich ungewöhnlich niedrig, erklärt Teichmann. "Ob Kurz – der Film Förderungen erhalten hätte, kann ich nicht sagen, weil er uns nie vorgelegt wurde", sagt Teichmann. Vonseiten der Produktionsfirma heißt es, dass auf alle Förderungen verzichtet wurde, da sonst ein Kinostart erst 2024 möglich gewesen wäre.

Man setze auf den internationalen Markt. In 35 heimischen Kinos startet der Film am Freitag – internationale Veröffentlichungstermine sind noch keine bekannt. "Prinzipiell kann man nicht ausschließen, dass der Film über Streaming oder Festivalteilnahmen in die Gewinnspanne kommt", sagt Alexander Dumreicher-Ivanceanu, er ist Fachverbandsobmann Film & Wirtschaft der WKO. In der Vergangenheit sei das aber eher künstlerisch anspruchsvollen oder politisch kritischen Kinofilmen wie Darwin's Nightmare von Hubert Sauper oder We Feed the World von Erwin Wagenhofer gelungen.

Aktuell ist die österreichische Dokumentation Patrick and the Whale sehr erfolgreich auf Festivals, den wichtigsten Plattformen für internationalen Erfolg. "Kurz – der Film läuft aber auf gar keinen Festivals", sagt Dumreicher-Ivanceau. Die Frage sei, ob es sich rechtlich überhaupt um einen österreichischen Film handelt, wenn die Finanzierung vollständig aus Deutschland kommt.

Filme ohne Geld 

Um profitabel zu sein, ist der heimische Markt zu klein, jener anderer deutschsprachiger Länder schwer erreichbar. "In der Branche weiß man, dass die Wahrscheinlichkeit, in Österreich am Box-Office finanziellen Gewinn zu machen, gering ist. Deswegen ist es berechtigt, sich zu fragen, welche Motivation hinter Kurz – der Film steckt", sagt der Wiener Regisseur Sebastian Brauneis.

Seine letzten drei Filme hat er fast ohne Förderungen realisiert. Geld verdient er damit nicht viel, er und sein Team arbeiten in kollektiver Selbstausbeutung. Regie, Kamera und Schnitt übernimmt Brauneis selbst – aus Leidenschaft. Dass dies bei der Crew von Kurz – der Film der Fall ist, darf wohl ausgeschlossen werden. (Jakob Thaller, 8.9.2023)