Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Goetz Hoefer ist seit einem Jahr Programmdirektor von Servus TV, er feierte gerade ein solides Quotenjahr 2023 mit 4,3 Prozent Marktanteil und als erster Privatsender überhaupt fünf Prozent im vergangenen November, jeweils beim Gesamtpublikum ab zwölf Jahren. 2024 wird für Servus TV wohl dank Österreich-Spielen bei der Fußball-EM in Deutschland und des Formel-1-Grand-Prix von Österreich exklusiv eher kein schlechtes Quotenjahr. In Fiction und Doku hat der Red-Bull-Sender auch einiges vor.

Goetz Hoefer ist Programmdirektor bei Servus TV und schaut in ein aussichtsreiches Quotenjahr 2024.
Goetz Hoefer ist Programmdirektor bei Servus TV und schaut auf ein aussichtsreiches Quotenjahr 2024.
Servus TV Wolfgang Lienbacher Bearbeitung DER STANDARD Heidi Seywald

Fußball-EM und Formel 1

Bei der Fußballeuropameisterschaft der Männer zeigt Servus TV die Spiele der Nationalmannschaft und insgesamt 31 Partien exklusiv, darunter das Eröffnungsspiel, beide Halbfinali und das Finale.

Von der Champions League verabschiedet sich Servus TV mit der laufenden Saison –Canal+ hat sich Free-TV-Rechte ab der nächsten geleistet. Bis dahin zeigt der Salzburger Sender mittwochs live ein Topspiel, zudem das Finale am 1. Juni im Wembley-Stadion in London. Auch die Endspiele in der UEFA Europa League im Mai in Dublin, der UEFA Europa Conference League Ende Mai in Athen und des DFB-Pokals am 25. Mai in Berlin laufen dort.

Seine Formel-1-Rechte teilt Servus TV zwar wieder mit dem ORF, aber diesmal ist der Red-Bull-Sender dran mit der Liveübertragung des Grand Prix von Österreich aus Spielberg. Servus zeigt neuerlich zwölf Rennen der Formel-1-WM live, darunter den Auftakt in Bahrain, zudem Imola, Spa und Zandvoort. Mit der Formel 1 hatte Servus TV in der Saison 2023 3,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Formel E zeigen Servus TV und Servus TV On ebenfalls live, 17 Rennen stehen 2024 am Programm, Saisonstart ist am 13. Jänner in Mexiko.

Den 37. America's Cup gibt es auch noch live bei Servus, ebenso täglich ein Spiel des Australian Open 2024 ab 14. Jänner.

"Schöne Heimat", viele Promis

Der als Heimatsender positionierte Red-Bull-Kanal widmet sich im Dokusegment schon ab 5. Jänner in drei Teilen "Pisten, Party, Pulverschnee", ab 23. Februar dann "Das ist Österreich" in neun Teilen, zu jedem Bundesland eines, durch das ein prominenter Mensch führt. Land und Leute als eine Art Roadmovie versprechen Pascal Kitzmüller und Karl Weixelbaumer in "Lasst's ma's schee griaßn": Sie richten Grüße "von Promi zu Promi" aus und erkunden bei der Gelegenheit "die schöne Heimat". Eine neue Staffel "Winzerlegenden" dräut ebenso, neue Folgen "Fahndung Österreich", außerdem neue Folgen der "Promi-Quizjagd".

"Terra Mater" sorgt mit dem Dreiteiler "Der Geparden-Clan" für weniger heimatorientierte Dokuperspektive.

Ostrowskis Trost und letzter Jodler

Mit dem Red-Bull-Konzern im Rücken kann sich Servus TV nicht nur Sport, sondern als einziger österreichischer Privatsender auch Fiction leisten. 2024 ermitteln erstmals Michael Ostrowski und Bea Brocks als Kommissare Armin Trost und Annette Rath in "Trost und Rath". Das Drehbuch nach dem Kriminalroman "Der Tod tanzt in Graz" von Robert Preis stammt von Nikolaus Leytner und Anton Maria Aigner, Regie führt Nikolaus Leytner.

Für Herbst 2024 hat Servus TV noch einen weiteren Altausseekrimi, der fünfte trägt den Titel "Der letzte Jodler". Mit Senderchef Ferdinand Wegscheider als Dorfpfarrer könnte wieder zu rechnen sein.

Wegscheider ist "nicht der Typ, der mit 65 in Pension geht"

Goetz Hoefer ist als Programmdirektor gesamtverantwortlich für das Programm von Servus TV, einschließlich Sport. Er berichtet direkt an den Intendanten Ferdinand Wegscheider. Als Hoefer Anfang 2023 – wenige Wochen nach dem Tod von Konzerngründer und Servus-TV-Mastermind Dietrich Mateschitz – beim Sender begann, lag der Verdacht nahe, der etwa wegen seines Wochenkommentars "Der Wegscheider" in der Außenwahrnehmung umstrittene Senderchef hätte in ihm einen Nachfolger gefunden, der die Grundtonalität des Senders auch weiterführen könnte.

Wegscheider nahm sich 2023 auch eine Auszeit, die zu Spekulationen anregte. Im Interview mit den "Salzburger Nachrichten" sagte Wegscheider im November 2023 dazu: "Dass das zu allerlei Gerüchten geführt hat, nehme ich so zur Kenntnis – rückblickend sogar durchaus humorvoll. In Wiener Journalistenkreisen kursierte ja sogar, man hätte mich in den Krankenstand geschickt und zum Jahreswechsel schickt man mich in Frühpension. Das ist Humbug. Was aber durchaus positiv war: Ein Jahr zuvor wäre es wesentlich schwieriger gewesen, die Auszeit zu nehmen. Denn da hatten wir keinen Programmdirektor. Die Übergabe an Goetz – hin und zurück – hat ideal funktioniert. So wie unsere Zusammenarbeit grundsätzlich ideal funktioniert."

Assistent gesucht, Programmdirektor gefunden

Spielt Wegscheider nun mit dem Gedanken, kürzerzutreten oder die Senderführung abzugeben? "Wer das primär entscheidet, ist der da oben, der Herrgott. Aber wenn es mir die Gesundheit vergönnt, bin ich nicht der Typ, der mit 65 in Pension geht", sagte Wegscheider in dem Interview dazu.

Servus TV habe keinen Nachfolger suchen lassen, sondern eigentlich erst einen "Assistenten" für den Intendanten, sagt Wegscheider dort noch. Unterwegs "kam dann die Frage auf, ob es nicht Sinn macht, einen Programmdirektor zu installieren, der eigenständig agieren kann. Und als Goetz und ich uns dann kennengelernt haben, haben wir gleich gemerkt, das passt ideal."

Wegscheider wird am 2. September 2024 64, Hoefer ist knapp zehn Jahre jünger und wird am 19. November 54. Und bis 2027 soll der Mutterkonzern Servus TV, das in Dietrich Mateschitz seinen größten Fan hatte, einen wirtschaftlicheren Kurs als bisher vorgegeben haben, erzählen mehrere Quellen im Red-Bull-Konzern. (fid, 4.1.24)