"Die Speise meines Lebens ist gedünstetes Rindfleisch. Das liebe ich seit meiner Kindheit. Dieses Gericht gab es nur zu besonderen Anlässen. Wenn meine Mutter die Küchentür öffnete, strömte mir der unverwechselbare Duft entgegen. Vorfreude und Appetit stiegen sofort in ungeahnte Höhen. Als Beilage gab es immer Erdäpfelknödel.

Diese hat meine Mutter, wie man das auch mit Waldviertler Knödeln tat, geschwefelt. Es war für mich als Kind immer besonders faszinierend, zuzuschauen, wie das Schwefelblättchen angezündet, in den Topf geworfen und schnell der Deckel draufgesetzt wurden. Heute würde ich die Knödel aus gesundheitlichen Gründen aber anders zubereiten.

Ich koche zwar selbst sehr gerne und habe auch viel von meiner Mutter gelernt, aber nie, wie man das gedünstete Rindfleisch macht. Irgendwie tut es mir leid, aber vielleicht sollte es einfach so sein. So bleibt diese herrliche kulinarische Erinnerung unverfälscht bestehen." (Michael Steingruber, RONDO, 2.10.2023)