Christian Pilnacek
Die Äußerungen des verstorbenenChristian Pilnacek sorgen seit Tagen für Wirbel in der österreichischen Innenpolitik.
APA/EXPA/JOHANN GRODER

Wien/Salzburg – Hinter den geheimen Aufnahmen von Ex-Justizsektionschef Christian Pilnacek, die seit Dienstag die österreichische Innenpolitik beschäftigen, steht der Wiener Unternehmer Christian Mattura, der einst dem BZÖ nahestand. Das gab dieser am Donnerstag in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" zu. "Ich habe den Herrn Pilnacek schon länger privat gekannt. Und als er dann an diesem Abend angefangen hat, über die ÖVP zu reden, habe ich mich dazu hinreißen lassen und habe den Knopf gedrückt", sagt Mattura.

Jeder habe gewusst, dass die ÖVP Druck auf die Justiz und Pilnacek ausgeübt habe, was Pilnacek aber immer verneinte. An diesem Abend habe Pilnacek aber "einen lichten Moment gehabt". Die Aufnahme sei nie für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Von einem deutschen Unternehmer, der mit am Tisch gesessen sei, sei Mattura nach Pilnaceks Tod dazu gedrängt worden, die Aufnahme zu veröffentlichen. Grund dafür sei gewesen, dass Ex-ÖVP-Chef Sebastian Kurz Pilnaceks Todesfall "in seinem Prozess für sein Bashing gegen die WKStA instrumentalisiert" habe.

Der von ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker verdächtigte Stefan Petzner habe mit der Sache nichts zu tun. Die aktuelle Debatte über die Aufnahme kommentiert Mattura so: "Jeder kriegt, was er verdient. Wenn die ÖVP einmal rausgehen würde und die Menschen fragen würde, was die von ihr halten, dann würden sie wissen, dass die Partei am Ende ist." Mattura stand in Niederösterreich auf Platz neun der Landesliste des BZÖ zur Nationalratswahl 2008, zog aber nicht in den Nationalrat ein.

ÖVP-Generalsekretär Stocker fordert Konsequenzen

ÖVP-Generalsekretär Stocker forderte am Donnerstagnachmittag sogleich Konsequenzen für Mattura. "Wir können solche Geheimdienst-Methoden, die die politische Kultur in Österreich zerstören, nicht hinnehmen. Wir gehen davon aus, dass der Rechtsstaat funktioniert und sich die Staatsanwaltschaft der Aufklärung dieser Machenschaften annimmt. Denn fest steht: Solche Methoden dürfen in unserem Staat keinen Platz haben“, schrieb Stocker in einer Aussendung.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass nach der Obduktion von Pilnaceks Leichnam die Staatsanwaltschaft ein Fremdschulden ausschließt. (red, 23.11.2023)