Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Am Mittwoch endet die Bewerbungsfrist für Schlüsselstellen in Österreichs größter Newsredaktion mit rund 370 Journalistinnen und Journalisten. Gabi Waldner-Pammesberger ist in der neu bestellten Chefredaktion des ORF für die multimedialen Ressorts von Innenpolitik und Außenpolitik über Wirtschaft bis Chronik zuständig. Für die Ausschreibung und die Managementhearings der Bewerberinnen und Bewerber für Ressortleitung und Stellvertretung ist sie zuständig.
Hearings für Ressortchefinnen und Chefs
Der ORF hat die – bisher nach Medien besetzten – Ressortleitungen nun medienübergreifend ausgeschrieben, ebenso deren Stellvertreterinnen oder Stellvertreter. Der Bewerbung folgen Hearings vor Führungskräften, die Waldner-Pammesberger einlädt und mit dem Betriebsrat abklären muss, sowie Hearings vor den jeweiligen Redaktionen. Die können dann über ihre künftigen Führungskräfte abstimmen.
Waldner-Pammesberger schlägt dann die aus ihrer Sicht geeignetsten Bewerberinnen und Bewerber ORF-Generaldirektor Roland Weißmann vor. Der ORF-General entscheidet über alle Besetzungen im ORF unter dem Direktorium. Vom Votum der Redakteurinnen und Redakteure abweichende Bestellungen muss er der Redaktionsvertretung vorab begründen.
Wer könnte es werden?
Als wahrscheinlicher Kandidat für die Ressortleitung Innenpolitik wird der bisherige Radio-Ressortchef Klaus Webhofer gehandelt. In der Außenpolitik legte der lange als chancenreichster Kandidat für die multimediale Ressortleitung, Radio-Ressortleiter Hartmut Fiedler, seine Führungsfunktion zurück – laut Korrespondenten und Korrespondentinnen aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen im nun vereinten ORF-Newsroom auf dem Küniglberg. Die Chronik könnte – wie bisher das Ressort im TV – Claudia Lahnsteiner führen. Die Wirtschaft leitet derzeit Barbara Battisti, auf ihre Bestellung zur multimedialen Ressortleitung wird auf dem Küniglberg allerdings nach STANDARD-Infos nicht ganz so hoch gewettet.
In der Wirtschaft gab es zuletzt Verwerfungen mit einer inzwischen gekündigten Redakteurin, die Vorgaben der Ressortchefin für Fragen an Wirtschaftsminister Martin Kocher nicht folgen wollte; die Redakteurin befasste das Arbeits- und Sozialgericht damit.
Reaktion: Ressortchefin Barbara Battisti verweist auf frühere Stellungnahmen, dass "es derartige Vorgaben nie gegeben hat, ebensowenig wie jede andere Form des Eingriffs in die redaktionelle Arbeit der Redakteurin".
Zwei weitere, langjährige Mitglieder des Wirtschaftsressorts – Manuel Marold und Ellen Lemberger – wollten die Veränderungen dort nach STANDARD-Infos nicht mittragen und verabschieden sich vorzeitig vom ORF. Battisti widerspricht in ihrer Reaktion auch dieser Information des STANDARD: Die Abgänge hätten "nichts mit den Veränderungen im ORF zu tun". (Harald Fidler, 8.1.2023)