Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Eva Reiter-Kluger leitet die mit Neujahr startende ORF-Streamingplattform ORF On, und von der hört man naturgemäß zum Start einmal eine Menge in den ORF-Programmen und drumherum. ORF On soll – nun aber wirklich – den lange angekündigten Umbau des ORF vom Rundfunkunternehmen zur (Medien-)Plattform bringen. Ermöglicht hat diesen Schritt in Richtung Streaming das neue ORF-Gesetz, das auch gleich den ORF-Beitrag von allen brachte.

Eva Reiter-Kluger leitet nach der TVthek auch die neue Streamingplattform ORF On.
Eva Reiter-Kluger leitet nach der TVthek auch die neue Streamingplattform ORF On.
ORF Roman Zach-Kiesling Bearbeitung DER STANDARD Lukas Friesenbichler

Ende der Sieben-Tage-Regel

Eva Reiter-Kluger leitet schon bisher die TVthek des ORF, den Vorläufer von ORF On, den der öffentlich-rechtliche Medienkonzern nun aus dem Netz nimmt. Der erste Anlauf in Richtung Streaming war eine Mediathek unter den Bedingungen des bisherigen ORF-Gesetzes: Was im linearen Fernsehen läuft, darf sieben Tage nach Ausstrahlung auf Abruf bereitgehalten werden. Ausgenommen waren schon bisher etwa zeithistorische Archive.

Der ORF feiert nun das "Ende der Sieben-Tage-Regel" mit jenem der TVthek. Bis zu einem halben Jahr dürfen nun Eigenproduktionen und Auftragsproduktionen des ORF – wie den Headliner "Biester" zum Start – angeboten werden. Nur spätestens 24 Stunden nach dem Streamingstart müssen sie auch im linearen Fernsehen gezeigt werden, sagt das Gesetz. Und nach sechs Monaten gehen nach der nächsten TV-Ausstrahlung wieder weitere sechs Monate. ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz kündigte bei der Präsentation von ORF On an, dass "Biester" und ähnliche Produktionen mit weiteren linearen Ausstrahlungen online bleiben sollen.

Joyn als Gegner

ORF-General Roland Weißmann hat für ORF On als Ziel ausgegeben, die größte österreichische Streamingplattform zu werden. Dafür muss das neue ORF-Angebot das österreichische Joyn der ProSiebenSat1Puls4-Gruppe überholen, das Anfang Mai 2023 – nach dem ersten Anlauf "Zappn" – neu gestartet ist. Joyn kommt laut P7S1P4-Infodirektorin Corinna Milborn auf "deutlich über eine Million 'monthly active user' mit zwei Stunden täglicher Nutzungsdauer". 40 Prozent dieser Userinnen und User seien unter 30, betonte Milborn.

Joyn zeigt Livestreams auch des ORF und anderer Privatsender wie Servus TV. Auch im ORF-Streaming ist auf Sicht die Übernahme von Liveinhalten anderer Sender rechtlich möglich.

TVthek, Flimmit, Fidelio

Auf Netflix wollte der ORF schon vor ORF On Antworten finden: 2015 startete der ORF das zugekaufte österreichische Streamingportal Flimmit neu als Bezahlangebot für Filme, Serien, Dokus, Kabarett mit österreichischem und europäischem Schwerpunkt. Kommerziell war sie kein Erfolg, der ORF beantragte Gebührenfinanzierung, die die Medienbehörde 2019 genehmigte. 2023 stellte der ORF Flimmit ebenso ein wie das als "Netflix der Klassik" gemeinte Streamingportal Fidelio beziehungsweise später Myfidelio. ORF-Managerin Petra Höfer, die beide Plattformen zuletzt sehr engagiert führte, soll noch kein neues Jobangebot nach ihren Vorstellungen im ORF bekommen haben. Sie will sich dazu nicht äußern.

Die Hauptabteilung Online und Neue Medien leitet seit April 2022 fix Stefan Pollach, zuvor Projektmanager von ORF.at und ab 2020 mit der Umsetzung neuer Streamingangebote für den ORF beschäftigt. Im Online- und Streamingbereich sind nach Infos aus dem ORF in den ersten Monaten 2024 neue Ausschreibungen geplant, wenn die Ausschreibungen und Hearings für neue Ressortleiterinnen und Ressortleiter im Newsroom erledigt sind. Dafür endet die Bewerbungsfrist am 10. Jänner. (fid, 31.12.2023)