Für viele Menschen bleibt der Traum vom Eigenheim ein Traum. Das liegt an den hohen Preisen in Ballungsräumen, den gestiegenen Zinsen – aber eben auch daran, dass es seit gut eineinhalb Jahren deutlich schwieriger geworden ist, an einen Kredit zu kommen. Die Laufzeit liegt seither bei maximal 35 Jahren, nötig sind mindestens 20 Prozent an Eigenmitteln, die Rückzahlungsquote darf nur noch maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens betragen. Schon seit der Einführung dieser neuen Regeln wird eine Lockerung ebendieser diskutiert, kleinere Änderungen hat es auch bereits gegeben. Was spricht dafür, die KIM-VO abzuschaffen, was dagegen?

Das Eigenheim ist für viele Menschen in weite Ferne gerückt. Woran das liegt, darüber herrscht Uneinigkeit.
Das Eigenheim ist für viele Menschen in weite Ferne gerückt. Woran das liegt, darüber herrscht Uneinigkeit.
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Pro

Der August 2022 hat alles verändert. Strenge Kreditvergaberegeln wurden eingeführt, mit klaren Vorgaben in den drei obengenannten Kriterien Laufzeit, Eigenmittel- und Rückzahlungsquote. Ausnahmekontingente für die Banken gibt es zwar, doch sie werden nicht ausgenutzt.

Das allein zeigt schon, dass die KIM-VO an sich nicht (mehr) der Hauptgrund dafür ist, dass sich kaum noch jemand um einen Kredit bemüht, sondern die hohen Zinsen. Im Umkehrschluss heißt das, dass die KIM-VO schon längst nicht mehr nötig ist, weil die Zinsen den Markt schon komplett umgedreht haben. Man kann die KIM-VO also getrost wieder einstampfen.

Sollte man das tun? Ja, im Lauf des Frühjahrs. Sollte man komplett zur Tagesordnung übergehen? Nein, denn die Immobilienpreise sind zwar nun endlich (real, also inflationsbereinigt) im Sinkflug. Viel zu weit waren sie den Einkommen der Menschen davongaloppiert. Nun halten die Einkommen dank der Kollektivvertragsverhandlungen im Großen und Ganzen mit der Inflation Schritt. Die Leistbarkeit ist zuletzt wieder gestiegen.

Die Politik sollte nun aber alles dafür tun, dass es nicht wieder zu einer Preisrallye bei den Immobilien kommt. Das heißt: den Wohnbau ankurbeln, aber klug und nachhaltig – Nachverdichtung, Brachflächennutzung und das Bauen im Bestand fördern und erleichtern. Und bei den kleinsten Anzeichen für einen neuerlichen ungesunden Immobilienboom die Zügel wieder anziehen. Denn eines ist klar, und darin sind sich auch fast alle professionellen Marktbeobachter einig: Die KIM-VO kam eigentlich um drei, vier Jahre zu spät. (Martin Putschögl, 26.12.2023)

Kontra

Am heimischen Immobilienmarkt gibt es derzeit große Umbrüche. Sie sind vor allem auf die gestiegenen Zinsen zurückzuführen, die auf viel zu hohe Immobilienpreise getroffen sind.

Dadurch ist Eigentum für viele Menschen zuletzt noch einmal in weitere Ferne gerückt. Das tut natürlich weh in einem Land, in dem das Eigenheim seit Jahrzehnten von der Politik als das absolute Nonplusultra beworben wird.

Das Resultat dieses Credos: Damit sich dieser Traum vom Haus mit Garten mit Ach und Krach verwirklichen lässt, haben Banken viel zu lange Kredite viel zu lax vergeben. Damit haben sie gutes Geld verdient. Deshalb mussten vor eineinhalb Jahren bei den Vergaberegeln für Immobilienkredite die Zügel deutlich angezogen werden. Und es war höchste Zeit.

Was im öffentlichen Diskurs nämlich meist zu kurz kommt: Bei dieser Regelung, KIM-VO genannt, handelt es sich nicht um eine Schikane, sondern um eine Maßnahme, um systemische Risiken zu reduzieren, bei denen wir im schlimmsten Fall alle draufzahlen würden.

Die KIM-VO hat einigen Menschen einen Strich durch die – auf sehr wackeligen Beinen stehende – Rechnung gemacht und sicher den einen oder anderen Immobilienkauf vereitelt. Allerdings gäbe es für solche Fälle auch Ausnahmekontingente bei Banken.

Klar ist aber auch: Wer eine Wohnung oder ein Haus mit weniger als 20 Prozent an Eigenmitteln oder einer zu hohen monatlichen Belastung kaufen will, geht ein existenzielles Risiko ein. Dass das nun nicht mehr möglich ist, ist wichtig und richtig. (Franziska Zoidl, 26.12.2023)