Im August ist die Teuerung in Österreich wegen der emporgeschnellten Spritpreise wieder angestiegen, nämlich auf 7,4 Prozent. Damit befindet sich die Inflation in Österreich seit mehr als eineinhalb Jahren permanent weit über der Zielmarke von zwei Prozent. Das macht großen Teilen der Bevölkerung schwer zu schaffen, wie eine Imas-Umfrage belegt. Demnach muss ein Fünftel den Gürtel deutlich enger schnallen, dazu gesellen sich angesichts der hartnäckigen Inflationswelle zunehmende Zukunftsängste.

Gastronomie und Tourismus gehören zum personalintensiven Dienstleistungssektor.
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Unglücklicherweise könnte nach Deutschland auch Österreich in eine Rezession rutschen, also die Wirtschaftsleistung schrumpfen. Dies würde auch am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorbeigehen und etliche Menschen ihren Job kosten. Wohl würde es dazu beitragen, die Inflation näher an den zweiprozentigen Zielbereich der Europäischen Zentralbank (EZB) zu drücken. Allerdings würde sich für viele Betroffene die Situation enorm verschärfen, wenn statt des Gehalts während einer Inflationswelle nur noch 55 Prozent desselben als Arbeitslosengeld zur Verfügung stehen.

Teurer Urlaub

Schon das sollte der Regierung zu denken geben, dabei ist dies nur ein negativer Effekt der hohen Teuerung. Andere betreffen die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft: Da hierzulande die Inflation hartnäckig über dem Durchschnitt der Eurozone liegt – derzeit sind es mehr als zwei Prozentpunkte Differenz –, fallen zu deren Abgeltung auch die Lohnzuwächse um einiges üppiger aus. Im Standortwettbewerb sind es keine guten Nachrichten, wenn die Lohnstückkosten in Österreich schneller steigen als in anderen Ländern der Eurozone.

Besonders stark betroffen wäre mit dem Tourismus eine weitere Säule der heimischen Wirtschaft. Denn die steigenden Gehälter schlagen im generell personalintensiven Dienstleistungssektor sehr stark auf das Preisniveau durch, also auch in der Gastronomie und dem Tourismus. Sprich, ein Urlaub in Österreich wird dadurch im Vergleich zu anderen Ländern mit niedrigerer Inflation und geringeren Lohnzuwächsen relativ teurer. Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen wegen der Teuerung im In- und Ausland ohnedies sparen müssen, wird dies zum Wettbewerbsnachteil.

Dies unterstreicht den Handlungsbedarf für die türkis-grüne Regierung. Auch wenn grundsätzlich die Europäische Zentralbank für die Preisstabilität in der Eurozone zuständig ist, sollte die Koalition die ihr zur Verfügung stehenden Mittel nun voll ausschöpfen.

Weitere Preiseingriffe

Ein Mosaikstein wäre eine umfassende Mietpreisbremse; das von der Regierung vorgestellte Modell ist Stückwerk und nicht allzu ambitioniert. In ihrer bisherigen Ausgestaltung zeigt diese wenig Wirkung, die Nationalbank schätzt den dämpfenden Effekt auf die Inflation gerade einmal auf 0,3 Prozentpunkte. Deshalb gilt es nachzubessern und auch die freien Mieten einzubeziehen.

Auch sonst darf die Regierung bei Bedarf nicht vor weiteren Preiseingriffen zurückschrecken, etwa bei Haushaltsenergie oder Treibstoffen. Dass diese Maßnahmen durchaus Wirkung entfalten, belegt ein Blick auf Spanien: Dort gab es im August bloß 2,6 Prozent Preisauftrieb bei einer vergleichsweise dynamisch wachsenden Wirtschaft – vor allem wegen der Zuwächse im Tourismus.

Daher die Botschaft an Türkis-Grün: Die hohe Inflation in Österreich darf keinesfalls zum Selbstläufer werden. (Alexander Hahn, 19.9.2023)