Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Stefanie Groiss-Horowitz verantwortet als Programmdirektorin mit TV und nun auch Streamingproduktionen sehr sichtbare Teile des öffentlich-rechtlichen ORF von "Biester" bis Sport, von Shows bis Wissenschaft, Kultur und Religion. Zum Programm und seiner Qualität hat praktisch jeder und jede eine Meinung – ganz besonders, wenn ab 2024 auch praktisch alle dafür ORF-Beitrag zahlen müssen.

Abschied von US-Serien in ORF 1: ORF-Programmdirektorin Stephanie Groiss-Horowitz.
Abschied von US-Serien in ORF 1: ORF-Programmdirektorin Stephanie Groiss-Horowitz.
Christian Fischer, Bearbeitung DER STANDARD

"Lassen US-Verträge auslaufen"

Warum soll ich zahlen, wenn ORF 1 den lieben langen Tag und viele Abende US-Serien und Blockbuster rauf- und runterspielt? So lautet eine der häufigsten Fragen zum neuen ORF-Beitrag, der ab 2024 unabhängig von Empfang und Empfangsgeräten von allen Hauptwohnsitzen und Unternehmen (mit Ausnahmen und Befreiungen) eingehoben wird. Die Frage ist auch einer der beliebtesten Kritikpunkte etwa der FPÖ, die den öffentlich-rechtlichen ORF, derzeit mit Abstand größter Medienkonzern im Land, auf einen "Grundfunk" zusammenkürzen will.

Der ORF arbeitet entsprechend gezielt an diesem Angriffspunkt, erklärt Groiss-Horowitz auf Anfrage: "Wir bauen ORF 1 weiter kontinuierlich um von US-Kaufprogrammen zu einem klaren österreichischen Familien- und Eventsender." Wohl auch, um den ORF aus der Schusslinie politischer Angriffe zu nehmen.

Groiss: "Wir haben nach jahrelangen Diskussionen nun konsequent alle US-Verträge für die Daytime auslaufen lassen." Noch dürften diese Verträge ein wenig weiter auslaufen: Auch im Jänner hört man es am Vormittag in ORF 1 noch hämmern, findet Scrubs und Modern Family im Programm. Über weite Strecken haben aber Wiederholungen von Soko Donau am Nachmittag und Quizformate danach übernommen.

"Biester"-Kunstgriff im Streaming

Erklärtes Ziel der Programmdirektion ist, Budgets von bisher vielfach versorgten Zielgruppen weg zu jüngerem Publikum und Richtung Streaming zu verlagern. Die deutlich jünger besetzte "Vorstadtweiber"-Nachfolgeserie "Biester" läuft ab Jänner offiziell zuerst auf dem neu startenden Streamingportal ORF On.

So zeitgemäß geht es mit dem Streaming im ORF aber nur mit einem wirklich originell klingenden Kunstgriff: Online Only oder Online First erlaubt das ORF-Gesetz in diesem Feld nicht, also wird der ORF nach eigenen Angaben die aufwendige "Biester"-Produktion der MR Film erst einmal irgendwo im linearen TV-Nachtprogramm versteckt abspielen, damit er mit den "Biestern" im Stream im Jänner seine neue Streamingplattform bewerben kann. Erst ab 19. Februar sollen sie dann zur besten TV-Sendezeit ihre offizielle Fernsehpremiere haben.

Wissenschaft vereint

Hören wird man wohl Anfang 2024 noch von der Zusammenlegung der Wissenschaftsredaktionen von TV, Radio und Online zu einem "Wissenschaftscluster" in der Verantwortung der Programmdirektion. Der nächste große Umbau nach Sport und Religion – am multimedialen Newsroom, der zur Generaldirektion gehört, wird ja noch mit der bis 10. Jänner laufenden Ausschreibungen für die Ressortleitungen gebastelt. Auch die ORF-Kultur geht in einen solchen multimedialen Kulturwandel. (fid, 24.12.2023)