Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Von Martin Fleischhacker zum Beispiel, wenn er Mitte 2024 einen neuen Vertrag als Geschäftsführer der republikseigenen Wiener Zeitung GmbH braucht – mit Verlängerung ist zu rechnen. Von Fleischhacker wird man aber ebenso bei der anstehenden Bestellung eines (vielleicht nicht gänzlich) neuen Chefredakteurs für die "WZ" hören, wie die "Wiener Zeitung" online sich seit ihrem Ende als Tageszeitung Mitte 2023 nennt. Ein bisschen dauern indes wird es noch mit der neuen, gedruckten Ausgabe der "WZ".

Will die republikseigene Wiener Zeitung GmbH über Mitte 2024 hinaus führen: Martin Fleischhacker.
Will die republikseigene Wiener Zeitung GmbH über Mitte 2024 hinaus führen: Martin Fleischhacker.
Wiener Zeitung GmbH / Luiza Puiu via OTS

Ohne Papier

"Qualitätsjournalismus geht auch ohne Papier": Mit dieser auch in der kleinen österreichischen Medienwelt nicht ungewöhnlichen Ansage betitelte die stellvertretende Chefredakteurin Katharina Schmidt ihr Editorial zum Neustart der "WZ" im Juli 2023. Mit Ende Juni hatte die Republik ihre "Wiener Zeitung" als gedruckte Tageszeitung eingestellt, um Unternehmen Pflichtveröffentlichungen in ihrem Amtsblatt zu ersparen, die die Zeitung über Jahrzehnte größtenteils finanzierten.

Nicht nur die Eigentümerschaft der Tageszeitung, die Republik Österreich in Gestalt des Bundeskanzleramts, war ein Unikum in der westlichen Welt. Die "Wiener Zeitung" war mit etwas mehr als 300 Jahren die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt.

Nun finanziert die Republik aus dem Budget das Onlinemedium "WZ", die Redaktion hat ein Statut, und Regierung wie Geschäftsführung betonen ihre Unabhängigkeit. 7,5 Millionen Euro sieht das Gesetz über die Wiener Zeitung GmbH pro Jahr für das Onlinemedium vor, sechs Millionen für den Media-Hub der Wiener Zeitung GmbH mit Journalismusausbildung und weitere drei Millionen für eine Verlautbarungsplattform der Republik, die sie mit dem Bundesrechenzentrum organisiert.

Papier später

"Ab Jänner 2024 gibt es tatsächlich auch wieder ein Printprodukt", kündigte Vize-Chefredakteurin Schmidt in ihrem Editorial zum Neustart der "WZ" an. Aber schon da klang das Vorhaben noch nicht sehr konkret: "Wie das aussehen wird, wissen wir allerdings selbst noch nicht."

Das wird doch noch ein bisschen dauern, bestätigt "WZ"-Geschäftsführer Fleischhacker auf Anfrage. DER STANDARD hörte über das geplant zehnmal jährlich erscheinende Magazin, es könnte erst gegen Jahresmitte 2024 auf den Markt kommen. Fleischhacker auf Anfrage dazu: "Die Redaktion und Produktentwicklung der WZ arbeiten zurzeit mit Hochdruck am Printformat. Wir gehen davon aus, dass dieses im zweiten Quartal 2024 erscheinen wird." Das zweite Quartal reicht ja bis 30. Juni.

Das Bundesgesetz über die Wiener Zeitung GmbH lässt für die Printproduktion ohnehin einen weiten Spielraum: Das Printprodukt soll sie nur "nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel" herausgeben, der Erscheinungsrhythmus von zehnmal jährlich ist nicht im Gesetz, aber in den Erläuterungen dazu als Klammerausdruck zu finden.

Chefredakteur wird bestellt

Vor dem Printprodukt kommt also erst einmal die Bestellung des Chefredakteurs oder der Chefredakteurin. 56 Menschen haben sich für die laut Ausschreibung mit 100.000 Euro Jahresgehalt dotierte Funktion beworben, berichtete Horizont zuletzt. In der Woche vor Weihnachten gab es laut Fleischhacker "kommissionelle Hearings der top-gereihten Kandidat:innen".

Bevor er "die erstgereihte Person" (Fleischhacker) bestellen kann, muss laut Statut noch die Redaktion über die (geplante) Besetzung abstimmen. Die Redaktion ist nach dem Ende der Tageszeitung und einer Reihe von aufgelösten Dienstverhältnissen auf rund 20 Mitglieder geschrumpft. Die Abstimmung über den neuen Chefredakteur oder die Chefredakteurin wirft allerdings die Frage auf, wer da stimmberechtigt ist. Denn einige der unfreiwillig verabschiedeten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – einzelne bewarben sich auch um die Chefredaktion – haben teils noch bis ins Jahr 2025 reichende Kündigungsfristen. Gut möglich, dass sie noch mitstimmen können.

Für die Funktion des Chefredakteurs wurde in den vergangenen Monaten etwa Sebastian Pumberger gehandelt, der Mitte 2023 als stellvertretender Chefredakteur zum "WZ"-Team stieß. Pumberger war vorher Onlinechef bei "Profil", davor lange Chef vom Dienst Online beim STANDARD. Derzeit ist Pumberger in Karenz.

Update 8. Jänner 2024: Katharina Schmidt wird von Geschäftsführer Fleischhacker als definitive Chefredakteurin nominiert, die Abstimmung in der Redaktion steht zu diesem Zeitpunkt noch aus.

Fleischhacker will weitermachen

Fleischhacker will sich auf einen Bestellungstermin für die Chefredaktion noch nicht festlegen: "Da über die erstgereihte Person noch die Redaktion der 'WZ' abstimmen muss, kann ich noch nicht sagen, zu welchem Termin die Person bestellt werden kann."

Bestimmter seine Antwort auf die STANDARD-Frage, ob er auch über Mitte 2024 hinaus Geschäftsführer der Wiener Zeitung GmbH bleiben will: "Ich werde mich wieder bewerben, es gibt noch einiges zu tun." Seine Verlängerung wirkt ziemlich wahrscheinlich. (Harald Fidler, 30.12.2023)