Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Journalismusgewerkschafter Eike Kullmann führt ab Mitte Jänner zähe Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag (KV) für Tages- und Wochenzeitungen. Der Zeitungsverband hat den KV schon im September überraschend gekündigt, die Kündigung später zurückgenommen. Nun sind die Forderungen für einen neuen KV ausgetauscht, im Jänner beginnen die Gespräche. So viel lässt sich von außen sagen: Es wird hart.

Journalismusgewerkschafter Eike Kullmann verhandelt einen neuen Kollektivvertrag für die Medienbranche.
Journalismusgewerkschafter Eike Kullmann verhandelt einen neuen Kollektivvertrag für die Medienbranche.
OÖN/Weihbold

"Generationengerechtigkeit schaut anders aus"

Journalismusgewerkschafter Kullmann will sich vor Beginn der Gespräche im Jänner auf STANDARD-Frage nicht inhaltlich äußern. Nach einer ersten Verhandlungsrunde im Jänner werde man voraussichtlich die Journalistinnen und Journalisten über den Stand der Gespräche über einen neuen Kollektivvertrag informieren.

Seinen Eindruck von den Vorstellungen des Zeitungsverbands VÖZ beschreibt er auf Nachfrage aber doch – allgemein, aber hörbar irritiert. Die Verleger würden als Ziel ihrer Vorschläge von "Generationengerechtigkeit" sprechen. Kullmann kann keine darin erkennen, "dass man den älteren Kolleginnen und Kollegen viel wegnehmen will und den jüngeren ein bisschen", sagt der Gewerkschaftsvorsitzende der Journalistinnen und Journalisten in der Gewerkschaft der Privatangestellten: "Meine Definition von Generationengerechtigkeit schaut anders aus."

Sonderregelungen für Journalistinnen und Journalisten

Der Kollektivvertrag für Redakteurinnen und Redakteure von Tages- und Wochenzeitungen wurde zuletzt 2013 nach einer Kündigung durch den Zeitungsverband neu formuliert und Sonderregelungen für Journalistinnen und Journalisten verschlechtert. Eine neuerliche Reduktion solcher Sonderregelungen verlangt nun der Zeitungsverband, sofern sie nicht vom Journalistengesetz von 1920 vorgeschrieben sind, wie längere Kündigungsfristen und mehr Urlaub. Der Kollektivvertrag sieht automatische Gehaltsvorrückungen (etwa alle fünf Jahre) vor, die 2013 schon abgeflacht wurden, er sieht Zuschläge für Wochenenddienste vor und 14 Gehälter pro Jahr.

Der Zeitungsverband verweist auf die wirtschaftlich äußerst schwierige Lage der Medienbranche: Werbeeinnahmen gehen großteils an internationale Digitalkonzerne wie Alphabet, Meta und Bytedance. Personalkosten, Energiekosten und Papierpreise seien mit der Inflation gewaltig in die Höhe geschnellt, die zeitgerechte Zustellung von Printprodukten immer aufwendiger. 2023 wurde bei einigen Medienhäusern journalistisches Personal abgebaut, weitere Kürzungen in der Branche werden für 2024 erwartet.

Im VÖZ-Verhandlungsteam für die Kollektivverträge sitzt etwa schon seit 2023 Richard Grasl, ab 2024 "Kurier"-Geschäftsführer. Der Präsident des Zeitungsverbands, Styria-CEO Markus Mair, wird seine Funktion im Juni 2024 nach drei Amtszeiten zurücklegen, als möglicher Kandidat für die Nachfolge gilt Maximilian Dasch von den "Salzburger Nachrichten".

Die Verhandlungen über einen neuen KV sollen spätestens bis zum 15. September 2024 abgeschlossen sein – andernfalls wird der geltende Kollektivvertrag nicht mehr jährlich, sondern monatlich kündbar. Während der Verhandlungen verpflichteten sich beide Seiten dazu, auf Arbeitskampfmaßnahmen zu verzichten. (fid, 26.12.2023)