Industrie
Auch kleinere und mittlere Unternehmen können dazu beitragen, dass die Klimaziele erreicht werden, etwa durch Energiesparen oder geförderte Öffi-Nutzung.
IMAGO/Wienold

Angesichts der fortschreitenden Klimakatastrophe verlangen viele Stimmen aus der Wirtschaft von Konsumenten und Gesetzgebern, die Kraft hinter dem Wandel zu sein. Im eigenen Bereich hingegen wird oft nur Greenwashing betrieben. Demgegenüber steht die Forderung an Unternehmen, soziale Verantwortung zu übernehmen, die letzten Endes nicht nur der Gesellschaft, sondern zumindest langfristig auch eigenen Interessen dient. Denn ökologische und soziale Krisen werden letztlich auch zum Problem für die Geschäfts- und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.

Mehr Kooperation, mehr Effizienz

Ein zunehmend beliebter Weg zu mehr Engagement liegt in der Kooperation mit anderen Firmen, um bei Themen wie Klimaneutralität, Abfallreduktion, effizienterer Mobilität oder Mitarbeitergesundheit gemeinsame Sache zu machen. Forschende am Institut für Wirtschaftsethik und Nachhaltigkeitsmanagement der FH Wien der WKW haben sich Zusammenschlüsse diese Art genauer angesehen. In den vergangenen Jahren wurde hier im Rahmen eines Ressel-Zentrums, unterstützt von der Christian-Doppler-Gesellschaft und dem Wirtschaftsministerium, an kollektivem Engagement und der Partnerschaft im Bereich sozialer Verantwortung geforscht.

"Wir wollten herausfinden, was die treibenden Kräfte der sozial oder ökologisch ausgerichteten Kooperationen zwischen Unternehmen sind, die ähnlich wie Partnerschaften mit NGOs oder politischen Plattformen bei der Wahrnehmung sozialer Verantwortung helfen können", erklärt Katharina de Melo, die als Expertin für unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeit an der Studie beteiligt war.

Mit dem Rad in die Arbeit

Zu den Unternehmenskooperationen gehören große internationale Zusammenschlüsse wie die 2015 gegründete "Science Based Targets Initiative", die auf wissenschaftlicher Basis und in Übereinstimmung mit den Pariser Klimazielen Klimaschutzmaßnahmen forciert. Aber auch kleinere, regionale Netzwerke sind darunter, bei denen Firmen mehr Beschäftigte animieren wollen, den Arbeitsweg mit dem Fahrrad zurückzulegen. In Österreich gehört etwa "Let’s go for zero" zu den größeren Initiativen. Dabei werden Klein- und Mittelbetriebe auf dem Weg zu zertifizierten Treibhausgaseinsparungen begleitet.

Natürlich haben Kooperationen dieser Art auch das Ziel, Nachhaltigkeitserfolge zu kommunizieren – nach dem Prinzip: Tu Gutes und sprich darüber. "Unsere Recherche legt nahe, dass ein Großteil der kooperierenden Unternehmen tatsächlich eine Motivation hat, etwas zu verändern", betont de Melo. "Man möchte aber auch von Konsumentinnen und Konsumenten wahrgenommen werden und anderen Betrieben als Vorbild dienen. Ein gemeinsames Auftreten erhöht dabei die Sichtbarkeit ungemein."

Vernetzung als wichtiger Faktor

Im Rahmen der Studie wurden – wie bei früheren Untersuchungen in diesem Forschungsfeld – drei Vorbedingungen des Engagements abgefragt. Dazu gehört, wie man im Unternehmen überhaupt auf die Idee kommt, sich zu engagieren, woraus die Motivation resultiert und ob die Ressourcen für ein Agieren in diesem Bereich überhaupt zur Verfügung stehen.

Eine Erkenntnis ist, dass eine Teilnahme an den Kooperationen oft aus informellen Netzwerken heraus entsteht. "Oft sind das Engagement einzelner Personen sowie persönliche Bekanntschaften relevant. Das Management von Unternehmen innerhalb einer Region hat immer wieder miteinander zu tun, dabei werden auch Empfehlungen weitergegeben, die zu den Zusammenschlüssen führen", sagt de Melo.

Partnerschaft nutzen

Gleichzeitig spielen auch regulatorische Aspekte eine Rolle. "Einerseits kann es sein, dass man in Erwartung kommender Umweltauflagen Handlungen setzen möchte", sagt die Forscherin. "Andererseits gibt es aber auch Themen, die Unternehmen forcieren, weil die Politik säumig ist. Ein Beispiel wäre ein hohes regionales Verkehrsaufkommen, unter dem auch die Mitarbeiter eines Betriebs leiden und gegen das von der öffentlichen Hand nichts unternommen wird."

Neben den größeren Werbewirkungen, die man gemeinsam erzielt, profitieren gerade kleinere Organisationen von den Zusammenschlüssen. "Viele Unternehmen haben nicht die Ressourcen, sich in ein komplexeres Thema zu vertiefen. Sie nutzen die Partnerschaft, um von den anderen zu lernen und an Wissen von Fachleuten zu kommen", erklärt de Melo.

Nachhaltigkeit alternativlos

Der Trend zu gemeinsamen Bemühungen im Bereich sozialer Verantwortung dürfte weiterwachsen. "Neue Regularien, ein gestiegenes öffentliches Bewusstsein und Entwicklungen am Finanzmarkt üben Druck auf Unternehmen aus. Nachhaltigkeitsprojekte sind nicht mehr nur ‚nice to have‘, sondern eine Notwendigkeit für eine erfolgreiche Geschäftstätigkeit", sagt de Melo.

Doch wie kann die öffentliche Hand die Entstehung einschlägiger Kooperationen noch fördern? Gemeinsame Plattformen, Konferenzen oder Forschungsprojekte, die zu einem Austausch zwischen Unternehmen über Sozial- und Nachhaltigkeitsthemen führen, seien jedenfalls begrüßenswert. (Alois Pumhösel, 15.1.2024)