Wer ein Ressort leiten will in Österreichs größter Redaktion mit rund 370 Journalistinnen und Journalisten oder auch die Info auf Ö1 koordinieren, der oder die muss sich ab kommender Woche Hearings stellen. Es sind dutzende Bewerberinnen und Bewerber für Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft, Chronik. Der ORF hat unterdessen weitere Führungsjobs in seinem gewaltigen Newsroom ausgeschrieben, und es dürften nicht die letzten sein.

Schild Regieplatz 3 für ORF-Newsroom.
In der größten Redaktion des Landes gibt es noch Jobs für viele Führungskräfte, die mit Regie führen auf allen Kanälen.
Harald Fidler

Vier Redaktionsleiterinnen für News-Redaktion

Gerade hat der ORF die Jobs für vier weitere Redaktionsleiterinnen oder -leiter im Newsteam ausgeschrieben, je einer oder eine für

Die Positionen und ihre Teams ressortieren zu Sebastian Prokop, der in der Dreierchefredaktion des ORF-Newsroom für ORF.at, Breaking News und Kurznachrichten in allen ORF-Medien und Social Media zuständig ist.

Jede dieser Positionen ist laut Ausschreibung mit "mindestens 71.863,54 Euro brutto jährlich inklusive Sonderzahlungen und unregelmäßigem Dienst" dotiert, "höheres Gehalt abhängig von Erfahrung und Ausbildung". Die Ressortleitungen für Innenpolitik und Außenpolitik, Wirtschaft und Chronik waren bei den Ausschreibungen im November noch mit mindestens 67.092,90 Euro ausgepreist.

Hearings für Ressortleitungen kommende Woche

Der Bestellungsprozess für die künftigen Ressortleiterinnen und Ressortleiter sowie ihre Stellvertreter geht kommende Woche in die nächste Runde. Die dutzenden Bewerberinnen und Bewerber werden zu Management-Hearings vor jeweils vier Assessoren aus ORF-Führungspositionen geladen, die sie dann als geeignet oder nicht geeignet einstufen.

Auftraggeberin der Managementhearings ist die für die Ressorts zuständige Chefredakteurin Gabi Waldner-Pammesberger. Sie schlägt ORF-General Roland Weißmann auf dieser Basis Bewerberinnen und Bewerber vor, dieser bestellt sie. Die betroffenen Redaktionen stimmen laut ORF-Redaktionsstatut davor noch über die Kandidatinnen und Kandidaten ab, ihr Votum bindet den ORF-Chef aber nicht bei der Entscheidung. Weicht er von den Wünschen der Redaktion ab, muss er dies gegenüber ihrer Vertretung begründen, bevor er bestellt.

Die vier Ressortleitungen und Vizes sollen, so hört man auf dem Küniglberg, nach Geschlechtern und bisherigen Betätigungsfeldern ausgeglichen besetzt werden – Männer und Frauen, Radio und Fernsehen, damit sich möglichst viele in den nun multimedial zusammengelegten Ressorts repräsentiert fühlen.

Namedropping auf dem Küniglberg

Als aussichtsreicher Kandidat für die Innenpolitik wird seit langem schon der bisherige Radio-Politikchef Klaus Webhofer gehandelt. Spekuliert wird noch über den Stellvertreter – als Möglichkeit gilt hier Peter Unger. Er war Favorit der Belegschaft für die Chefredaktion des Landesstudios Wien, wo er "Wien heute" leitete, wechselte danach in die TV-Innenpolitik und ist einer der Chefs vom Dienst der "ZiB" um 19.30 Uhr. In der Innenpolitik gab es sieben Bewerbungen sowie sechs für die Stellvertretung, davon drei Doppelbewerbungen.

Mehrere Quellen auf dem Küniglberg wollen großes Interesse der Wirtschaftskammer an der Besetzung des ORF-Wirtschaftsressorts wahrgenommen haben, manche sprechen auch von Druck. Das Bewerberinnenfeld ist hier das breiteste: Zehn Bewerbungen für die Führung des Ressorts, neun für die Stellvertretung, davon sieben Doppelbewerbungen. Auch einzelne Kandidatinnen und Kandidaten von außen sollen sich um die ORF-Wirtschaft beworben haben. Die Wirtschaft dürfte in der geplanten Systematik wieder weiblich geführt werden. Spekuliert wird etwa über Kristina Stiller und Astrid Petermann, beworben haben sich offenbar auch die bisherige Ressortchefin Barbara Battisti und Hanna Sommersacher.

Für die Außenpolitik wird Johannes Marlovits hoch gehandelt, langjähriger Korrespondent und auch schon "ZiB"-Moderator. Nach dem TV/Radio-Muster könnte bei der Stellvertretung das Radio zum Zug kommen. Spekuliert wird über Karin Koller als Vize.

Die Chronik dürfte die bisherige TV-Ressortchefin Claudia Lahnsteiner künftig multimedial führen. Als mögliche Stellvertreterin wird Barbara Gansfuß gehandelt.

Mit den Ressortleitungen und Vizes wurde auch die Leitung und Koordination der Ö1-Information ausgeschrieben, auch hier dürfte es in nächster Zeit Hearings geben. Dazu gehören neben den "Journalen" auch "Journal-Panorama", "Doublecheck", "Klartext" und "Saldo". Hier soll sich etwa Christian Williwald, bekannt aus den "Journalen", beworben haben unter insgesamt fünf an diesem Job Interessierten.

"Studio 2", "Guten Morgen" und "Im Zentrum" brauchen Chefs

Mit weiteren Ausschreibungen nach den News-Redaktionen ist zu rechnen: In der Newsroom-Struktur sind noch eine Sendungsleitung für die ORF-1-Nachrichten inklusive "ZiB 3" und "ZiB Zack Mini" sowie eine für die chronikalen Tagesformate "Guten Morgen Österreich", "Aktuell" nach 13 und 17 Uhr, für "Studio 2" und "Konkret" zu besetzen.

Mit dem Abgang von Matthias Schmelzer brauchen auch die Diskussionsformate wie "Im Zentrum" eine neue Leitung; sie werden derzeit evaluiert. Schmelzer soll sich mit guten Chancen um eine der neuen Führungsfunktionen im Newsroom beworben haben. (fid, 24.1.2024)