Täglich Handtücher wechseln und die Waschbecken säubern, wöchentlich das Klo putzen und die Spiegel, ebenso die Böden wischen. Monatlich Küchengeräte entkalken, Kühlschrank und Abflüsse reinigen und die Zimmertüren abwischen. Klar, Sauberkeitsbedürfnisse sind verschieden, aber wer sich durch Putz-Ratgeber im Internet oder den sozialen Medien klickt, der kann nur den Kopf schütteln. Wer hat bitte Zeit für sowas?

Sauberkeitsbedürfnisse sind verschieden - und wer Haustiere hat, muss vermutlich öfter mit dem Staubsauger ausrucken.
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Natürlich haben es die meisten Menschen daheim gerne sauber. Und wer Kinder oder Haustiere hat, muss mit dem Staubsauger oder einem nassen Fetzen sowieso Extrarunden drehen. Aber Listen wie die obengenannte scheinen doch eher aus einer Zeit zu stammen, in der ein Einkommen ausgereicht hat, um eine Familie zu ernähren und die Miete zu zahlen.

Das Zuhause ist kein Hotel

Heute sind Frauen und Männer berufstätig, und es ist nicht mehr nur eine Person dafür abgestellt, das Haus sauber zu halten. Wer abends nach einem langen Arbeitstag heimkommt oder den Nachmittag mit dem Kind auf dem Spielplatz verbracht hat und dann auch noch etwas kochen muss, hat sicherlich nicht die Nerven, auch noch täglich die Waschbecken zu putzen. Und warum ist das eigentlich nötig? Sicher, vielleicht kleben da noch ein paar Zahnpastaflecken von der Früh, aber was soll schon passieren?

In einer Welt, in der alle Lebensbereiche durchperfektioniert sein müssen, ist das tägliche Handtücherwechseln oder das wöchentliche Spiegelputzen – nach dem Bügeln, versteht sich – eine der ersten Haushaltstätigkeiten, auf die man pfeifen sollte. Das Zuhause ist schließlich kein Hotel – und selbst dort werden die Gäste darum gebeten, nicht mehr täglich neue Handtücher zu verlangen.

Und jetzt seien Sie mal ehrlich: Wann haben Sie das letzte Mal Ihre Küchengeräte entkalkt oder die Zimmertüren abgewischt? Vermutlich nicht erst im letzten Monat. (Bernadette Redl, 15.12.2023)